Dörfer in Licê weiter vom Militär umstellt

Im Landkreis Licê sind mehrere Dörfer seit Tagen vollständig durch das Militär abgeriegelt. Es kommt zu Razzien, Festnahmen und Übergriffen.

Die Siedlungen Mişrif (tr. Bağlan), Huseynîk (Arıklı), Dêrxust (Dibek) und Cinezûr (Çağdaş) sind seit dem 9. Januar vollständig vom türkischen Militär abgeriegelt. Soldaten stürmen immer wieder Häuser, misshandeln und bedrohen Dorfbewohner*innen. In Mişrif wurde Mehmet Şah Bozkuş wegen „Mitgliedschaft in einer Terrororganisation“ verhaftet, seine Ehefrau Azize Bozkuş wurde wieder freigelassen wurde.

Das Paar aus dem Dorf Mişrif war am Samstag bei einer Hausstürmung am Rande einer luftunterstützten Operation festgenommen worden. Aufnahmen des kurdischen Fernsehsenders Medya Haber zeigen die verwüstete Wohnung der beiden. Zeugenangaben zufolge sind sie bei der Festnahme von Soldaten misshandelt worden.

Festnahmen in Dêrxust

Am Dienstag sind in Dêrxust der 63-jährige Sıddık Özkan sowie Ferhat Özkan und Ömer Yıldırım festgenommen worden. Die drei befinden sich weiterhin im Gewahrsam. Die sogenannte Antiterroroperation des Militärs hätte am Dienstag enden sollen, die Dörfer sind jedoch weiterhin abgeriegelt. Bewohner*innen können nur nach der Aufnahme ihrer Personalien nach Hause gehen.

Auseinandersetzungen zwischen Militär und Guerilla

Hintergrund sollen Auseinandersetzungen zwischen Angehörigen der Volksverteidigungskräfte (Hêzên Parastina Gel, HPG) und türkischen Soldaten sein, zu denen es am Samstag im Vorfeld der Militärbelagerung gekommen sein soll. Bei den Gefechten ist offiziellen Angaben zufolge ein Soldat ums Leben gekommen und mindestens drei weitere wurden verletzt. Medya Haber berichtete von einer weitaus höheren Zahl tödlicher Verluste in den Reihen der türkischen Armee. Die Agentur Mezopotamya (MA) meldete, dass die Bewohnerinnen und Bewohner der abgeriegelten Dörfer von Militärs mit dem Tod bedroht wurden. Die HPG haben sich zu den Vorfällen in Licê bislang nicht geäußert.