Die Kalaschnikow und die Kugeln der Guerilla

„Die kurdische Bewegung ist gegen Krieg. Wir wollen ein freies und geschwisterliches Zusammenleben aller Völker. Die einzige Sprache, die der Feind versteht, sind jedoch die Kalaschnikow und die Kugeln der Guerilla“, sagt der HPG-Kämpfer Bengîn Barmanî.

Der HPG-Kämpfer Bengîn Barmanî hat sich gegenüber ANF zur türkischen Besatzungsoperation in den Medya-Verteidigungsgebieten und dem Widerstand der Guerilla geäußert und ist in seiner Bewertung auch auf den Hungerstreik politischer Gefangener in der Türkei und die Einstellung der kurdischen Bewegung zum Krieg eingegangen:

„Der Feind ist im Februar mit einem hohen Anspruch nach Gare gekommen. Er wollte das Guerillahauptquartier angreifen und der Guerilla einen vernichtenden Schlag versetzen. Diesen Plan haben Heval Şoreş und seine Kampfgefährten zunichte gemacht. Der Feind wurde dadurch geschwächt und wir wussten, dass es nach diesem Schlag zu noch größeren Angriffen kommen wird. Wir kämpfen jetzt mit dem Widerstandsgeist von Heval Şoreş. Der Feind wollte sich nach der Gare-Operation in Metîna und im Zagros niederlassen. Der Kampf der Guerilla dagegen dauert an. Bei dieser Gelegenheit möchte ich alle Weggefährt:innen grüßen, die in ihren Stellungen Widerstand gegen den Feind leisten.

Ich grüße auch die Freundinnen und Freunde, die seit langer Zeit im Gefängnis im Hungerstreik gegen die Isolation sind. Sie beteiligen sich unter sehr schwierigen Umständen an der Offensive ,Zeit für Freiheit' und ich verneige mich voller Respekt vor ihrem Widerstand. Die Gefängnisse und die Berge ergänzen sich gegenseitig. Ich grüße auch den Widerstand in Mexmûr und Griechenland. Dass der Feind keinen Dialog will, wissen wir inzwischen nur zu gut. Die Guerilla, die im Moment in den Gebieten Metîna, Zagros, Zap und Avaşîn kämpft, weiß, wie sie dem Feind eine Niederlage zufügt. Es finden jeden Tag Aktionen gegen den Feind statt. Jede Kämpferin und jeder Kämpfer schreibt eine Widerstandslegende. Es handelt sich um einen Krieg von historischer Bedeutung. Der Feind will mit der PKK das kurdische Volk vernichten. Und wir wollen ihn nicht nur aus Başûr [Südkurdistan], sondern aus ganz Kurdistan vertreiben.“

Wir beziehen unsere Kraft aus den Gefallenen und aus dem Volk“

Die Guerilla muss in ihrem Widerstand gegen die türkische Besatzung unterstützt werden, betont der HPG-Kämpfer: „Der Krieg findet in allen Teilen Kurdistans statt. Wir kämpfen mit der Strategie eines revolutionären Volkskrieges. Zweifellos ist das andere Standbein dieses Kampfes die Bevölkerung. Wir haben Erwartungen an unser Volk. Es gibt eine hundertjährige Tradition des Aufstands und Widerstands. Der Feind setzt alle möglichen Unterdrückungsmaßnahmen ein, aber die Menschen müssen trotzdem das Notwendige tun. Die Kinder dieses Volkes kämpfen seit Jahren in den Bergen für Kurdistan. Wir haben nur unser Leben und sind bereit, es für Kurdistan zu opfern.

In Kurdistan sind alle Kinder in Gefahr. Niemand weiß, wann der Feind eine Kugel abfeuert oder jemanden ins Gefängnis steckt. Angesichts dieser Situation kann die Gesellschaft kein ruhiges Gewissen haben. Deshalb muss das Volk sich unter allen Umständen am Kampf beteiligen. In den Dörfern und Städten muss der Widerstand von Gare und Zagros unterstützt werden, auch wenn nur drei Personen zusammenkommen. Das gilt vor allem für Bakur [Nordkurdistan], denn wenn der Kampf dort weiterentwickelt wird, kommen wir schneller zum Erfolg. Darauf beruht der revolutionäre Volkskrieg.

In diesem Zusammenhang appelliere ich auch an die kurdische Jugend. Der Feind ist schwächer als jemals zuvor. Von seinen Angriffen sind vor allem Jugendliche betroffen. Er setzt alle möglichen Methoden ein, von physischen Angriffen bis zur Drogenabhängigkeit. Damit nimmt er ihnen ihre Jugend. Er lässt es nicht zu, dass sie auch nur eine Sekunde an ihre Familien, an sich selbst und an die Gesellschaft denken. Er zwingt sie zu einem vollständig degenerierten Leben. In dieser Situation fällt auch den Eltern eine große Rolle zu. Sie müssen sich für ihre Kinder einsetzen und ihnen die kurdische Kultur beibringen. Es ist an der Zeit für einen Sieg und die Befreiung von Rêber Apo [Abdullah Öcalan]. Deshalb ist es wichtig, dass die Jugend Kurdistans an diesem Prozess teilnimmt. Sie muss sich an der Widerstandsoffensive beteiligen und ihre Aufgaben erfüllen. Wir haben vollstes Vertrauen zu unserem Volk und der kurdischen Jugend. Unsere Kraft beziehen wir von den Gefallenen und von unserem Volk.“

Die Wahl zwischen Kapitulation und Tod

Die Türkei werde von einem faschistischen System beherrscht, führt Bengîn Barmanî weiter aus und erklärt abschließend: „Bekanntlich hat der Feind den Beginn der aktuellen Invasion auf den Jahrestag des Genozids an den Armeniern gelegt. Als Organisation haben wir etliche Male gesagt, dass das Ziel des türkischen Besatzerstaates ein Völkermord an den Kurdinnen und Kurden ist. Wenn ein in Bakur lebender Kurde glaubt, dass ihm noch kein großer Schaden zugefügt worden ist, dann liegt das daran, dass die Guerilla diesen Völkermord bisher verhindert hat. Dieses Hindernis will der türkische Staat beseitigen, um den geplanten Genozid zu vollenden. Ohnehin basiert die Gründung der Republik Türkei auf der Aufteilung Kurdistans.

Um von den Angriffen des Feindes betroffen zu sein, reicht es aus, Kurde zu sein. Er lässt den Kurden keinen anderen Weg als Tod, Kapitulation und Türkentum. Vielleicht könnt ihr heute noch sagen, dass ihr ein bequemes Leben führt und euch schon nichts passieren wird. Das ist dank des Widerstands der Guerilla so. Ansonsten wäre es nicht möglich, als kurdischer Mensch ein ruhiges Leben zu führen. Als Bewegung sind wir gegen Krieg. Was wir wollen, ist ein freies und geschwisterliches Zusammenleben aller Völker, einschließlich des kurdischen und türkischen. Das ist Bestandteil des Systems, das wir aufbauen wollen. Wir kämpfen gezwungenermaßen gegen den Feind. Wie ich bereits gesagt habe, die faschistische AKP/MHP-Regierung will nichts von einem Dialog und Frieden wissen. Die einzige Sprache, die sie versteht, sind die Kalaschnikow und die Kugeln der Guerilla.“