Cizîr: Gewalt und Festnahmen bei Protesten gegen Stromversorger

In Cizîr finden Proteste gegen DEDAŞ statt. Hintergrund sind wiederholte Versuche des AKP-nahen Stromversorgers, in einigen Weilern „intelligente“ Stromzähler anzubringen, um sich unter dem Deckmantel des Stromdiebstahls zu bereichern.

In der nordkurdischen Kreisstadt Cizîr sind am Montag mindestens zwanzig Personen bei Protesten gegen den Stromversorger DEDAŞ festgenommen worden. Zuvor wurde die Menge von der türkischen Militärpolizei mit Tränengas und Wasserwerfern angegriffen. Mehrere Menschen wurden verletzt und befinden sich in einem Krankenhaus, darunter zwei Frauen.

Hintergrund der Proteste gegen DEDAŞ (Dicle Elektrik Dağıtım A.Ş.) sind Versuche des AKP-nahen Konzerns, in den Weilern Newala Îsaaxa und Zuran „intelligente“ Stromzähler anzubringen. Diese Zählwerke werden auf der Spitze der Strommasten installiert, offiziell zur „Bekämpfung“ von angeblichem Stromdiebstahl. Die Methode hat System und dient der DEDAŞ und anderen Energieanbietern aus dem AKP-Milieu als Instrument der schamlosen Bereicherung. Zunächst wird die Kundschaft ohne Nachweis bezichtigt, illegal Strom abzuzapfen. Zu den ohnehin aufgrund der Inflation explodierenden Kosten für Strom werden dann Unsummen an Nachzahlungen, die sich im Bereich zwischen 15.000 und 50.000 Lira bewegen, gefordert, andernfalls droht die umgehende Abschaltung. Für die Kosten und Anbringung der intelligenten Zähler müssen die Verbraucher:innen auch noch aufkommen.

Die HDP sieht dahinter eine Strategie, die bei DEDAŞ florierende Korruption zu legitimieren. Der Anbieter bereichert sich gleich doppelt, da der Staat für die vermeintlichen Einbußen aufkommt. Das glauben auch die Bewohnerinnen und Bewohner in Newala Îsaaxa und Zuran. Den vierten Tag in Folge seien dort heute mehrere Angestellte des Stromversorgers aufgetaucht, um die alten Zähler zu entfernen und neuere Geräte an den Strommasten zu montieren. Die Dorfbevölkerung verweigerte den DEDAŞ-Mitarbeitern den Zutritt in die Weiler, es kam zu hitzigen Dıskussionen. Diese uferten so sehr aus, dass die türkische Militärpolizei hinzugerufen wurde.

Die Gendarmerie fuhr mit mehreren Wasser verwerfen vor, beteiligt an dem Einsatz waren dutzende Soldaten. Neben den Wasserwerfern wurden auch Tränengaspatronen und Schlagstöcke gegen die Bewohner:innen eingesetzt, fünf Personen sind bewusstlos geworden. Aus Protest gegen die Gewalt wurde die Landstraße zwischen Cizîr und Şirnex mit brennenden Autoreifen blockiert. In der Folge kam es zu einem neuerlichen Angriff der Gendarmerie, die inzwischen wieder abgezogen ist. Bisher ist von mindestens zwanzig Festnahmen die Rede, die meisten Betroffenen gehören der Familie Ruvanas an. Die Verletzten werden in der staatlichen Klinik in Cizîr behandelt.