Berliner Frauenkonferenz: „Der 3. Weltkrieg ist bereits jetzt spürbar“

Am Wochenende fand in Berlin die erste Frauenkonferenz gegen Krieg und für Frieden statt. Im Mittelpunkt stand der Dritte Weltkrieg und die Umsetzung einer neuen internationalistischen Friedensfrauenbewegung.

Gemeinsam für Selbstbestimmung und Selbstorganisation

Unter dem Motto „Gemeinsam für Selbstbestimmung und Selbstorganisation im Dritten Weltkrieg“ kamen in Berlin am Samstag mehr als 250 Frauen verschiedenen Alters aus ganz Deutschland zusammen, um Strategien für einen gerechten Frieden weltweit zu entwickeln. Hinter der Konferenz, die im Verlagsgebäude Neues Deutschland stattfand, steht ein Aktionsbündnis von Cenî – Kurdisches Frauenbüro für Frieden e.V., der Kampagne Women Defend Rojava, KJAR (Gemeinschaft der freien Frauen Ostkurdistans), der feministischen Organisation Gemeinsam Kämpfen und die Kommunen junger Frauen.

„Der dritte Weltkrieg findet nicht nur im Mittleren Osten statt, sondern eigentlich überall auf der Welt“, fasste der Vorstand von Cenî rückblickend in einer Mitteilung zusammen. In einer Zeit, in der Krisen und Konflikte weltweit zunehmen, sei es im Sudan, in Tigray, im Kongo, in Kurdistan, Palästina und Libanon, steige auch die Gewalt gegen Frauen. Frauen seien in einem besonderen Ausmaß von Krieg betroffen, gerade durch systematische sexualisierte Gewalt. „In der aktuellen Krisen- und Kriegszeit verstärken sich patriarchale Mentalitäten in der Gesellschaft. Das zeigt sich auch in der unübersehbaren Gewalt gegen Frauen in Ländern mit vermeintlichem Frieden. So stieg in Deutschland die Gewalt an Frauen in den letzten Jahren drastisch an, sodass mittlerweile fast jeden zweiten Tag eine Frau ermordet wird. In Berlin wurden kürzlich innerhalb einer Woche zwei Frauen getötet, eine weitere überlebte nur knapp.“

Gerade deshalb sei wichtig, dass mehr und mehr Menschen, insbesondere Frauen, verstehen, dass die aktuellen Kriege sowie die antidemokratischen Entwicklungen Teil eines Phänomens sind, das von der kurdischen Frauenbewegung als „Dritter Weltkrieg“ bezeichnet wird, und in dem immer größere Eskalationsstufen drohen. Der extreme Anstieg an Feminiziden und patriarchaler Gewalt, an Umweltkatastrophen, an Repressionen, an Fluchtbewegungen und an Militarisierung seien nur einige Auswirkungen davon.

„Wir sind alle Menschen, wir verdienen alle in Frieden zu leben. Lasst uns zusammen etwas tun, lasst uns gemeinsam all das Leid beenden, dass Frauen geschieht.“ - Eine Sprecherin von Cenî | Foto: Abschlussbild der Konferenz © Gemeinsam Kämpfen

„Es wurde klar: wir müssen handeln“, betonte Cenî. Im Abschlusspanel der Konferenz sprachen die verschiedenen Rednerinnen über die jeweilige Situation ihrer Kontexte wie Palästina, Kurdistan, Deutschland und Sudan. In der nachfolgenden Diskussionsrunde wurde gemeinsam darüber gesprochen, wie die Umsetzung einer neuen internationalistischen Friedensfrauenbewegung aussehen kann. Von einigen Teilnehmerinnen wurde sehr eindeutig der Wunsch geäußert, im Angesicht der aktuellen politische Lage, jetzt etwas zu tun und nicht darauf zu warten, bis es andere für einen machen.

Konferenz Teil einer langfristigen Strategie

Die Frauenkonferenz für den Frieden ist Teil einer langfristigen Strategie, die 2018 mit der 1. Internationalen Frauenkonferenz „Revolution in the Making“ in Frankfurt am Main begann und das Ziel hat, Frauen weltweit politische Selbstwirksamkeit zu geben und angelehnt an den Demokratischen Konföderalismus einen Weltfrauenkonföderalismus aufzubauen.