Aus einer Dorfschützer-Familie zur Guerilla

Mîtan Gever stammt aus einer Dorfschützer-Familie in der nordkurdischen Provinz Colemêrg. Er selbst ist zur Guerilla gegangen und ist jetzt in den Bergen in Ostkurdistan.

Mîtan Gever ist Guerillakämpfer in den Bergen von Rojhilatê Kurdistanê (Ostkurdistan) und sagt, dass man sich wehren muss, wenn der Staat die Menschen über Hunger disziplinieren und zu Verrätern machen will.

Er ist 2000 in Geliyê Dostkî in Gever (tr. Yüksekova) auf die Welt gekommen. Als das Dorf vom türkischen Staat niedergebrannt wird, zieht die Familie nach Gever. Er wächst in einem Umfeld auf, das vom Dorfschützertum geprägt ist. Dazu sagt er: „Wenn die Bevölkerung an einem Ort in Kurdistan ihrer eigenen Kultur verbunden ist und die eigene Sprache spricht, macht das dem Staat Angst. Er tut dann alles, um den Patriotismus zu unterbinden, und setzt auf das Agententum. Ich bin in einer solchen Atmosphäre aufgewachsen. Gever ist ein Ort, in dem der Patriotismus sehr ausgeprägt ist. Dem Staat hat das Angst gemacht und er hat alles versucht, um die Bevölkerung bei der Stange zu halten. Eine der dabei genutzten Methoden war das Dorfschützertum. Auch meine Familie war von dieser staatlichen Politik betroffen. Sie ist assimiliert worden und hat ihre kurdische Identität vergessen. Der Staat hat sie von ihm abhängig gemacht. Mit der Zeit habe ich mich immer mehr damit auseinandergesetzt. Mir wurde langsam klar, warum ich als Kurde nicht mit meiner eigenen Kultur aufwachse. Ich habe gesehen, wie meine Geschichte mit Füßen getreten und unsere Werte angegriffen werden. Ich habe verstanden, wie dieser Krieg geführt wird. Je größer meine Widersprüche wurden, desto mehr war ich auf der Suche. Schließlich habe ich mich entschieden, zur Guerilla zu gehen.“

Verrat ist keine Alternative

Jetzt appelliert Mîtan Gever an die Dorfschützer und sagt: „Auch wenn der Staat die Menschen in Hunger und Armut treibt, darf niemand zum Dorfschützer werden. Niemand darf die Waffe gegen seine Geschwister erheben. Der Staat lässt die Menschen erst hungern und setzt sie dann unter Druck, damit sie an Operationen teilnehmen. Einige beugen sich diesem Druck. Die Dorfschützer sollten sich fragen, warum sie in vorderster Reihe gegen ihre eigenen Geschwister kämpfen sollen. Warum schickt der Staat nicht seine eigenen Soldaten nach vorne? Allen sollte bewusst sein, gegen wen sie in den Krieg geschickt werden.“

In Ostkurdistan ist es der iranische Staat, der die Armut der Bevölkerung ausnutzt, sagt der Guerillakämpfer: „Unser Volk darf nicht auf die Machenschaften des Feindes hereinfallen. Die Menschen sollen nicht die Waffe gegen uns richten. Ehre gibt es nicht für Geld. Vor allem die Jugend muss dagegen ihre Stimme erheben. Die Bevölkerung muss die Agenten vertreiben. Diese Zeit ist unsere Zeit, bis zur Freiheit ist es nicht mehr weit.“