Amed: Ein Kampf um Würde

Seit 22 Tagen protestieren die Menschen in Amed gegen die Absetzung des gewählten Oberbürgermeisters. Für sie ist es auch ein Kampf um ihre Würde.

Vor drei Wochen wurden die demokratisch gewählten Oberbürgermeister*innen der Provinzhauptstädte Amed (Diyarbakir), Wan (Van) und Mêrdîn (Mardin) vom türkischen Innenministerium durch einen Zwangsverwalter ersetzt. In Amed fand heute zum 22. Mal eine friedliche Protestaktion in der Nähe des Rathauses statt. Der abgesetzte Bürgermeister Selçuk Mızraklı wurde mit der Parole „Bürgermeister Selçuk steht für unseren politischen Willen“ auf der Protestaktion begrüßt.

Bei der „Mahnwache für Demokratie“ wurden Lieder gesungen und Parolen gerufen. Hülya Alökmen erklärte als Ko-Vorsitzende des Provinzverbands der Demokratischen Partei der Völker (HDP) in einem Redebeitrag, dass sich der Protest nicht nur gegen die Einsetzung staatlicher Treuhänder in drei Großstädten richte. Vielmehr handele es sich für die Kurdinnen und Kurden um einen Kampf um ihre Würde: „Es ist allseits bekannt, dass dieser Kampf weitergehen wird. Heute hat das neue Schuljahr begonnen und unsere Kinder werden immer noch nicht in ihrer Muttersprache unterrichtet. Dafür kämpfen wir seit Jahren. Wir stehen weiter hinter dieser Forderung.“

Selçuk Mızraklı sagte in einer Rede: „Die Entscheidung ist nicht nur ein politischer Anschlag, sie geht darüber hinaus. Unsere Würde wird damit angegriffen.“ Der Vizefraktionsvorsitzende der HDP, Saruhan Oluç, fügte hinzu, dass staatliche Treuhänder in der demokratischen Politik keinerlei Legitimität haben. Er appellierte an alle in der türkischen Nationalversammlung vertretenen Parteien, eine Kommission für eine demokratische Lösung der kurdischen Frage zu gründen.