Zerzevan-Burg auf vorläufiger Liste der UNESCO

Die Zerzevan-Burg in Amed ist auf die vorläufige UNESCO-Liste der Welterbestätten gesetzt worden. Die oströmische Militärbasis wurde im 4. Jahrhundert errichtet und drei Jahrhunderte lang benutzt.

Die Zerzevan-Burg in der nordkurdischen Provinz Amed (türk. Diyarbakir) ist auf die vorläufige UNESCO-Liste der Welterbestätten gesetzt worden. Dafür eingesetzt hatte sich die Tourismus-Plattform der Industrie- und Handelskammer von Diyarbakir. Auf deren Initiative hin wurde die Regierung Anfang des Jahres aktiv, damit die Zerzevan-Burg, eine ehemalige oströmische Militärbasis, auch offiziell nominiert wird, um durch einen Beschluss des UNESCO-Komitees in die Welterbeliste eingeschrieben zu werden. Ferit Kahraman, der Ko-Vorsitzende der Architektenkammer von Amed, zeigte sich erfreut über den Schritt: „Damit kann die UNESCO ihrer Verantwortung gerecht werden, zu der sie sich bei der Zerstörung von Sûr nicht bekannte.”

Die Zerzevan-Burg, deren lateinische Bezeichnung Samachi ist, befindet sich im Landkreis Çinar und wurde im 4. Jahrhundert vom oströmischen Reich als Militärbasis an der alten Handelsroute zwischen Amed (damals Amida) und der benachbarten Provinz Mêrdîn (türk. Mardin, damals Dara) erbaut und bis zum 7. Jahrhundert benutzt. Die Burg spielte aufgrund ihrer Lage eine Schlüsselrolle, da das Gebiet zwischen dem Römischen Reich und dem iranischen Sassanidenreich den Schnittpunkt zwischen den westlichen und östlichen Kulturen markierte. An strategisch wichtigen Plätzen wurden Garnisonsstädte gegründet.

Archäologische Ausgrabungen ab 2014 zeigten neben typischen Verteidigungsanlagen auch die Existenz von unterirdischen Strukturen, darunter eine große Halle und ein Mithräum, ein Tempel des seit dem 1. Jahrhundert n. Chr. im Römischen Reich verbreiteten Mithraskultes. Allerdings ist umstritten, ob der römische Mithraskult sich aus einer Seitenströmung des Zarathustrismus entwickelt hat oder eine synkretistische römische Neuschöpfung ist. Die Ausgrabungsarbeiten werden unterdessen weiter fortgesetzt. Es wird erwartet, dass sie noch rund 30 Jahre dauern werden.

Zwischen den 1890er und den 1960er Jahren wurde der Platz um die Zerzevan-Burg als zivile Siedlung genutzt. Danach wurde außerhalb der Anlage unter dem Namen Zerzevan ein Dorf gegründet. Im Zuge der türkischen Assimilierungspolitik erhielt die Ortschaft in den 1990er Jahren den Namen Demirölçek.