In der westtürkischen Provinz Yalova haben Unbekannte die Häuser von Alevit*innen gekennzeichnet und mit Kreuzen markiert. Der Vorfall ereignete sich im zentralen Bezirk Bağlarbaşı der gleichnamigen Provinzhauptstadt. Insgesamt fünf Häuser von alevitischen Familien wurden mit rotem X und dem Schriftzug „Alevite” beschmiert. Taten wie diese stehen in der Geschichte der türkischen Republik vielfach in Zusammenhang mit Pogromen und Massakern an der vorislamischen Religionsgemeinschaft und rufen zu Recht Ängste bei ihren Angehörigen hervor.
Die Polizei Yalova hat ein Ermittlungsverfahren eingeleitet, eine Spur zu den Tätern habe sie bislang aber nicht. Der Vorfall in der Provinz am südöstlichen Teil des Marmarameeres ist keine Einzelfall: Immer wieder werden Wohnhäuser von Alevit*innen per rotem Kreuz gebrandmarkt. Im Oktober tauchte im Istanbuler Stadtbezirk Pendik an der Gartenmauer des Hauses einer alevitischen Familie Schmierereien mit der Forderung „Tod den Aleviten“ auf. Zuvor waren ebenfalls in Istanbul die Räumlichkeiten eines Kultur-und Versammlungshauses der alevitischen Gemeinde von Unbekannten mit Todesdrohungen beschmiert worden. Die Täter raubten auch den Inhalt einer Spendendose.
Laut der Demokratischen Partei der Völker (HDP) ist der Anstieg von Vorfällen wie diesen auf die Straffreiheit der Täter zurückzuführen. „Da es keine nennenswerten Ermittlungen infolge zurückliegender Drohungen gegen Aleviten gibt, gehen die Angriffe weiter. Die politischen Urteile, welche die Beleidigungen von Aleviten unter den Schutz der Meinungsfreiheit stellen, ermutigen die Angreifer”, hatte die für die Kommission für Völker und Glaubensgemeinschaften der zuständige HDP-Abgeordnete Tülay Hatimoğulları nach dem Fall in Pendik erklärt.