Türkei verlegt 300 Panzer nach Barwarî Bala

Die Türkei stockt ihre Besatzungstruppen in Südkurdistan weiter auf. Rund 300 neue Panzer und bis zu tausend Soldaten hat das Militär des türkischen NATO-Staates nach Barwarî Bala verlegt, in den Dörfern von Kanî Masî finden Personenkontrollen statt.

Personenkontrollen durch türkische Besatzer

Die Türkei stockt ihre Besatzungstruppen in der Kurdistan-Region des Irak (KRI) weiter auf. Rund 300 Panzer und bis zu tausend Soldaten habe die türkische Armee in den letzten Tagen nach Barwarî Bala verlegt, teilte die örtliche Sektion der Friedensinitiative Community Peacemaker Teams (CPT Iraqi Kurdistan) am Donnerstag mit. Die Militärs hätten mehrere Kontrollposten eingerichtet und würden Personenkontrollen durchführen, so die NGO. Deren Sprecher Kamaran Osman zeigte sich besorgt über die Truppenkonzentrationen. Er warnte vor einer neuerlichen Besatzungsoffensive der Türkei in Südkurdistan.

Barwarî Bala - je nach Mundart auch Berwarî Bala - befindet sich mit seinen gartenreichen Tälern im südkurdischen Teil des Hekarî-Gebirges, das als historisches assyrisches Siedlungsgebiet gilt. Zu der Region gehört der dicht besiedelte Distrikt Kanî Masî, in dessen Umland die türkische Armee bereits mehrere Militärstützpunkte betreibt. Nach Angaben von Kamaran Osman haben die jetzt verlegten Soldaten ihr Hauptquartier in dem Stützpunkt auf dem Girê Barux in der Dorfgemeinde Bamernê. „Es finden Militäraktivitäten zwischen dem Metîna-Massiv und den zu Kanî Masî gehörenden Dörfern Ûre, Sererû, Eredinan, Kêste, Çelkê und Babîrê statt“, berichtete Osman.

In Barwarî Bala bauen Besatzungstruppen des NATO-Mitglieds Türkei seit Anfang Januar an einer rund neun Kilometer langen Militärstraße, die alle Stützpunkte und Außenposten in Kanî Masî miteinander verbinden und einen Anschluss zu anderen Armeewegen in Batîfa herstellen soll, die sich bis nach Heftanîn erstrecken. Von strategischer Bedeutung ist für die türkische Armee hierbei der 1997 auf Girê Barux errichtete Militärstützpunkt, der nun mit rund tausend Soldaten aufgestockt wurde. Es handelt sich um die größte Basis, die Ankara in Südkurdistan betreibt. Vergangenen Dienstag seien laut Osman ausgehend von diesem Standort mehrere Kontrollposten zwischen den Dörfern Babîrê und Kanî Belavê hochgezogen worden. Die ansässige Bevölkerung sei aufgrund der massiven Präsenz türkischer Truppen und Ausweiskontrollen verunsichert und habe Angst vor einer neuen Eskalation in der Region.

„Der türkische Staat will derzeit eine Sicherheitslinie von Şêladizê zum Metîna-Berg anlegen. Diese Linie wird durch Dêrelok, Bamernê und Bêgova verlaufen. Auf diese Weise will die türkische Armee alle Dörfer und Städte, Berge, Ländereien, Täler, Flüsse und Regionen hinter dieser Linie unter ihre Kontrolle bringen“, betonte Osman. Hauptschwerpunkt der Besatzungsoperation sei die Bergregion Gare. Sollte dies gelingen, befürchtet der CPT-Sprecher, würde die KRI bis zu 70 bis 75 Prozent ihrer Autorität in Dohuk verlieren. „Außerdem wären Dutzende von Dörfern bedroht und Hunderte von Menschen würden vertrieben werden. Ein bedeutender Teil des Territoriums der Kurdistan-Region wird in türkische Hände fallen, und es wird schwierig werden, diese Gebiete zurückzuerobern.“ Osman verurteilte den türkischen Expansionismus. Die Besatzungsoperationen Ankaras hätten in den letzten Jahren bereits mehr als 700 zivile Opfer gefordert.