radioFeature: KZ-Gedenkstätte Dachau und ihre Geschichte

Für ihre Sendung haben die Autoren Michael Backmund und Thies Marsen nicht nur Archivmaterial ausgewertet, sondern auch Zeitzeugen interviewt und Menschen befragt, die sich bis heute für die Erinnerungsarbeit in Dachau engagieren.

Dachau. Erinnerung ist keine Sache der Vergangenheit, sondern der Gegenwart. Und sie ist niemals statisch, sondern stets umkämpft. Das gilt ganz besonders für die Zeit des Nationalsozialismus. Ein eindrückliches Beispiel dafür ist die Geschichte der KZ-Gedenkstätte Dachau. Nur dem Engagement ehemaliger Häftlinge ist es zu verdanken, dass heute in Dachau angemessen an die dort begangenen Verbrechen erinnert wird. Bayern2 widmet diesem langen und längst noch nicht abgeschlossenen Kampf um die Erinnerung ein radioFeature am heutigen Samstag um 13:05 Uhr auf Bayern 2.

Das KZ Dachau war eines der ersten Konzentrationslager der Nationalsozialisten. Von seiner Errichtung im März 1933 bis zur Befreiung durch die US-Armee im Frühjahr 1945 inhaftierten die Nazis hier über 200.000 Menschen, etwa 43.000 davon wurden ermordet. In der ersten Phase des Lagers wurden vor allem politische Gegner der Nazis inhaftiert, wie Kommunisten und Sozialisten. Später kamen andere Opfergruppen hinzu wie Juden, Sinti und Roma, Homosexuelle, Sucht- und psychisch Kranke, Arbeitsverweigerer und Geistliche.

Nach dem Krieg begann für die Inhaftierten, die die Zeit im Lager überlebt hatten, ein neuer Kampf: Der Kampf um die Erinnerung. Denn jahrzehntelang wollten große Teile von Politik und Gesellschaft nichts von den Verbrechen und ihrer Verantwortung wissen.

Das ist heute anders. Trotzdem bleibt die Erinnerung umkämpft. Das radioFeature zeichnet die Geschichte der KZ-Gedenkstätte Dachau nach und sucht nach Antworten auf immer noch aktuelle Fragen:

Für was steht Dachau? Was können wir aus Dachau lernen? Wie wollen wir uns auch in Zukunft an das erinnern, was hier passiert ist? Und wie können wir dabei denen gerecht werden, die hier als Gefangene gedemütigt, gefoltert und ermordet worden sind?

Die Autoren Michael Backmund und Thies Marsen haben für ihre Sendung nicht nur Archivmaterial ausgewertet, sondern auch Zeitzeugen interviewt und Menschen befragt, die sich bis heute für die Erinnerungsarbeit in Dachau engagieren. Zu Wort kommen unter anderem Friedbert Mühldorfer von der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN-BdA), der als junger Geschichtsstudent in den 1970er Jahren viele Dachau-Überlebende kennenlernte und bis heute Besuchergruppen durch die Gedenkstätte führt, die erste Leiterin der Gedenkstätte Ruth Jakusch sowie ihre Nachfolgerinnen Barbara Distel und Gabriela Hammermann, und die KZ-Überlebenden Max Mannheimer, Ernst Grube, Hugo Jakusch und Martin Löwenberg.

„Die ehemaligen Dachauer Häftlinge aller Nationen und unterschiedlicher religiöser und politischer Ansichten vereinbarten alles einzusetzen, damit in jedem Land die Erinnerung an die Toten aufrechterhalten wird und ihre Familien geehrt werden, den Geist des brüderlichen Zusammenstehens der im Lager unter ihnen herrschte aufrechtzuerhalten. Sie verkünden ihren Willen, alles einzusetzen, damit es nie wieder ein ,Dachau‘ geben wird.“

Manifest des Internationalen Dachau-Komitee zur Einweihung der Gedenkstätte am 9.Mai 1965

„Gedenkstätten sind Orte, an denen Rückschläge der Demokratie sehr spürbar werden. Auf der anderen Seite gibt es auch viele Entwicklungen, dem etwas entgegenzusetzen. Und die geplante Neugestaltung der Gedenkstätte sehe ich in diesem Zusammenhang.“

Gabriele Hammermann, Leiterin der KZ-Gedenkstätte Dachau

„Wir sind heute, Jahrzehnte nach der Befreiung, in der Situation, dass wir beides zu erzählen haben: Die Geschichte des Lagers, aber auch unseren Umgang damit. Die Erinnerung war zu allen Zeiten Objekt von unterschiedlichen Interessen und war umkämpft. Und aus diesen Kontroversen lässt sich sehr viel lernen.“

Friedbert Mühldorfer, Vereinigung der Verfolgten des Nazi-Regimes - Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN/BdA)

radioFeature am Samstag, 18. April, von 13.05 Uhr bis 14 Uhr, sonntags von 21.05 Uhr bis 22 Uhr (Wdh) und im BR Podcast.

Sendungshomepage: https://www.br.de/radio/bayern2/sendungen/radiofeature/index.html