Podiumsdiskussionen, friesisches Kino und Trachtentänze auf Helgoland

Auf Helgoland hat das „Friesen-Droapen“ (Friesentreffen) stattgefunden. Eingeladen hatte der Interfriesische Rat. Über drei Tage kam die reiche Vielfalt der friesischen Kultur in Podiumsdiskussionen, Tänzen und der Musik zum Ausdruck.

Auf der Nordseeinsel Helgoland ist am Sonntag das alle drei Jahre stattfindende „Friesen-Droapen“ (Friesentreffen) mit einem Umzug und Trachtentanz vor dem Rathaus festlich zu Ende gegangen. Über 200 Fries:innen waren aus West-, Nord- und Ostfriesland an dem Wochenende zusammengekommen. Eingeladen hatte der Interfriesischer Rat (Interfreeske Raad), in dem aus allen Frieslanden über Staatsgrenzen hinweg etliche Organisationen, Parteien und Institutionen vertreten sind.

Der Interfriesische Rat beruft sich auf eine über tausend Jahre alte Tradition, nach der sich die friesische Identität mit all ihren geografischen und kulturellen Veränderungen im Laufe der Geschichte kontinuierlich in föderalen demokratischen Strukturen organisiert hat. Die Nationalstaatsgründung und die damit einhergehende niederländisch-deutsche Grenze, die seither zwischen Westfriesland und Ostfriesland verläuft, konnte diese Tradition nicht brechen.

Nach dem zweiten Weltkrieg und dem Ende der deutschen Besatzung traten die Westfriesen auf Nord- und Ostfriesland zu, um gemeinsam die interfriesische Zusammenarbeit wiederzubeleben: „Wir gehören mehr als einem Staat an, fühlen uns aber über alles Trennende hinweg als Angehörige eines Volkes, gewohnt und gewillt, unsere eigene Sprache zu pflegen und auszubauen“, heißt es darin unter anderem.

Auch das Zusammenleben basierend auf Toleranz und Respekt, mit allen Nicht-Fries:innen in den Frieslanden und ein Verständnis von Friesisch-Sein, welches auf Identifizierung mit der Region und der Kultur basiert, ist fest verankert.

Diese Geschichte war auch während der drei Tage auf Helgoland sehr präsent. So gab es politische Podiumsdiskussionen, wissenschaftliche Vorträge (z.T. auf Friesisch und Plattdeutsch), friesisches Kino, Trachtentänze und mittelalterliche bis zeitgenössische Musik. Die öffentliche Abschlussveranstaltung vor dem Rathaus am Hafen von Helgoland zog zahlreiche Urlaubsgäste an, von denen sich auch manche an den abschließenden Tänzen beteiligten.

Über die drei Tage kam die reiche Vielfalt der friesischen Kultur zum Ausdruck. Unterschiedliche Trachten der einzelnen Inseln und Regionen, deren komplexe Bedeutung und Symbolik vorgestellt wurden, verschiedene friesische Sprachen, von Westfriesisch (Fryske) zum Ostfriesischen Platt, vom Nordfriesischen zum Helgoländer und Saterfriesischen.

Doch auch eine große Einigkeit darin, sich gegenseitig in der Förderung der Sprache und Kultur zu unterstützen, war zu spüren. Besonders bei den Themen Klimaschutz und Küstenschutz gab es überwältigende Klarheit darüber, dass Fracking und Ölbohrungen in Zeiten des Klimawandels nicht angebracht sind und vor den friesischen Küsten nicht akzeptiert werden können.

Das Beispiel der friesischen Kultur und ihrer Organisierung zeigt sehr gut, wie die Kraft der gesellschaftlichen Vielfalt der Idee des Nationalstaats und seinen Grenzen trotzt.