Anthropologe David Graeber gestorben

Der Anthropologe und anarchistische Aktivist David Graeber ist im Alter von 59 Jahren in Venedig gestorben.

Der Anthropologe und anarchistische Aktivist David Graeber ist tot. Wie seine Ehefrau, die Künstlerin und Publizistin Nika Dubrovsky, auf Twitter bestätigte, ist ihr Mann gestern in einem Krankenhaus in Venedig gestorben. Der US-Amerikaner wurde 59 Jahre alt.

Vom Theoretiker David Graeber stammt der Begriff der „Bullshit Jobs” - Arbeit ohne gesellschaftliche Relevanz. Sein gleichnamiges Buch hatte 2018 auch in Deutschland Aufmerksamkeit erregt. Darin argumentiert der Autor, der an der London School of Economics and Political Science lehrte, dass bis zu 40 Prozent der Arbeit, die heute in den westlichen Industriegesellschaften getan wird, überflüssig seien. Manager, Beamte und Juristen würden an ihren Arbeitsplätzen lediglich die Zeit totschlagen. Auch Graebers Buch „Schulden: Die ersten 5000 Jahre“ wurde ein Bestseller.

David Graeber reiste mehrmals nach Rojava, insbesondere um sich mit den dortigen Bildungsmodellen näher auseinanderzusetzen. In einem Interview nannte er die Gründungsidee und das Bildungssystem der Rojava-Universität „Eine Neugeburt der Bildung“.

In dem Buch „Das freie Leben aufbauen – Dialoge mit Öcalan”, das vergangenen Herbst in der International Initiative Edition im Unrast-Verlag erschien, beleuchtet auch David Graeber verschiedene Aspekte der Theorie und Praxis des einflussreichen kurdischen Denkers, die zur Revolution in Rojava führten. In dem Text „Öcalan als Denker: Über die Einheit von Theorie und Praxis als Form des Schreibens” konzeptualisiert er die Schriften Öcalans über die Mythologie und schaffte es so, das Diskussionsniveau weiter anzuheben.

Graeber (m.) im April 2017 in Hamburg bei der Konferenz „Die kapitalistische Moderne herausfordern III”

Die genauen Umstände von Graebers Tod sind bis jetzt nicht bekannt.