Im Februar 2019 fand im Berliner Club SO36 unter dem Motto „United for Rojava” das erste Kampfsport-Event in Solidarität mit dem revolutionären Projekt in der multiethnischen Autonomieregion Nord- und Ostsyriens statt, wo inmitten des Krieges eine geschlechterbefreite, ökologische und basisdemokratische Gesellschaft aufgebaut wurde. Die Veranstaltung war restlos ausverkauft und konnte große Aufmerksamkeit für den Kampf einer basisdemokratischen Selbstorganisierung erzeugen. Der gesamte Gewinn wurde anschließend der Prothesenwerkstatt in Qamişlo gespendet. Es ist die einzige Werkstatt ihrer Art in der Region und bietet eine kostenlose Versorgung an. Sie arbeitet professionell, ihr fehlte es allerdings aufgrund von mehreren tausend zu versorgenden Verletzten an ausreichend Maschinen und Material zur Fertigung der dringend benötigten Prothesen.
Hieran anknüpfend wird es am 11. April wieder ein Event im SO36 geben, das Kampfsport und Solidarität verbindet. Dieses Mal wollen die Veranstalter das Flüchtlingslager Mexmûr in Südkurdistan (Nordirak) unterstützen. Gegen das Geflüchtetencamp etwa 60 Kilometer südwestlich von Hewlêr (Erbil) wurde im vergangenen Juli ein umfassendes Embargo verhängt. Die rund 12.000 Bewohner*innen sind de facto von der Außenwelt abgeschnitten.
Zu den Hintergründen der Solidaritätsveranstaltung „United for Mexmûr” teilen die Organisatoren mit: „Während mit dem Krieg der Türkei gegen diese Utopie und konkret auch gegen die Menschen vor Ort ein weiteres dunkles Kapitel aufgeschlagen wird, an dem auch die europäischen Staaten durch ihre dreckigen Deals mit der türkischen Regierung mitschreiben, wollen wir nochmal einige Seiten zurückblättern und zu den Ursprüngen des ‚demokratischen Konföderalismus’ und der Revolution in Rojava zurückkehren.
Das Camp Mexmûr gilt als Versuchslabor der Revolution in Rojava. Ende der 1990er wurden in der Türkei mehrere Dörfer von der türkischen Regierung vor die Wahl gestellt, gegen die PKK zu kämpfen oder vom Militär aus ihren Dörfern vertrieben zu werden. Die Dorfgemeinschaften entschieden sich für die Flucht. Im Nordirak errichteten sie nach einer jahrelangen Odyssee mit mehreren Zwischenstationen und weiteren Vertreibungen in der Nähe der Stadt Mexmûr ein Flüchtlingslager: Camp Mexmûr.
Hier wurde der Grundstein für die basisdemokratische Selbstorganisierung gelegt, die später auch in Rojava umgesetzt wurde und als Paradebeispiel für ein friedliches Miteinander in einer von Konflikten, Gräben und Kriegen geprägten Region steht. Geleitet wird dieses Miteinander von den drei Zielen: Basisdemokratie, Geschlechterbefreiung und Ökologie.
Obwohl quasi aus dem Nichts mitten in der Wüste entstanden, ist das Camp ist mittlerweile zu einer kleinen Stadt gewachsen, in der die Menschen von einer Vielzahl in der Region beispielhaften Errungenschaften profitieren. Leider sind diese Fortschritte aufgrund eines Embargos durch die türkeinahe nordirakische Autonomieverwaltung in großer Gefahr. Vor allem die medizinische Versorgung der Menschen leidet unter der Blockade, sodass die örtlichen Strukturen lebenswichtige Medikamente als dringendste Notwendigkeit bezeichnen. Daher haben wir uns entschieden, das Camp mit der kommenden Veranstaltung am 11. April 2020 im SO36 genau hierbei zu unterstützen. Wir wollen Geld für Medikamente sammeln und Öffentlichkeit für die Situation im Camp schaffen.
Auch wenn die Notwendigkeit des Anlasses keinen Grund zur Freude gibt. Freuen wir uns doch auf schöne Kämpfe, interessante Beiträge wunderbare Preise und eine rauschende Party. Solidarität ist eine Waffe!”
Die Karten für das Event gibt es ausschließlich im Vorverkauf und können bei Coretex Records erworben werden. Weitere Informationen unter: https://thirtysixfights.noblogs.org/solizweck-2020/