MHP-Faschist als Zwangsverwalter von alevitischem Dorf ernannt
Das türkische Innenministerium hat in dem alevitischen Dorf Burmadere einen Zwangsverwalter eingesetzt. Der Zwangsverwalter soll Angehöriger der offen faschistischen MHP sein.
Das türkische Innenministerium hat in dem alevitischen Dorf Burmadere einen Zwangsverwalter eingesetzt. Der Zwangsverwalter soll Angehöriger der offen faschistischen MHP sein.
Die Ernennung von Zwangsverwaltern durch das AKP/MHP-Regime reicht bis in den kleinsten kommunalen Bereich. In der Provinz Erdexan (tr. Ardahan) hat das türkische Innenministerium einen Zwangsverwalter über das Dorf Burmadere eingesetzt. Der entlassene Dorfvorsteher Şahismail Göyük wurde offenbar wegen eines linken Postings bezüglich der Anführer der 68er-Revolution, also Deniz Gezmiş und seiner Mitstreiter, abgesetzt.
Şahismail Göyük erklärte in einem Fernsehinterview, dass es in Erdexan 28 alevitische Dörfer gebe und dass er etwa anderthalb Monate nach seiner Wahl zum Gouverneur zitiert worden sei: „Dort sagte man uns, dass man die Cem-Häuser [Alevitische Zentren] unterstützen würde. Dass man Gehalt zahlen, Defizite beseitigen und die Institutionen ans Kulturministerium anschließen werde. Dem antwortete ich, dass die alevitische Gemeinschaft keine Tanzgruppe sei, sondern eine Community mit einem eigenen, sehr alten Glauben. Ich habe erklärt, dass wir selbst die Bedürfnisse der Cem-Häuser erfüllen und diese Einmischung nicht akzeptieren. Wir wollen gleichberechtigte Bürgerinnen und Bürger sein. Der Gouverneur fragte, wieso wir uns als nicht gleichberechtigt betrachteten. Ich antwortete: ‚Gibt es einen alevitischen Gouverneur, einen Staatsanwalt, einen Polizeichef, einen Gouverneur in den 81 Provinzen?' Wir sind nicht gleichberechtigt. Kein anderer Dorfvorsteher unterstützte mich. Zwei Monate später nahm mich die Antiterrorpolizei mit. Sie löschten meine Facebook-Seite und haben mich festgenommen, weil ich der 68er-Generation gedacht habe.“
Göyük wurde zum Gericht gebracht und gab dazu an: „Ich sagte in meiner Verteidigung: ‚Ihr verurteilt mich, weil ich ein Alevit bin. Ich war bis heute noch nie auf einer Polizeiwache. Ich bin ein Linker. Das ist mein Vergehen. Ich stehe nicht nur vor Gericht, weil ich ein Linker und Sozialist bin, sondern weil ich Alevit bin.‘ Das wurde nicht protokolliert.“ Anschließend wurde Göyük unter Meldeauflagen entlassen.
Faschist als Zwangsverwalter über alevitisches Dorf
Vor zwei Tagen wurden Göyük das Siegel und die Dokumente eines Dorfvorstehers abgenommen und an seiner Stelle der Sonderverwaltungsdirektor Yasin Zorlu als Zwangsverwalter eingesetzt. Zorlu ist als Anhänger der faschistischen MHP bekannt.
Die kurdisch-alevitische Bevölkerung ist gleich von mehrfacher Diskriminierung auf rassistischer Ebene als Kurd:innen und auf konfessioneller Ebene als Alevit:innen ausgesetzt. Die Personalie des Zwangsverwalters ist daher nochmals ein Schlag ins Gesicht der Bevölkerung. Statt des gewählten Dorfvorstehers im Kreis Sors (Damal), Şahismail Göyük, wurde ein bekennender antikurdischer Rassist und Islamist von der MHP eingesetzt. Die MHP ist mitverantwortlich für viele Massaker an der alevitischen Bevölkerung der Türkei und Kurdistans.