Türkei setzt IS-Terror fort
Wie aus Şengal berichtet wird, befinden sich seit Mittwochmorgen Drohnen im Luftraum über der Region im Nordwesten des Irak. Es wird davon ausgegangen, dass es sich um türkische Drohnen handelt. Am Sonntag ist ein 18-jähriger Ezide bei einem türkischen Drohnenangriff getötet worden. Heute ist der neunte Jahrestag der Befreiung Şengals von der Terrormiliz „Islamischer Staat“. Vor einem Jahr sind zwei YBŞ-Kämpfer bei einem Drohnenangriff der Türkei auf ihr Fahrzeug ums Leben gekommen.
Türkische Angriffe auf Şengal
Şengal ist das letzte zusammenhängende Siedlungsgebiet der ezidischen Gemeinschaft. Seit 2017 wird die Region häufig von türkischen Kampfflugzeugen und Drohnen bombardiert. Konkrete Ziele sind hierbei zumeist Einrichtungen des Verwaltungsgremiums „Demokratischer Autonomierat Şengals“ (MXDŞ) oder die Selbstverteidigungseinheiten. Viele der Todesopfer sind Menschen aus der Zivilbevölkerung, oft waren sie Überlebende des IS-Genozids von 2014.
Die türkische Regierung gibt vor, in Şengal ausschließlich gegen „PKK-Stellungen“ vorzugehen und beruft sich dabei auf das Selbstverteidigungsrecht nach Artikel 51 der UN-Charta. Zahlreiche Organisationen und Gremien, darunter auch der Wissenschaftliche Dienst des Bundestags, weisen dagegen auf Verstöße der Türkei gegen das Gewaltverbot hin, da es gar keine Selbstverteidigungssituation gebe. Am 24. und 25. Oktober waren bei türkischen Luftangriffen sechs Kämpfer der Verteidigungskräfte YBŞ mit Kampfjets und Drohnen ermordet worden, vier weitere wurden verletzt. Neben Stellungen der Widerstandseinheiten Şengals (YBŞ) waren auch Wohnhäuser, heilige Stätten und Wassertanks der Bevölkerung gezielt bombardiert worden. Die internationale Gemeinschaft ignoriert den Terror der Türkei gegen die ezidische Bevölkerung.