Die Komplizenschaft zwischen PDK und Türkei

Die Geschichte wird über die Beziehung zwischen PDK und Türkei richten. Überall anders auf der Welt würde man sie als Verrat bezeichnen, die Kollaboration der PDK mit den Kurdenfeinden scheint jedoch als normal betrachtet zu werden.

Der türkische Staat hat Şengal und Mexmûr ein weiteres Mal angegriffen. Die einzige politische Kraft, die nicht dagegen protestiert hat, war die Demokratische Partei Kurdistans (PDK). Die PDK bekämpft auch den ezidischen Volksrat, die Selbstverwaltung und die Selbstverteidigungskräfte. Das hat sich unter anderem deutlich gezeigt, als die PDK versucht hat, mit Gewalt den Landrat und dessen Verwaltung wieder in Şengal zu installieren, der durch sein Verhalten die Besetzung und den Genozid durch den IS mitverursacht haben. Statt diese Menschen, ohne die der Massenmord in Şengal nicht möglich gewesen wäre, vor Gericht zu stellen, sollen sie wieder in Şengal regieren. Diese Haltung ist deutlichster Ausdruck der Mentalität und der Politik der PDK gegenüber Şengal. Aus diesem Grund ist die PDK die Kraft, die aus den aktuellen Angriffen auf Şengal das größte politische Kapital erwartet. Auf eine Art kann man sagen, dass der türkische Staat hier für die PDK angreift. Die PDK hat diesen Angriff natürlich nicht verurteilt. Während die PDK bei den Angriffen auf Zap, Garê, Zagros und Qendîl immer wieder die Anwesenheit der Guerilla anführt, ist der Grund in Mexmûr und Şengal, dass sie diese Region selbst nicht beherrscht, es dort ein organisiertes System der Bevölkerung und Selbstverteidigungskräfte gibt. Was der türkische Staat sagt, sagt auch die PDK. Die Angriffe wurden in Zusammenarbeit mit der PDK durchgeführt. Man sagt, wer schweigt, stimmt zu. Die Haltung der PDK entspricht dieser Aussage.

Die PDK befindet sich in einer schmutzigen Allianz mit dem türkischen Staat. Die Beleidigungen und Angriffe des türkischen Staates in der Zeit des Unabhängigkeitsreferendums und der Besatzung von Kerkûk haben nicht zu einer Gegenpositionierung, sondern zu einer noch tieferen Integration der PDK in die Politik des türkischen Staates geführt. Die PDK hat offen zugegeben, dass die Guerilla in Garê, Zap, Metina, Zagros und Qendîl mit Hilfe des türkischen Geheimdienstes MIT in Zusammenarbeit mit dem Parastin, dem Geheimdienst der PDK, von der türkischen Luftwaffe angegriffen worden ist. Der türkische Staat will die YNK ebenso wie die PDK benutzen. Die Schließung der Büros von Tevgera Azadî und das Verbot des Films „14. Juli“ zum Gefängniswiderstand von Amed nach dem türkischen Militärputsch 1980 deuten in diese Richtung.

Ohne Zweifel sind die demokratischen Werte und der Patriotismus im Soran-Gebiet tiefer verankert. Historisch gesehen, handelt es sich um ein Gebiet, das keine Verbindungen zum türkischen Staat hat. Der deutlichste Beleg ist, dass das Soran-Gebiet 1920 im Rahmen der Verhandlungen, ob es der Provinz Mosul oder Kerkûk zugeschlagen werden sollte, erklärte, es wolle zu keinem Staat gehören. Der türkische Staat hatte darauf bestanden, das Behdînan zum ihm gehöre.

Die YNK ist keine politische Bewegung, die wie die PDK auf absoluter Autorität und Gehorsam basiert. Wenn auch mangelhaft, so gab es in ihr immer demokratische Werte und unterschiedliche Perspektiven. Die Trennung Gorans von der YNK zeigt, dass es eine solche Basis innerhalb der YNK gibt. Daher ist es schwer, die YNK als ganzes zu einem Werkzeug des türkischen Staates zu machen. Auch wenn sich die Führung dem türkischen Staat gegenüber ergibt, so wird die Basis dies nicht akzeptieren. Aus diesem Grund würde eine Kollaboration der YNK mit dem türkischen Staat nach dem Muster der PDK vor allem der YNK selbst schaden.

Die Geschichte wird über die Beziehungen zwischen der PDK und der Türkei richten. Überall anders auf der Welt würde man sie als Verrat bezeichnen. Wenn es innerhalb eines Volkes, das einen Freiheitskampf führt, sei es im Mittleren Osten, in Asien, in Amerika oder in Afrika, eine solche Tendenz gibt, dann bezeichnet man dies als Verrat. Aber wenn es die PDK macht, dann wird es als normal betrachtet. Die PDK beschuldigt selbst diejenigen, die nicht ein Zehntel von dem, was sie selbst tut, gemacht haben, als Verräter. Es ist so, als sei es normal, dass die PDK mit den Kurdenfeinden kollaboriert. Anders als durch Gewöhnung ist es kaum möglich, dem Vorgehen der PDK Sinn zu verleihen. Warum wird die PDK nicht wegen ihrer Politik zu Şengal, Rojava und Mexmûr in Frage gestellt? Wenn die YNK auch nur ein Zehntel von dem tun würde, was die PDK macht, würde nichts ungesagt bleiben. Wenn die PKK ein Hundertstel davon machen würde, würde sofort versucht werden, die Angelegenheit aufzublasen und den Ruf der PKK in der Bevölkerung zu ruinieren. Wie hat die PDK die Immunität erhalten? Diese Situation ist wirklich auffällig. Sie muss wirklich aufgeklärt und verstanden werden. Wenn diese Realität der PDK nicht an Licht gebracht und diese Form der Politik nicht überwunden wird, werden sich die Kurden nur schwer retten können.

Die PDK verleiht den türkischen Angriffen auf Şengal Legitimität. Der türkische Staat stützt sich auf seine Beziehungen zur PDK, erklärt, nicht gegen die Kurden, sondern gegen die Terroristen vorzugehen und greift diejenigen an, die sich ihm nicht beugen. Richtiger, er greift die freien Kurdinnen und Kurden an. Der türkische Staat hat ein Problem mit freien kurdischen Menschen. Er nennt sie auch „Apo-Kurden“. Denn viele Kurden mit einer freien und demokratischen Haltung sehen die PKK-Führung als Führung ihres Volkes an. Die weltweite Unterstützung der PKK zeigt diese Realität ebenfalls deutlich.

Der türkische Staat greift nicht nur Şengal, Mexmûr und Qendîl an. Vor allem greift er die Westkurdistan und Nordsyrien an. Er zielt darauf ab, die demokratische Selbstverwaltung der Bevölkerung zu vernichten. Er kann das Projekt der demokratischen Nation, das in Nordsyrien umgesetzt wird, nicht tolerieren. Wenn das Modell der demokratischen Nation zu einem Beispiel für die Türkei würde, dann würde die seit fast einem Jahrhundert praktizierte Politik von einer Nation und einem Vaterland, die immer wieder Völkermorde hervorgebracht hat, überwunden werden. Diejenigen, die dieses völkermörderische System fortsetzen möchten, wollen die Demokratische Föderation Nord- und Ostsyrien vernichten. Wo der türkische Staat ein politisches System sieht, das sich der Demokratisierung und Unterschiedlichkeit verschreibt, greift er an wie der Stier das rote Tuch.

Die Demokratischen Kräfte Syriens (QSD) besiegen den IS und die Türkei greift die QSD an. Der türkische Staat versucht auf diese Weise, den IS zu rächen. Mit seinem Angriff auf die Kräfte, die die gesamte Menschheit verteidigen, greift er eigentlich die gesamte Menschheit an. Die Menschheit steht an der Seite der demokratischen Kräfte, aber die Staaten und die politischen Mächte unterstützen den türkischen Staat, Freund von al-Nusra und dem IS, im Sinne ihrer eigenen Interessen. Mit ihrer Haltung fördern sie die Invasionsangriffe. Die USA kritisieren Russland für die Präsenz in Nordsyrien, aber sie schweigen zu den Übergriffen der Türkei. Dies schlägt der politischen Moral den Boden aus.

TEV-DEM, die basisdemokratische Organisationsstruktur der Revolution von Rojava, hat eine sehr treffende Erklärung zu den USA und der internationalen Anti-IS-Koalition veröffentlicht. Es ist offensichtlich, dass die Haltung dieser Kräfte den absoluten Tiefpunkt politischer Moral darstellen. Die Völker, die einen hohen Preis im Kampf gegen den IS gezahlt haben, sind aufgrund der Haltung der sogenannten Anti-IS-Koalition nun von einer türkischen Invasion bedroht. Auch bei der Haltung der PDK gibt es keine Änderung. Da wir an die schmutzigen Beziehungen des PDK zur Türkei gewohnt sind, überrascht es uns nicht, dass sie auch gegen diese Invasion keine Position bezieht.