Die Guerillakämpferinnen Robîn Avent und Yıldız Şahin Botan sind im Widerstand gegen die türkische Besatzung in Südkurdistan gefallen. Wie das Pressezentrum der Volksverteidigungskräfte (HPG) mitteilt, kamen die beiden Kämpferinnen der Verbände freier Frauen (YJA Star) am Dienstag vor einer Woche bei der Verteidigung der Westfront des Zap ums Leben. In einer Mitteilung heißt es:
„Die von der kolonialistischen Armee der Türkei im Jahr 2022 gestarteten Besatzungsangriffe gegen die Westfront Şehîd Delîl im Zap sind von unseren Kräften unter der Führung der YJA Star mit einem hervorragenden Widerstand beantwortet worden. Unfähig, den Willen der kurdischen Freiheitsguerilla zu brechen, erlitten die Kolonialisten eine ihrer größten Niederlagen und mussten sich trotz diverser zur Verfügung stehender Kriegstechnologie aus dem Gebiet zurückziehen. Seit Beginn einer neuerlichen Besatzungsoperation, in deren Zentrum das Widerstandsgebiet Girê Cûdî ist, wurden den Eindringlingen durch unsere Freundinnen und Freunde, die auf der Linie der Opferbereitschaft kämpfen, erneut massive Verluste zugefügt. Robîn und Yıldız waren Weggefährtinnen der YJA Star, die den Girê Cûdî in eine uneinnehmbare Festung verwandelten und die apoistische Militanz in die Praxis umsetzten. Infolge von Angriffen der Besatzer haben sie sich der Karawane der Gefallenen angeschlossen.
Robîn und Yıldız hatten sich die von Rêber Apo entwickelte Ideologie der Frauenbefreiung zu eigen gemacht. Sie waren führende Kämpferinnen, die bis zuletzt die Militanz und Realität der PKK und PAJK repräsentierten. Hevala Robîn und Hevala Yıldız unternahmen größte Anstrengungen, die Besatzer zurückzudrängen und jeden Zentimeter von Girê Cûdî zu verteidigen. Sie waren jene Kämpferinnen, die den Invasionstruppen den ersten Schlag versetzten und ihn aufhielten. Ihr Widerstand und ihre kämpferische Haltung, sich opferbereit den Besatzern entgegenzustellen, wird unseren Weg stets erleuchten. Wir sprechen allen Angehörigen unseres patriotischen Volkes, insbesondere den geschätzten Familien von Robîn und Yıldız, unser Beileid aus und bekräftigen, dass wir das historische Widerstandserbe unserer Freundinnen zum Sieg führen werden.“
Zur Identität der Kämpferinnen machen die HPG folgende Angaben:
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Codename: Robîn Avent
Vor- und Nachname: Sidar Erol
Geburtsort: Wan
Namen von Mutter und Vater: Kıymet – Reşit
Todestag und -ort: 25. Juli 2023 / Zap
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Codename: Yıldız Şahin Botan
Vor- und Nachname: Ronahî Qarih
Geburtsort: Kobanê
Namen von Mutter und Vater: Zerga – Bilal
Todestag und -ort: 25. Juli 2023 / Zap
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Robîn Avent
Robîn Avent wurde in Payîzava (tr. Gürpınar) in Nordkurdistan geboren. Weil ihre Eltern in den 1990er Jahren – auf dem Höhepunkt des schmutzigen Krieges gegen die kurdische Guerilla – verweigerten, sich als sogenannte Dorfschützer in den Dienst des türkischen Staates zu stellen, wurden sie aus Payîzava vertrieben. Die Familie, die dem Stamm der Hacan angehört, ließ sich in der Provinzhauptstadt Wan nieder. Dort wuchs Robîn Avent in einem patriotischen Umfeld auf. Die PKK lernte sie bereits als Kind kennen, da viele Mitglieder ihrer Familie der kurdischen Befreiungsbewegung angehörten und einige von ihnen im Kampf gefallen waren. Der Guerilla schloss sie sich 2015 zusammen mit zwei Cousinen väterlicherseits in Kelareş an.
Nach ersten praktischen Erfahrungen, die Robîn Avent in den Bergen Nordkurdistans sammelte, ging sie nach Xakurke in den Süden. Hier erhielt sie nochmals eine Grundausbildung, bevor sie in die Zap-Region wechselte. Sie beteiligte sich am Widerstand gegen die türkische Armee im Zagros-Gebirge, erreichte eine tiefgreifende Einsicht in der Kunst des Krieges und professionalisierte sich in moderner Guerillataktik. Sie wurde Teil der Sondereinheit Hêzên Taybet, die eine besondere ideologische Überzeugung und Opferbereitschaft voraussetzt.
Ihr erster Einsatz an der Front des Girê Cûdî fiel mit der Intensivierung der Angriffe auf das Widerstandsgebiet zusammen. Sie führte die mobilen Einheiten an und setzte hier ihre Erfahrungen um, die sie bei Guerillaoperationen in Siyanê sowie im Rahmen der revolutionären Offensive „Cenga Xaburê“ gesammelt hatte. „Hevala Robîn verkörperte die Militanz der PKK und der PAJK, indem sie sich unermüdlich dafür einsetzte, der Opfer der Gefallenen würdig zu sein, deren Spuren sie überall verfolgte“, erklären die HPG.
Yıldız Şahin Botan
Yıldız Şahin Botan kam in Kobanê/Rojava zur Welt. Sie gehörte einer Familie an, die die kurdische Befreiungsbewegung während eines Aufenthalts des PKK-Begründers Abdullah Öcalan in jener Stadt kennenlernte, in der sich 2014 der erste und entscheidende Sieg gegen die Terrororganisation „Islamischer Staat“ (IS) ereignen sollte. Ihre Eltern gehören dem Stamm der Kêtikî an, der bekannt ist für seine besondere Verbundenheit zum kurdischen Widerstand.
Unter dem Eindruck der Revolution von Rojava und den Angriffen auf die Errungenschaften dieses Umbruchs engagierte sich Yıldız Şahin Botan als junge Heranwachsende bei der „Revolutionären Jugend“ mit dem Fokus Frauenbefreiung. 2018 beteiligte sie sich am bewaffneten Widerstand gegen den türkisch-dschihadistischen Angriffskrieg in Efrîn, bevor sie sich im Jahr darauf der Guerilla anschloss. Die Tatsache, dass zwei ihrer Brüder und viele Verwandte in den Bergen waren, hatten schon früh ihr Interesse für das Leben dort geweckt.
Nach einer Phase ideologischer und militärischer Bildung sowie Praxis im Kampf wurde Yıldız Şahin Botan 2021 Mitglied der Hêzên Taybet. Sie kämpfte aktiv in der Offensive „Cenga Xaburê“ und gehörte zu den ersten Einheiten, die beim Großangriff auf Girê Cûdî die Region verteidigten. Als Mitglied der mobilen Guerillateams war sie zudem an diversen spektakulären Aktionen gegen die türkischen Besatzungstruppen beteiligt. Die HPG würdigen sie mit den Worten: „Unsere Genossin Yıldız verkörperte mit ihrer bahnbrechenden Persönlichkeit den Siegesgeist der YJA-Star-Militanz. Das von ihr an uns übergebene Erbe des Widerstands wird ohne Zweifel mit einem Sieg gekrönt werden.“