YJA Star veröffentlichen Nachruf auf Berfîn Roj und Têkoşîn Dilgeş

Berfîn Roj und Têkoşîn Dilgeş waren revolutionäre Verfechterinnen der Frauenbefreiungsideologie im Freiheitskampf Kurdistans. Die beiden Kämpferinnen sind im November 2023 bei einem Angriff des türkischen Staates gefallen.

Verbände freier Frauen

Die Guerillakämpferinnen Berfîn Roj und Têkoşîn Dilgeş sind im November 2023 bei einem Angriff des türkischen Staates in den Medya-Verteidigungsgebieten gefallen. Das teilte die Kommandantur der YJA Star (Verbände freier Frauen) in einem Nachruf mit. „Unsere Weggefährtinnen Berfîn und Têkoşîn waren revolutionäre Verfechterinnen der Frauenbefreiungsideologie im Freiheitskampf Kurdistans. Wir gedenken ihrer mit Respekt und Dankbarkeit und bekräftigen unser Versprechen, ihren Kampf bis zum Sieg fortzuführen“, erklärte die Kommandantur im Hauptquartier der Frauenguerilla. Den Familien der Gefallenen sowie allen für Freiheit kämpfenden Frauen und dem kurdischen Volk sprachen die YJA Star ihr Mitgefühl aus. Zur Identität von Berfîn Roj und Têkoşîn Dilgeş wurden in dem Nachruf folgende Angaben gemacht:

Codename: Berfîn Roj
Vor- und Nachname: Caize Selber
Geburtsort: Sêrt
Namen von Mutter und Vater: Sakine – Mehmet
Todestag und -ort: 30. November 2023 / Medya-Verteidigungsgebiete

 

Codename: Têkoşîn Dilgeş
Vor- und Nachname: Şîrvan Ulaş
Geburtsort: Amed
Namen von Mutter und Vater: Perîxan – Süleyman
Todestag und -ort: 30. November 2023 / Medya-Verteidigungsgebiete

 

Berfîn Roj


Berfîn Roj ist in Sêrt-Şêrwan geboren und im Bewusstsein ihrer kurdischen Identität in Istanbul aufgewachsen. Die Aufstände in Kurdistan Anfang der 1990er Jahre und das brutale Vorgehen des Staates gegen die Freiheitsbestrebungen wirkten sich auch auf die türkischen Metropolen aus. Weil nach ihrem Onkel gefahndet wurde, wurde Berfîn 1993 im Alter von zwölf Jahren vom türkischen Staat verschleppt und gefoltert. Die damaligen Erfahrungen waren die Grundlage für ihren Kampf um Würde und Existenz, den sie die nächsten dreißig Jahre führen sollte. Sie brach die Schule ab und wurde im kurdischen Jugendverband YCK (Yekitiya Ciwanên Kurdistan) aktiv. Nach der Gefangennahme von Abdullah Öcalan ging sie 1999 in die Berge von Dersim und schloss sich der Guerilla an. Das kollektive Leben in der PKK-Bewegung kannte sie bereits aus ihrer politischen Arbeit im zivilen Bereich, daher fiel ihr die Eingewöhnung nicht schwer. Nach zwei Jahren in Dersim und Erzîrom kam sie in die Medya-Verteidigungsgebiete und hatte in Xinêre und Qendîl die Möglichkeit, sich militärisch und ideologisch weiterzubilden. In der akademischen Ausbildung verinnerlichte sie die Grundsätze der Frauenbefreiungsideologie und machte sie zu ihrem Lebensprinzip. Ab 2005 kämpfte sie in den Regionen Zap und Zagros und gewann Kriegserfahrung. Danach war sie lange Zeit als Kommandantin der Verbände freier Frauen in Qendîl und Behdînan. Ihr Kampf beschränkte sich nicht nur auf den militärischen Bereich, sie engagierte sich auch in Başûr (Südkurdistan) und anderen Gegenden dafür, Frauen zu organisieren und der Bevölkerung die Freiheitsphilosophie von Abdullah Öcalan zu vermitteln.

Têkoşîn Dilgeş


Têkoşîn Dilgeş ist in Amed geboren. Ihre Familie stammte ursprünglich aus Mêrdîn und stand der PKK nahe. Nachdem sich ihr großer Bruder Têkoşer (Abidin Ulaş) 1992 dem Befreiungskampf angeschlossen hatte und die Repression in Kurdistan zunahm, zog Têkoşîn mit ihrer Familie nach Istanbul. Ihr Bruder fiel 1994 in Amed. Sein Tod bedeutete einen Wendepunkt in ihrem Leben. Sie wurde im Jugendverband YCK aktiv und schloss sich 1998 der Guerilla an. In den Medya-Verteidigungsgebieten bekam sie eine erste Ausbildung. Zwischen 2003 und 2009 kämpfte sie in Dersim. Als gereifte Kämpferin und Kommandantin der YJA Star kehrte sie schließlich in die Medya-Verteidigungsgebiete zurück und setzte sich in einer Fortbildung intensiv mit der Frauenbefreiungsideologie auseinander. 2011 wurde sie bei einer Guerillaaktion gegen die türkische Armee schwer verletzt. Bei ihrer Genesung spielte ihr fester Wille, den Kampf fortzusetzen, eine ausschlaggebende Rolle. Danach engagierte sie sich in verschiedenen Bereichen. Sie bildete Mitstreiter:innen im Gesundheitsbereich aus und zeigte großen Einsatz, um die Bevölkerung für ein selbstbestimmtes Leben zu organisieren. Als der IS 2014 in Kurdistan einfiel, leistete sie zusammen mit der Bevölkerung Widerstand und trug dazu bei, dass die islamistischen Banden, die Frauen verschleppten und auf Sklavenmärkten verkauften, von freien Frauen besiegt wurden.