Türkei: Mindestens 24 Frauen im Februar ermordet
Im Februar wurden 24 Femizide in der Türkei registriert. Während viele Frauen ihrer Ermordung nur knapp entkamen, erhielten Täter erneut Strafnachlass wegen „guter Sozialprognose“.
Im Februar wurden 24 Femizide in der Türkei registriert. Während viele Frauen ihrer Ermordung nur knapp entkamen, erhielten Täter erneut Strafnachlass wegen „guter Sozialprognose“.
Die Morde an Frauen in der Türkei gehen unvermindert weiter. Während fast täglich ein neuer Mord bekannt wird, schützt die Justiz weiterhin die Täter. Strafnachlass und Straflosigkeit bei patriarchaler Gewalt bis hin zum Femizid ermutigen die Täter. Nach Zahlen der Nachrichtenagentur JinNews ist die Femizidrate in der Türkei und Nordkurdistan im Februar erneut gestiegen. Im Februar wurden mindestens 24 Frauen von ihnen nahestehenden Männern ermordet. Bei einer Frau wurde der Täter nicht festgestellt, fünf weitere Frauen kamen auf „verdächtige Art und Weise“ ums Leben. Weiterhin wurden vier Femizidversuche festgestellt und mindestens zwei Kinder ermordet. Ein Fall von sexualisierter Gewalt an Kindern kam ebenfalls an die Öffentlichkeit. Patriarchale Gewalttäter erhielten in mindesten fünf Fällen im Februar Strafnachlässe.
Relativierung von patriarchaler Gewalt: „Küssen ist keine Belästigung“
Mehrere Fallbeispiele aus dem Februar zeigen erneut die patriarchale Mentalität in Polizei und Justiz. In der nordkurdischen Stadt Silopiya (Silopi) wurde Selim B., der sexualisierte Gewalt an fünf Kindern verübt hatte, nach seiner Aussage freigelassen. Die Familien berichten, die Polizei hätte ihnen gesagt: „Küssen ist keine Belästigung.“ In Dilok (Antep) erhielt ein Täter wegen „guter Sozialprognose“ nur elf Jahre und drei Monate Haft. Er hatte versucht, seine Schwester mit einer Schnittwaffe zu ermorden. Der Unteroffizier Aslan A., der im vergangenen Jahr in der nordkurdischen Provinz Şirnex (Şırnak) sexualisierte Gewalt gegen ein dreizehnjähriges Mädchen ausübte, wurde im Februar an seinem zweiten Verhandlungstermin freigelassen. Der Mörder und Ehemann von Şehriban Dinç, Esat Dinç, erhielt in seinem Verfahren eine Strafminderung wegen „guter Sozialprognose“. Damit wurde die Forderung der Nebenklage nach verschärfter lebenslänglicher Haft für den Täter vom Gericht gekippt. Dinçs Familienangehörige wurden vom Vorwurf der Anstiftung zum Mord freigesprochen. Der wegen schwerer Gewalt gegen seine Kinder angeklagte Ramazan Akmak wurde in Riha (Urfa) aus der Haft entlassen.