Repression des iranischen Regimes
In Rojhilat hat eine bekannte Frauenrechtlerin ihre Haftstrafe angetreten. Wie der in Genf ansässige Verein Kurdistan Human Rights Association (KMMK) berichtete, wurde Jina Morades Gorji am Samstag vor der iranischen Frauenvollzugsanstalt in der Stadt Sine (Sanandadsch) verabschiedet. Demnach muss die Kurdin eine Freiheitsstrafe in Höhe von zwei Jahren und vier Monaten verbüßen. In ihrem letzten Beitrag auf Instagram schrieb sie: „Heute gehe ich in das Frauengefängnis von Sine, wo die Unterschiede zwischen den Geschlechtern, den Klassen und den Nationalitäten gleich dreifach zum Vorschein treten. Als ich meine persönlichen Dinge für das Gefängnis vorbereitete, packte ich zuerst Hoffnung in meine Tasche, damit ich die Hoffnung dorthin bringe.“
Jina Morades Gorji (andere Schreibweise Zhina) ist eine Menschenrechtsaktivistin, feministische Podcasterin und Bloggerin und betreibt in Sine die Buchhandlung „Zhira“. Darüber hinaus ist sie Mitbegründerin der NGO „Zhivano“, die sich für die Rechte von Frauen und dafür einsetzt, dass feministische Perspektiven ins Zentrum der Kämpfe für politische, ökologische und soziale Veränderungen gestellt werden. Vergangenen Mai wurde Morades Gorji von einem sogenannten Revolutionsgericht wegen des Vorwurfs staatsfeindlicher Aktivitäten zu mehr als 20 Jahren Gefängnis verurteilt. Begründet wurde das Urteil unter anderem mit „Propaganda gegen den Staat“ wegen der Teilnahme an Demonstrationen der „Jin Jiyan Azadî“-Bewegung und dem Engagement der Aktivistin für Zhivano. Dem patriarchalen Regime Irans ist der Verein ein Dorn im Auge, weil er für den Sturz des Regimes konzipiert worden sei – „feministische Ideologie“ sei der zentrale Antriebsmotor dieses Ziels, heißt es auch im Urteil.
Im Oktober reduzierte ein Berufungsgericht in Sine die gegen Morades Gorji verhängte Haftstrafe von ursprünglich insgesamt 21 Jahren auf 28 Monate, nachdem sie vom Vorwurf der „Zusammenarbeit mit feindlichen Gruppierungen und Ländern“ freigesprochen wurde. Erstmals im Gefängnis ist Morades Gorji allerdings nicht. Im Herbst 2022 war sie für knapp fünf Wochen inhaftiert und kam erst nach einem mehrtätigen Hungerstreik gegen die Gewalt hinter Gittern sowie eine Kautionszahlung auf freien Fuß. Im April wurde sie ein weiteres Mal verhaftet und musste rund drei Monate in Einzelhaft verbringen. Auch damals wurde Morades Gorji gegen die Zahlung einer Kaution entlassen. Als sie heute ihre Freiheitsstrafe antrat, stand nicht sicher fest, ob sie die Strafe vollständig verbüßen muss.