Sicherheitskräfte verhindern Frauendemos in Wan, Şirnex und Istanbul

In Wan, Şirnex und Istanbul haben Polizei und Militär mehrere Demonstrationen der TJA gegen Gewalt an Frauen unterbunden.

Türkische Sicherheitskräfte in Wan, Şirnex (tr. Şırnak) und Istanbul sind gegen nicht genehmigte Demonstrationen anlässlich des internationalen Kampftags gegen Gewalt an Frauen am 25. November vorgegangen. Neben der Polizei war teilweise auch das Militär aufmarschiert, um die von der Bewegung freier Frauen (TJA) organisierten Proteste zu unterbinden. Zur Begründung wurde ein Demonstrationsverbot herangezogen, das die örtlichen Behörden erlassen haben.

Dennoch versammelten sich zahlreiche Frauen, um für ihre Rechte und gegen Gewalt zu protestieren. In Wan zogen viele Menschen zunächst in den Landkreis Qelqelî (Özalp), der an Iran grenzt. Die Aktion sollte Jina Mahsa Amini gewidmet werden, die im September in Teheran in Gewahrsam der iranischen Sittenpolizei zu Tode misshandelt wurde. Die Beteiligten trugen Schilder mit dem Bild der 22-jährigen Kurdin und skandierten „Jin, Jiyan, Azadî“ (Frau, Leben, Freiheit).


Am Eingang zum unmittelbar an der Grenze liegenden Viertel Memedalan wurde die Menge von Soldaten gestoppt. Mehrere Stunden lang verweilten die Menschen zunächst in einem Kessel, bevor sie zurück ins Stadtzentrum marschierten. Dort wurden sie von der Polizei daran gehindert, eine Demonstration durchzuführen. Die HDP-Abgeordnete Muazzez Orhan protestierte gegen das Vorgehen der Sicherheitskräfte: „Selbst eure Waffen und Schilder werden den Freiheitsmarsch der Frauen nicht aufhalten können. Der Wunsch nach Freiheit lässt sich nicht verbieten.“

Sitzstreik und Grabbesuch in Şirnex

In Şirnex hatte die TJA eine Open-Air-Veranstaltung auf dem Newroz-Platz im Kreis Qilaban (Uludere) geplant. Das Programm konnte nicht stattfinden, die Polizei trieb die Frauen auseinander. Aus Protest starteten die Aktivistinnen unter Jin-Jiyan-Azadî-Rufen einen Sitzstreik, im Anschluss zogen sie auf den Marktplatz von Qilaban. Die TJA-Aktivistin Güler Tunç hielt hier eine kurze Ansprache: „Diese Mentalität, die uns in Häusern und Gefängnissen einsperrt und versucht, unsere Ideen und Organisationskraft zu unterdrücken, sollte wissen, dass wir unseren Widerstand für die Befreiung der Frau bis zum Sieg fortsetzen werden.”


Nach weiteren Reden wurde das Grab von Asya Yüksel besucht. Einige Frauen legten rote Nelken nieder, andere sprachen Gebete für die Tote. Asya Yüksel war Ko-Vorsitzende des Volksrates von Cizîr (Cizre). Sie wurde während der Militärbelagerung im Winter 2015/2016 in einem der „Todeskeller von Cizîr“ von türkischen Sicherheitskräften ermordet.

Demonstrantinnen in Istanbul bedroht

In der westtürkischen Metropole Istanbul trafen sich Aktivistinnen der TJA und Mitglieder des Rates der Friedensmütter vor der HDP-Vertretung in Küçükçekmece, um zu demonstrieren. Geplant war ein kurzer Aufzug bis zum Ufer des Küçükçekmece-Sees. Die Polizei versperrte den Frauen den Weg und drohte mit Gewalt, sollten sie sich dem behördlichen Demonstrationsverbot widersetzen. Daraufhin zogen sich die Aktivistinnen in das HDP-Büro zurück und gaben eine Presseerklärung ab.