Namen von gefallenen Guerillakämpferinnen veröffentlicht

Die HPG haben die Identität der beiden Guerillakämpferinnen veröffentlicht, die im Zuge einer irakisch-türkischen Operation in Heftanîn ums Leben gekommen sind. Bei den Gefallenen handelt es sich um Zîlan Botan und Delal Botan.

Zîlan Botan und Delal Botan

Die Volksverteidigungskräfte (HPG) haben die Namen der beiden Guerillakämpferinnen veröffentlicht, die bei Auseinandersetzungen im Zuge einer irakisch-türkischen Operation in der Heftanîn-Region in Südkurdistan ums Leben gekommen sind. Zîlan Botan und Delal Botan waren nach HPG-Angaben Ende Januar in Keşan in ein Gefecht mit dem irakischen Grenzschutz verwickelt. Die Truppen rückten vom Boden auf das Gebiet vor, während die türkische Armee Luftunterstützung leistete. Beim Versuch, die Kämpferinnen einzukreisen, brachen Gefechte aus. Dabei wurden zwei irakische Grenzschützer getötet und ein dritter verletzt. Die beiden Kämpferinnen, die den Verbänden freier Frauen (YJA Star) angehörten, sprengten sich anschließend mit Handgranaten selbst in die Luft, um einer Gefangennahme durch die Grenzschutztruppe zu entgehen. Ihre vollständige Identität wurde von den HPG wie folgt angegeben:

                             

Codename: Zîlan Botan

Vor- und Nachname: Zilan Güler

Geburtsort: Colemêrg

Namen von Mutter und Vater: Tuli – Süleyman

Todestag und -ort: 24. Januar 2025 / Heftanîn

 

 

Codename: Delal Botan

Vor- und Nachname: Ruksen Derwêş

Geburtsort: Dirbêsiyê

Namen von Mutter und Vater: Ehlam – Ismail

Todestag und -ort: 24. Januar 2025 / Heftanîn

 

Zîlan Botan

Zîlan Botan wurde in der nordkurdischen Provinz Colemêrg (tr. Hakkari) geboren, wo sie in einem von der kurdischen Kultur geprägten Zuhause aufwuchs. Da ihre Eltern dem kurdischen Widerstand nahestehen, erhielt sie bereits als Kind Einblick in die Kriegsrealität in Kurdistan. Dies führte dazu, dass sie schon früh die Widersprüche des Systems erkannte. Den ersten tiefen Einschnitt für ihr Leben stellte der türkische Chemiewaffenangriff 2011 im Geliyê Tiyarê in Colemêrg dar, bei dem 39 Kämpfer:innen der kurdischen Guerilla ermordet wurden. Dieses Ereignis prägte ihre Persönlichkeit tief und führte zu einer intensiveren Auseinandersetzung mit dem Paradigma der kurdischen Befreiungsbewegung. 2013 schloss sie sich in der Zagros-Region selbst der Guerilla an.


Die ersten zwei Jahre in den Bergen verbrachte Zîlan Botan in den militärischen, theoretischen und sozialen Lernräumen der Guerilla. Als 2015 der Dialogprozess zwischen dem PKK-Begründer Abdullah Öcalan und der türkischen Regierung einseitig vom Staat abgebrochen wurde und der Krieg wiederaufgenommen wurde, zog sie an die Fronten des Zagros-Gebirges. Sie kämpfte in einer Region, in der der Krieg besonders stark wütete, und brachte ihre Waffenexpertise in diverse Offensiven gegen die türkische Besatzung ein. Erst 2018 wechselte sie für einige Monate wieder in den akademischen Bereich und beteiligte sich an tiefgreifenden militärischen und ideologischen Weiterbildungen. Anschließend war sie auf eigenen Wunsch hin in der Heftanîn-Region im Einsatz.

Delal Botan

Delal Botan stammte aus der westkurdischen Stadt Dirbêsiyê (ar. ad-Darbasiyah). Auch ihre Familie hatte tiefe Wurzeln in der Tradition und Kultur Kurdistans geschlagen. Die enge Verbindung ihrer Eltern zur eigenen Identität prägte ihre Persönlichkeit maßgeblich und inspirierte sie mit dem Auskommen der Revolution von Rojava zu einer vielseitigen Auseinandersetzung mit der Geschichte der kurdischen Befreiungsbewegung. Besonders beeindruckend fand sie die Rolle der Frauen, die sich in Rojava von Beginn an nicht nur am bewaffneten Kampf beteiligten, sondern maßgeblich am Aufbau feministischer und ökologischer Strukturen und einer basisdemokratischen Autonomie mitwirkten und so zu Vorreiterinnen des sozialen Wandels im Nahen Osten wurden.


In diesem Sinne beteiligte Delal Botan sich zunächst in verschiedenen Bereichen am revolutionären Prozess in Rojava. Doch mit der Eskalation des Krieges des türkischen Staates gegen die kurdische Bevölkerung ging sie zur Guerilla in die Berge. Nach ihrer militärischen und theoretischen Ausbildung ging sie in die Heftanîn-Region. Dort war sie eine der ersten Kämpfer:innen, die sich am Widerstand gegen die im Jahr 2019 eingeleiteten Besatzungsoffensiven der türkischen Armee leisteten. Nach HPG-Angaben war sie an nahezu allen Operationen gegen die Besatzung in Heftanîn beteiligt.

Nachruf der HPG

Die HPG beschreiben Zîlan Botan und Delal Botan als zwei selbstlose Persönlichkeiten, die für die Freiheit aller Frauen, des kurdischen Volkes und aller Unterdrückten kämpften. „Sie liebten das freie Leben und waren stets bereit, dafür zu sterben – dies, um die Existenz unseres Volkes zu schützen. Sie zogen für das freie Leben, für das sie sich leidenschaftlich einsetzten, in die Berge, trotzten allen Schwierigkeiten und leisteten Widerstand angesichts der Unmöglichkeiten. Als HPG fühlen wir uns tief verbunden mit unseren Weggefährtinnen Zîlan und Delal und dem Andenken an sie. Angesichts ihres Verlusts sprechen wir ihren Familien und dem kurdischen Volk unser Mitgefühl aus.“