Namen gefallener Guerillakämpferinnen veröffentlicht

Die Guerillakämpferinnen Gulan Hêmin, Mizgîn Cigerxwîn und Sozdar Feraşîn sind im September 2020 bei einem Bombardement der türkischen Armee in den Medya-Verteidigungsgebiete gefallen. Die HPG erinnern an sie.

Das Pressezentrum der Volksverteidigungskräfte (Hêzên Parastina Gel, HPG) hat die Namen von drei Guerillakämpferinnen veröffentlicht, die am 25. September 2020 bei Bombardierungen durch die türkische Armee in den Medya-Verteidigungsgebieten in Südkurdistan ums Leben gekommen sind. Ihre vollständigen Identitäten lauten:

                                        

Codename: Gulan Hêmin

Vor- und Nachname: Zilan Gök

Geburtsort: Mûş

Namen von Mutter und Vater: Gülazer – Abdulmenaf

Todestag und -ort: 25. September 2020 / Medya-Verteidigungsgebiete

 

 

Codename: Mizgîn Cigerxwîn

Vor- und Nachname: Şehnaz Okşamak

Geburtsort: Amed

Namen von Mutter und Vater: Emine – Metin

Todestag und -ort: 25. September 2020 / Medya-Verteidigungsgebiete

 

 

Codename: Sozdar Feraşîn

Vor- und Nachname: Emine Bor

Geburtsort: Wan

Namen von Mutter und Vater: Behiye – Yusuf

Todestag und -ort: 25. September 2020 / Medya-Verteidigungsgebiete

 

Gulan Hêmin wurde in Kelê (tr. Malazgirt) in der Provinz Mûş als Tochter einer kurdischen Familie geboren. Sie wuchs in einem für die Serhed-Region charakteristischen patriotischen Umfeld auf. Ihre erste Begegnung mit der kurdischen Befreiungsbewegung machte sie bereits im Kindesalter. „Geprägt von ihrem Selbstverständnis, Teil dieser Bewegung zu sein, den Widerstand gegen die männliche und staatliche Dominanz gegenüber den Frauen Kurdistans aufzunehmen, sich selbst neu zu erschaffen und damit einen wichtigen Beitrag für den Befreiungskampf zu leisten, schloss sich unsere Weggefährtin Gulan den Reihen der Guerilla an. In den Bergen Kurdistans erkannte sie, wie das System Kurdinnen und Kurden von ihrem eigentlichen Wesen distanziert und verändert. Sie stellte fest, dass die kapitalistische Moderne Persönlichkeiten zerstört. Die Ideologie von Rêber Apo wirkte sich bei ihr transformativ und befreiend aus. Gulan unternahm jeden Tag neue Schritte auf ihrem Weg zur vollkommen freien kurdischen Frau, war in vielen Regionen praktisch aktiv, sammelte Guerillaerfahrungen und versuchte, eine kompetente Kommandantin der YJA-Star zu sein. Sie kämpfte in den Gebieten Zap, Avaşîn, Gare und Metîna und wurde verletzt. Sobald sie sich erholt hatte, kehrte sie mit Leidenschaft zu ihrem Einsatzort zurück. Unsere Freundin Gulan zeichnete sich durch ihren Einsatz und ihre Haltung aus, war eine wertgeschätzte Militante, die bei all ihren Weggefährtinnen und Freunden einen tiefen Eindruck hinterlassen hat.“

 

Mizgîn Cigerxwîn wurde im Kreis Farqîn (Silvan) bei Amed als Tochter einer traditionellen werktägigen Familie geboren. Wie die HPG in ihrem Nachruf schreiben, wuchs die Kämpferin in einem „von der feindlichen Unterdrückung“ gebeutelten Umfeld auf und traf bereits im Kindesalter auf das „unmenschliche Gesicht des genozidalen türkischen Staates“. Als Jugendliche suchte sie Wege, um aus dem traditionellen Rollenverständnis für Frauen auszubrechen und ihre Freiheit zu erlangen. „Sie erkannte, dass die Emanzipation der kurdischen Frauen ihrem Anspruch bei der Frauenbefreiungsideologie und der apoistischen Bewegung gerecht wird und schloss sich ihr an.“  Mizgîn Cigerxwîn kämpfte in den Regionen Zap, Gare, Metîna und Heftanîn und hielt sich eine Weile im zentralen Hauptquartier der autonomen Frauenguerilla YJA-Star auf. Mit dem Paradigma der Frauenpartei PAJK sei es ihr gelungen, ihre Persönlichkeit auf das Niveau der freien kurdischen Frau zu heben, so die HPG: „Sie wurde eine unerbittliche Verfechterin unserer Linie und der Frauenbefreiung. Mit ihrem Einsatz, ihrer aufrichtigen Freundschaft zu uns, ihrer militärischen Haltung und ihrer Entschlossenheit als organisierte Militante wird uns unsere Freundin Mizgîn stets ein Vorbild sein”.

 

Sozdar Feraşîn wurde in Wan als Tochter einer patriotischen Familie geboren. Als sie zwei Jahre alt war, wurde ihre Mutter verhaftet. In der Folge verbrachte sie ihre Kindheit hinter den Gefängnismauern des türkischen Regimes. „Kaum auf der Welt, lernte sie auf diese Weise das unmenschliche Gesicht des türkischen Staates kennen, erlebte Unterdrückung und wuchs mit den dadurch verursachten Gefühlen von Hass und Wut auf.“ Sozdar Feraşîn gehörte dem Stamm der Gewda an, der bekannt dafür ist, sich der „Aufstandsbekämpfung“ nicht zu beugen. Geprägt von der Widerstandskultur ihrer Familie, ging sie zur Guerilla in die Berge. Sie wurde zu einer „versierten Militanten“, ihr erstes Einsatzgebiet war die Zap-Region. „Sie war bescheiden, aufrichtig und genoss die Liebe ihre Weggefährtinnen“, so die HPG. Um ihre militärische Kompetenz zu verbessern und die Ideologie der Frauenbefreiung weiter zu vertiefen, durchlief sie eine erweiterte Ausbildung im Hauptquartier der YJA-Star. „ Sozdar Feraşîn gelang es, eine selbstbewusste YJA-Star-Kommandantin zu werden und die neuzeitliche Guerilla anzuführen. Bis sie sich der Karawane der Gefallenen anschloss, vertrat sie die Linie der Revolution."

 

Weiter erklären die HPG: „Unsere Verbundenheit gilt Gulan, Mizgîn und Sozdar, die den freien Frauenkampf, der die Hoffnung aller Frauen der Welt ist, anführten, und die Flagge der Freiheit, die ihnen als Erbe der Gefallenen übergeben wurde, mit Würde und Stolz auf den Gipfeln der Berge Kurdistans schwenkten. Wir versprechen, dass ihre Fahne weiter wehen wird und wir ein freies Kurdistan und einen freien Vordenker erreichen werden. Wir versprechen, dass wir unsere Freundinnen rächen werden.“