Nach Mord an Mahsa Amini: KJK ruft zur Selbstverteidigung auf

Die KJK verurteilt die Ermordung von Mahsa Amini durch die iranische Sittenpolizei und ruft zum organisierten Kampf gegen Feminizide und das patriarchale Herrschaftssystem auf: „Das Leben von Frauen ist wertvoll und organisierte Frauen sind stark.“

„Die patriarchale Mentalität tötet weiterhin Frauen überall. Als kurdische Frauenbefreiungsbewegung verurteilen wir mit Wut und Hass die Ermordung von Jina Mahsa Amini durch die iranische Sittenpolizei. Wir begrüßen den Aufstand der Frauen im Iran und in Ostkurdistan gegen diese Grausamkeit. Der Familie von Mahsa Amini, ihren Angehörigen und dem kurdischen Volk sprechen wir unser Beileid aus“, erklärt die Gemeinschaft der Frauen Kurdistans (KJK). Jina Mahsa Amini war am Dienstag während eines Familienbesuchs in der iranischen Hauptstadt Teheran von der sogenannten Sitten- und Religionspolizei festgenommen worden, weil sie ihren Hidschab nicht so trug wie vorgeschrieben. In Polizeigewahrsam wurde sie geschlagen und erlitt eine tödliche Hirnblutung.

Die Koordination der KJK weist darauf hin, dass der Mord an der jungen Frau nur das jüngste Beispiel der femizidalen Praxis des iranischen Regimes ist: „Da die Folter des frauenfeindlichen iranischen Staates gegen Frauen in allen Lebensbereichen normalisiert und die unmenschlichen Praktiken gegen Frauen systematisiert und legitimiert werden, haben Unterdrückung und Massaker zugenommen. Das unterdrückerische und sexistische Herrschaftssystems im Iran manifestiert sich in der Erschießung von Frauen, ihrer Ermordung durch Folter vor den Augen der ganzen Welt, ihrer Vergewaltigung und der Einführung der Kinderehe. Die Politik der frauenfeindlichen faschistischen Staaten, die ihren Nährboden in Sexismus, religiösem Fanatismus, Sektierertum, Nationalismus und Herrschaft hat, massakriert weiterhin Frauen, beutet sie aus, vertreibt sie aus ihren Häusern, macht sie arbeits- und wohnungslos.“

Feminizid ist ein systematisches Massaker an Frauen

Frauen werden im männlichen Herrschaftssystem überall auf der Welt systematisch ermordet, stellt die KJK fest und erklärt: „Während dieser namenlose Kriegszustand überall auf der Welt herrscht, reißen die Massaker an Frauen in unserem Land, in Kurdistan, nicht ab. In den vier Teilen Kurdistans wollen die kolonialistischen Staaten die Gesellschaft mit einer Politik des Feminizids schwächen und einschüchtern. In Nordkurdistan werden sexuelle Übergriffe, Vergewaltigung, Mord, Prostitution und die Einbindung von Frauen in Drogennetze als besondere Kriegspolitik praktiziert. Die Unterdrückung und Verhaftung von Abgeordneten, Vertreterinnen kurdischer Frauenorganisationen und Vertreterinnen des Volkes auf dem Gebiet der demokratischen Politik tätig sind, die Verschärfung der Folter in den Gefängnissen, die vorsätzliche Aussetzung der Haftentlassung und die Politik gegenüber kranken Gefangenen zielen darauf ab, den Willen der Frauen zu brechen, die sich gegen Faschismus und Herrschaft wehren. Das direkte Vorgehen gegen die Pionierinnen des Frauenbefreiungskampfes in Rojava ist Ausdruck der Angst des herrschenden Systems vor der freien Haltung von Frauen. Wie die Frauen, die angesichts dieser brutalen Angriffe ihre Wut auf die Straße tragen, zum Ausdruck bringen, sind die wahren Schuldigen und Verursacher solcher Morde die politischen Mächte selbst, die versuchen, die von Männern dominierte Mentalität in allen Bereichen der Gesellschaft zu verankern.

Daher sind die Morde an Frauen, die sich heute in verschiedenen Formen ereignen, keine Einzelfälle, sondern Teil eines systematischen Massakers an Frauen. Die Zunahme von Feminiziden ist im Wesentlichen ein Ausdruck der Krise des Systems. In Kurdistan kämpfen wir gegen die rücksichtslosen Angriffe der kolonialistischen, faschistischen und männlichen Kräfte, die unseren Widerstand, unsere Sozialität, unsere Werte, unsere Errungenschaften und unsere Identität nicht ertragen können. Heute sind wir nicht nur mit den Errungenschaften von Frauen konfrontiert, sondern auch mit frauenfeindlichen Tendenzen, die Frauen gezielt ermorden.“

Frauen müssen ihre Fähigkeit zur Selbstverteidigung verbessern

„Die einzige Möglichkeit, die systematischen Massaker an Frauen zu verhindern, besteht darin, die Fähigkeit von Frauen zur Selbstverteidigung weiterzuentwickeln. Als Frauen müssen wir diese brutale Macht, die mit ihrer Mentalität, ihrer Politik und ihren Praktiken persönlich für Feminizide verantwortlich ist, zur Rechenschaft ziehen.

Es ist notwendig, den gemeinsamen Kampf und die Selbstverteidigung überall zu verstärken und Seite an Seite zu stehen. Die brutalen Praktiken der frauenfeindlichen faschistischen Regime zwingen uns Frauen in allen Lebensbereichen Gehorsam auf. Sie wollen uns in eine Position des Gehorsams gegenüber dem dominanten Mann, dem männlichen System, bringen. Dafür werden die wirtschaftlichen, politischen, ideologischen, sozialen und kulturellen Grundlagen gelegt. Wir müssen mehr denn je gegen dieses grausame System kämpfen, das es sich zur Priorität gemacht hat, den Willen, das Reden, das Handeln und die Organisation derjenigen zu zerstören, die sich ihm entgegenstellen.

Wir rufen unser Volk und insbesondere die Frauen Ostkurdistans sowie die Belutschinnen, die Perserinnen und die Aserbaidschanerinnen auf, sich auf allen Gebieten gegen diese frauenfeindliche Politik zu organisieren und ihren Selbstverteidigungskampf zu verstärken. Wir rufen alle Frauen auf, sich gegen diese Angriffe zu vereinen und Widerstand zu leisten. Wenn wir heute zu dieser Gräueltat schweigen, laden wir die Massaker von morgen ein.

Wir rufen alle Frauen in allen vier Teilen Kurdistans und im Ausland auf, den Widerstand gegen die Besatzung, den Kolonialismus und die von Männern dominierte Politik zu verstärken. Wir erklären, dass das Leben von Frauen wertvoll ist und dass Frauen stark sind, wenn sie sich organisieren. Nur so können wir die rücksichtslosen Angriffe von Faschismus und Sexismus stoppen.“

Die KJK verurteilt außerdem die barbarische Ermordung der armenischen Kämpferin Anush Abetyan durch die aserbaidschanische Armee und stellt fest, dass diese Gräueltat der Praxis in Kurdistan ähnelt: „Auf dieser Grundlage gedenken wir erneut allen Frauen, die durch Gewalt, Folter und Unterdrückung frauenfeindlicher Staaten ihr Leben verloren haben, und wir erneuern unser Versprechen, dass wir diese tyrannische, männerdominierte Welt und das System, das sie ermordet hat, zur Verantwortung ziehen werden."