Der Dachverband der Frauenbewegung in Nord- und Ostsyrien organisiert sich unter dem Namen Kongreya Star-Ewrûpa nun auch in den Ländern im europäischen Kontinent. In Dortmund findet heute mit der Teilnahme von Delegierten aus allen Teilen Kurdistans der Gründungskongress statt. Das Motto: „Die Frauenrevolution ist der Garant für ein freies Leben“.
Die Belagerung von weiten Teilen Rojavas durch die Terrororganisation „Islamischer Staat“ (IS) und die intensive Kriegsphase infolge der völkerrechtswidrigen Invasionen der Türkei hat zu einem Massenexodus aus den Autonomiegebieten von Nord- und Ostsyrien geführt. Viele der Geflüchteten sind Frauen. Doch auch im Exil halten sie an ihren Prinzipien fest und an ihrem Bedürfnis, ein auf kollektive Frauenorganisierung ausgerichtetes neues Leben mit den Grundlagen Ökologie, Demokratie und Geschlechterbefreiung zu erschaffen.
Die Organisierung von Frauen aus Nordostsyrien in Europa lief bisher über das Rojava-Frauenkomitee. Die Bildung einer zweiten Dachorganisation stellt einen essentiellen Schritt für die Aktivistinnen von Kongreya Star-Ewrûpa auf ihrem Weg zu einer vereinten Bewegung von Frauen aus Rojava und den restlichen Teilen Kurdistans dar. Darauf wies auch Asya Abdullah hin, die Koordinationsmitglied der Kongreya Star in Nordostsyrien ist. „Rojava wird nach wie vor durch ein umfassendes und vielseitiges Vernichtungskonzept bedroht. Aber wenn wir annehmen, dass dieser Zustand nur auf Rojava begrenzt ist, irren wir uns. Wir stehen einem umfassenden Vernichtungskrieg gegenüber, der sich gegen unser Volk, das viergeteilte Kurdistan und unsere Errungenschaften mit dem Ziel einer möglichst vollständigen Zerstörung richtet“, sagte Abdullah.
Viele Delegierte trugen ihre traditionellen Kleider
Wo es Leben gibt, existieren Frauen
Gefördert von internationalen Kräften sei das Ziel, das Paradigma von Abdullah Öcalan als umsetzbare Alternative zum gegenwärtigen System zu vernichten. „In der Praxis findet dieser Krieg derzeit in den Medya-Verteidigungsgebieten statt, die Angriffe auf Rojava – ob Luftschläge oder der kulturelle Genozid – halten permanent an. Es werden Massaker an unseren Gemeinschaften verübt, wir sehen uns mit einem schleichenden Völkermord konfrontiert. Als kurdische Frauen müssen wir uns gegen das Konzept der Verleugnung und Vernichtung verteidigen“, führte Asya Abdullah weiter aus. Der Widerstand von Frauen sei immerwährend, genauso wie ihre Hoffnungen. „Wo Leben ist, dort ist eine Frau. Dieser Gedanke muss führend sein bei der Betrachtung und Analyse der Orte in unseren Regionen, die besonders vom Krieg betroffen sind.“
Starke Frauenorganisierung bedeutet Befreiung von Kurdistan
Die Aktivistin Zeynep Dersim von der Kurdischen Frauenbewegung in Europa (TJK-E) sprach die Situation von Frauen in den von der Türkei und dschihadistischen Milizen besetzten Gebieten von Nordsyrien an. „Die Frauen in Efrîn warten noch immer darauf, befreit zu werden. Gelingt uns in Europa eine starke Organisierung, wird sie uns den Weg zur Befreiung von Efrîn und allen anderen unterdrückten Städten in Kurdistan ebnen“, so Dersim. „Solange Rojava und der Rest von Kurdistan nicht frei ist, dürfen wir nicht ruhen.“