„Als Internationalistinnen, die nach Rojava/Nordsyrien gekommen sind um Teil der Frauenrevolution zu sein, senden wir Grüsse und Solidarität an alle Frauen, Feministinnen und LGBTI*, die weltweit gegen das Patriarchat kämpfen.

Wenn wir gegen Gewalt an Frauen kämpfen, heisst das, dass wir uns gegen alles stellen müssen, was unsere Körper sowie unsere Leben, unsere Freiheit und unsere Würde angreift. Wir stehen auf gegen Gewalt in Familien und in Beziehungen, gegen Vergewaltigungen, gegen Feminizide, gegen patriarchale Unterdrückung und Ausbeutung. Gewalt an Frauen kann jedoch nicht verstanden werden, wenn wir Schläge oder Vergewaltigungen einzeln betrachten. Wir müssen verstehen, dass dahinter ein System steht. Ein System, das auf Herrschaft und Ausbeutung beruht, sich über Jahrtausende entwickelt hat und heute in Form des kapitalistischen Patriarchats präsent ist.

System bringt Vergewaltigungskultur hervor

Dieses System ist es auch, das weltweit eine Kultur hervorbringt, welche Vergewaltigungen legitimiert. Dazu werden die Körper von Frauen als öffentlich verfügbar erklärt und der Wille von Frauen als etwas, das leicht ignoriert werden kann. Frauen sind dadurch Angriffen ausgesetzt, sowohl im öffentlichen Raum als auch in der vermeintlichen Privatheit von Beziehungen. Frauen, die mit patriarchaler Gewalt konfrontiert sind, werden damit alleine gelassen, da es als ein individuelles Problem gesehen wird und nicht als ein strukturelles.

Angriffe auf Errungenschaften der Frauenrevolution

Hier in Kurdistan ist Vergewaltigung im Şengal und in Afrin wieder einmal zur strukturellen Waffe der faschistischen und islamistischen Kräfte geworden. Vergewaltigungen sind dabei nicht nur physische Angriffe, sondern auch ein Mittel psychologischer Kriegsführung gegen die gesamte Gesellschaft. Nachdem der türkische Staat Afrin besetzt hat, greift er zur Zeit auch andere Orte der demokratischen Selbstverwaltung in Rojava/Nordsyrien an. Diese Angriffe müssen wir als direkte Angriffe auf die Errungenschaften der Frauenrevolution verstehen. Gegen diese Angriffe leisten Frauen Widerstand: Es sind Frauen, die die Gesellschaft vor den Islamisten und dem türkischen Faschismus verteidigen, es sind Frauen, die die grundlegenden Schritte machen und den Weg zur Veränderung der vorherrschenden Mentalität öffnen und es sind Frauen, die die Selbstorganisierung der Gesellschaft in allen Bereichen vorantreiben.

Antwort auf Gewalt ist die Selbstorganisierung von Frauen

Wir kämpfen hier gemeinsam mit den Frauen Rojavas für Geschlechterbefreiung. Unsere Waffen sind dabei unser Wille zur Freiheit, unsere Kenntnisse, unsere Solidarität untereinander, unsere Ideologie und legitime Selbstverteidigung. Zusammen überwinden wir unsere Ängste und finden Selbstvertrauen in unsere Stärke. Unsere Antwort auf Gewalt gegen Frauen ist die Selbstorganisierung von Frauen. Denn nur, wenn wir uns selber organisieren, können wir Alternativen aufbauen und nur durch Organisierung können wir diese auch verteidigen.

Wir fühlen uns mit allen anti-patriarchalen Kämpfen weltweit verbunden und senden euch folgende Worte: Lasst uns Verantwortung übernehmen, um eine wirkliche Umgestaltung unserer Leben zu ermöglichen. Lasst uns die Basis unseres Kampfes durch Ehrlichkeit und Kritik, die auf Solidarität beruht, stärken und uns auf dieser Grundlage vereinen. Lasst uns das Wissen über unsere Geschichte, unsere Identität und verschiedene Methoden des Widerstandes vertiefen, um gemeinsam kämpfen zu können. Lasst uns dabei unsere Erfahrungen austauschen und durch Strukturen wie Räte, Kommunen, Kooperativen und Selbstverteidigungseinheiten das verteidigen, was wir gemeinsam erschaffen haben.

Gegen Gewalt setzen wir Selbstverteidigung, denn wir wollen uns lebend, kraftvoll und frei! Wir dulden weder die Angriffe des kapitalistischen Systems auf unseren Willen, noch die militärischen Angriffe auf Rojava und die faschistische Besetzung Afrins, das zum Symbol des Frauenwiderstandes geworden ist!

Die Angriffe auf die soziale Revolution in Rojava sind Angriffe auf uns alle – verteidigen wir die Frauenrevolution gemeinsam! Jin, Jiyan, Azadî!”