Frauenökonomie in Nordostsyrien: Brunnen und Solarenergie

Die Frauenökonomie in Nordostsyrien schafft mit der Gründung von Kooperativen Arbeitsmöglichkeiten für Frauen und kurbelt die Landwirtschaft in einer von Krieg und Embargo geprägten Region an.

Die Frauenökonomie ist ein Zusammenschluss, der in Zusammenarbeit mit dem Wirtschaftsausschuss der Autonomieverwaltung von Nord- und Ostsyrien (AANES) und des Frauenverbands Kongra Star Arbeitsmöglichkeiten für Frauen schafft und die Landwirtschaft in der Region ankurbelt.

In Nordostsyrien gibt es drei Jahre alte Genossenschaften. Die Frauenökonomie hat in diesem Jahr viele neue Projekte gestartet. In den Dörfern Zihêriye, Eyn Dîwar und Teqil Beqil bei Dêrik sind etwa 60 Frauen in drei Kooperativen tätig. In Girkê Lege arbeiten 39 Frauen in einer Genossenschaft. Zwei Familien betreiben eine Kooperative in Amûdê. In Tirbêspiyê arbeiten 18 Frauen aus dem Dorf Elî Bedran und vier Familien aus dem Dorf Digir in einer Genossenschaft, in Şedadê 160 Frauen. Auch in Til Temir und Dirbêsiyê gibt es Kooperativen. Eine Kooperative in einem Dorf bei Kobanê wurde erst in diesem Jahr gegründet, weil vorher aufgrund der Nähe zur türkischen Staatsgrenze Sicherheitsbedenken bestanden. Derzeit hat die Kooperative in Kobanê fünf weibliche Mitglieder. In den vier Kooperativen in Şehba arbeiten 19 Familien. Während 75 Prozent der Einnahmen aus den Kooperativen an die Mitarbeiterinnen gehen, fließen zehn Prozent in einen Kooperativenfonds und 15 Prozent in die Kasse der Frauenökonomie für die Finanzierung neuer Projekte.

Vorbereitung neuer Projekte

In der Autonomieregion wurde in diesem Jahr neben Weizen, Kreuzkümmel, Kichererbsen, Linsen, Minze usw. mit der Anpflanzung von Obstbäumen begonnen, und das Projekt ist noch nicht abgeschlossen. In der Region Cizîrê wird dieses Projekt zum ersten Mal von der Frauenökonomie organisiert. Am 1. März wurden in Dêrik 4.000 Dattelpalmen, Feigen, Trauben und Olivenbäume gepflanzt. Nach zwei Jahren werden jeweils zehn Bäume, die Früchte tragen, an eine Familie übergeben und als eine Art Kooperative betrieben. In der Euphrat-Region wurden 4.500 Weinstöcke gepflanzt, die für eine Konservengenossenschaft vorbereitet werden. Die Frauenökonomie will außerdem mit der Produktion von Naturdünger aus Eiern und Obstschalen beginnen.

Große landwirtschaftliche Nutzflächen

 

Gulê Murad, eine der Leiterinnen der Frauenökonomie in Nordostsyrien, erklärte gegenüber ANF: „Eines der Ziele des Wirtschaftsausschusses ist die Gründung von Genossenschaften. Unser erstes Ziel ist es, den Geist des Kollektivismus wiederzubeleben. Das Gefühl der Solidarität unter den Menschen soll gefördert werden. Für die Bewirtschaftung der Ländereien werden Familien und Frauen ausgewählt, die in der Nähe leben. Denn diejenigen, die in die Genossenschaft aufgenommen werden, sollten ihr Land gut bewirtschaften. Sie sollten die Sprache des Bodens verstehen, sich um ihn kümmern und herausfinden, was der Boden braucht. Dazu wählen wir Familien aus, die in der Nähe wohnen. Für Kooperativen ist kein Fachwissen erforderlich. Die Menschen aus den Dörfern sind bereits mit dem Boden verbunden und verstehen etwas von Landwirtschaft. Sie haben in dieser Hinsicht viel Erfahrung. Ihre Erfahrung wird mit der Zeit immer größer. Die Hauptsache ist, dass sie sich um das Land kümmern und es hegen und pflegen.“

Weizenanbau aufgrund von Krieg und Embargo

Gulê Murad wies auf den Reichtum der Böden in Nordostsyrien hin und sagte: „Wir haben ein für die Landwirtschaft günstiges Land. Man kann die Früchte jeder Pflanze ernten, die man anbaut. Die Region Cizîrê ist von der Luft und vom Wasser her besser für die Landwirtschaft geeignet, aber wir können auch in anderen Regionen Erträge erzielen. Unsere Priorität ist der Weizenanbau. In der Region herrscht ständig eine Atmosphäre des Krieges. Neben dem Krieg dauert auch das Embargo an. Aus diesem Grund haben wir Probleme mit Brot und Mehl. Deshalb müssen wir uns auf Weizen konzentrieren. Neben Weizen pflanzen wir auch Linsen, Kichererbsen, Kümmel, Gerste, Mais, Gemüse und Obstbäume an. Auf den meisten Ländereien, die der Frauenökonomie gehören, gibt es keine Wasserbrunnen. Wir müssen immer auf Regen warten und haben noch nicht das Niveau erreicht, um den Bedarf in Nordostsyrien zu finanzieren. Wir haben ein gewisses Niveau erreicht, aber wir können es nicht vollständig finanzieren. Wir liefern das Gemüse, das wir anbauen, zu einem geringen Preis auf den Markt. Unsere Leute sind damit zufrieden. Der Weizen wird in die Getreidesilos gebracht."

Wasserbrunnen und Solarenergie

In diesem Jahr sei damit begonnen worden, Brunnen in der Nähe der Ländereien der Frauenökonomie auszuheben, berichtete Gulê Murad weiter. Die Zahl der Brunnen soll weiter erhöht werden: „Je mehr Wasser es gibt, desto mehr wird sich die Landwirtschaft entwickeln. Wir brauchen technische Ausrüstung, aber diese Probleme werden mit der Zeit gelöst werden. Wir haben auch damit begonnen, den Übergang zu einem Solarenergiesystem vorzubereiten, denn in der Region gibt es Probleme mit Strom und Dieselöl. Daher werden wir mit dem Solarenergiesystem eine Lösung für diese Probleme finden. Alle diese Projekte werden in den Dienst der Kooperativen gestellt."