Frauenappell an UN gegen Krieg der Türkei in Kurdistan

In einem Appell gegen die Angriffe der Türkei gegen die kurdische Gesellschaft fordern mehr als siebzig Einzelpersonen und Organisationen aus verschiedenen Ländern die UN auf, ihre Mechanismen gegen den Aggressor in Ankara zu mobilisieren.

Mehr als siebzig Akademikerinnen, Intellektuelle, Journalistinnen, Autorinnen, Aktivistinnen sowie Frauenorganisationen in verschiedenen Ländern wenden sich in einem Appell an die Vereinten Nationen und fordern ein Handeln gegen den Krieg des türkischen Staates gegen die kurdische Bevölkerung. In dem an UN-Generalsekretär António Guterres und die UN-Frauenrechtskommission gerichteten Aufruf weisen die Unterzeichnerinnen darauf hin, dass die „Aggression der Türkei gegen die Kurdinnen und Kurden“ 2017 eine neue Stufe erreichte, als Luftangriffe auf den Nordosten Syriens, das ezidische Kerngebiet Şengal im Nordirak sowie das Camp Mexmûr mit weit mehr als zehntausend Geflüchteten geflogen wurden. Seitdem hat die Türkei unter anderem die mehrheitlich kurdisch besiedelten Städte Efrîn (März 2018) und Serêkaniyê (Oktober 2019) besetzt. „Türkische Kampfdrohnen fliegen ständig über Nordostsyrien, Şengal und Mexmûr und schaffen eine Atmosphäre der Angst und tiefen Unsicherheit. Zivile Infrastruktur, Autos und Häuser werden ohne Vorwarnung angegriffen. Die Bevölkerung flüchtet aus ihrer Heimat, weil sie weitere Angriffe und Besatzungen durch die Türkei befürchtet“, heißt es.

Die Türkei rechtfertigt ihre extralegalen Tötungen, Drohnenangriffe und militärischen Besatzungsmaßnahmen in ihren Nachbarländern mit dem Selbstverteidigungsrecht nach Artikel 51 der UN-Charta. In dem Appell heißt es dazu: „Der türkische Staat argumentiert, dass seine nationale Sicherheit durch Nordostsyrien, Şengal und Mexmûr direkt bedroht war und ist. Darüber hinaus zieht Ankara als Argumentation für die Besatzung des Grenzgebiets in Nordsyrien heran, die Grenzsicherheit der Türkei gewährleisten zu wollen, und plant auch, die Grenzregion im Nordirak zu besetzen. Der bewaffnete Konflikt mit der PKK wird für eine weitere militärische Besetzung und politische Intervention im Nordirak instrumentalisiert, was die Lage dort weiter destabilisiert und die Unsicherheit vertieft.“

Die Sonderorganisationen der UN erstellen regelmäßig Berichte über die Sicherheitslage in Syrien und im Irak. Weder Nordostsyrien noch die ezidische Gemeinschaft in Şengal oder das Flüchtlingslager Mexmûr stellen demnach eine Sicherheitsbedrohung für die Türkei dar. „Im Gegenteil: Das türkische Militär begeht ungestraft Menschenrechtsverletzungen, verübt extralegale Tötungen mit Hilfe von Drohnen und Luftangriffe auf zivile und militärische Ziele in Nordostsyrien, Şengal und der Kurdistan-Region im Irak. All dies geschieht im Namen der UN-Charta.

Wir, die Unterzeichnenden, akzeptieren nicht, dass die UN die türkische Aggression gegen die kurdische Bevölkerung in Nordostsyrien und im Nordirak unterstützt. Wir weisen den Anspruch der Türkei auf Selbstverteidigung zurück und betonen, dass der türkische Staat der Angreifer ist. Wir fordern die UN auf, die türkische Aggression gegen die Kurdinnen und Kurden zu verurteilen und ihre Mechanismen zu mobilisieren, um die grenzüberschreitenden Angriffe der Türkei auf Nordostsyrien und die Kurdistan-Region Irak zu stoppen.“

Unterzeichnet wurde der Appell von:

  • Kongra Star (Star Congress), Dachverband der Frauenbewegung in Nord- und Ostsyrien
  • Frauenkoordination der Autonomieverwaltung von Nord- und Ostsyrien
  • Benedetta Argentieri, Journalistin und Regisseurin, Italien
  • Susanne Bader, Europa-Koordinatorin der Weltfrauenkonferenz, Deutschland
  • Clare Baker, Internationale Beauftragte der Gewerkschaft UNITE the union, Vereinigtes Königreich
  • Zahraa Banaho, Menschenrechtsaktivistin, Westsahara
  • Trude Bennett, Expertin für öffentliche Gesundheit, USA
  • Janet Biehl, Autorin, Übersetzerin, Künstlerin, USA
  • Vicky Blake, Präsidentin der Gewerkschaft University and College Union (UCU), Vereinigtes Königreich
  • Baroness Christine Blower, Britisches Oberhaus, Vereinigtes Königreich
  • Forschungszentrum für Frauenrechte und Schutz, Nord- und Ostsyrien
  • Debbie Bookchin, Journalistin und Autorin, USA
  • Debbie Brennan, Radical Women, Australien
  • Frauenbüro des Demokratischen Syrienrats (MSD), Nord- und Ostsyrien
  • Frauenverband der Partei Demokratischer Weg, Marokko
  • Judith Butler, Maxine Elliot Professorin für Komparatistik, Gender Studies und kritische Theoriean der University of California, USA
  • Orsola Casagrande, Journalistin, Baskenland
  • Vandana Chaudry, Dozentin an der City University of New York, USA
  • Louise Christian, Rechtsanwältin und Ehrenpräsidentin der Stiftung Sozialistischer Jurist:innen, Vereinigtes Königreich
  • Nora Cortinas, Mitbegründerin der Mütter des Plaza de Mayo, Argentinien
  • Molly Crabapple, Künstlerin und Autorin, USA
  • Angela Davis, Autorin und emeritierte Professorin an der University of California, USA
  • Mary Davis FRSA, Gastprofessorin für Arbeitsgeschichte an der Royal Holloway University of London, Vereinigtes Königreich
  • Francesca Degiuli, Dozentin an der Fairleigh Dickinson University, USA
  • Barbara Ehrenreich, Autorin, USA
  • Silvia Federici, Autorin emeritierte Professorin der Sozialwissenschaften an der Hofstra University, USA
  • Lindsey German, Koalition “Stop the War”, Vereinigtes Königreich
  • Helen Gilbert, Radical Women, USA
  • Dr. Sarah Glynn, Autorin, Frankreich
  • Ozlem Goner, Dozentin am College of Staten Island and Graduate Center, City University of New York, USA
  • Saloua Guiga, FemWise-Africa / Tunesien-Sektion, Tunesien
  • Rahila Gupta, Autorin und Journalistin, Vereinigtes Königreich
  • Dr. Hiba Haddadin, Generaldirektorin der Foundation for Gender Studies and Consultations, Jordanien
  • Jean Halley, Professorin, City University of New York, USA
  • Dr. Basma Hamdi, Generalsekretärin der Internationalen Föderation der Frauen in Afrika, Tunesien
  • Dr. Choman Hardi, Direktorin des Zentrums für Gender- und Entwicklungsstudien an der American University of Iraq, Silêmanî / KRI
  • Ava Homa, Autorin, Journalistin, Aktivistin, Kanada/USA
  • Dr. Amber Huff, Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institute of Development Studies, Vereinigtes Königreich
  • Baroness Helena Kennedy QC, Britisches Oberhaus, Vereinigtes Königreich
  • Hosu Kim, Dozentin an der City University of New York, USA
  • Neemat Koko, Direktorin des Zentrums für Genderstudien, Sudan
  • Claudia Korol, Journalistin und Mitglied der Feministas del Abya Yala, Argentinien
  • Andrea Koskondi, Mitglied des Exekutivausschusses des Gewerkschaftsdachverbands GFTU, Vereinigtes Königreich
  • Şeyda Kurt, Autorin, Deutschland
  • Dr. Carol Mann, Direktorin von Women in War, Frankreich
  • Joya Misra, Professorin an der University of Massachusetts, USA
  • Baroness Jones of Moulsecoomb, Britisches Oberhaus, Vereinigtes Königreich
  • Frauenbüro der Bewegung für eine demokratische Gesellschaft, Nord- und Ostsyrien
  • Frauenrat von Nord- und Ostsyrien
  • Kazhal Nouri, Autorin, Niederlande
  • Shamiran Odisho, Generalsekretärin der irakischen Frauenvereinigung, Irak
  • Margaret Owen, O.B.E., Präsidentin von Witwen für Frieden durch Demokratie, Vereinigtes Königreich
  • Julia Pascal, Dramaturgin, Journalistin, Vereinigtes Königreich
  • Maxine Peake, Schauspielerin und Aktivistin, Vereinigtes Königreich
  • Rosalind Petchesky, Emerierte Professorin für Politikwissenschaften am Hunter College der City University of New York, USA
  • Louise Regan, Nationale Beauftragte für Gleichstellung der Bildungsgewerkschaft National Education Union, Vereinigtes Königreich
  • Khadija Riyadi, Aktivistin, Trägerin des Menschenrechtspreises der Vereinten Nationen, Marokko
  • Tiba Saad Abdelkarim, Feministische Bewegung Intadifi, Irak
  • Rita Segato, Feminisitische Akademikerin und emerierte Professorin an der University of Brasilia, Argentinien
  • Dr. Maha Al Sekban, Präsidentin des Zentrums für Frauenrechte, Irak
  • Marina Sitrin, Rechtsanwältin, Autorin und Dozentin für Soziologie an der State University of New York, USA
  • Sabah Shuaib, coordinator of the Netzwerk der Friedenskreise im libyschen Osten, Libyen
  • Prof. Radha D’Souza, Westminster University, Vereinigtes Königreich
  • Gloria Steinem, Autorin, USA
  • Dr. Greta Sykes, Autorin und Künstlerin, Vereinigtes Königreich
  • Frauenbüro der Zukunftspartei Syriens, Nord- und Ostsyrien
  • Syrischer Frauenrat, Syrien
  • Atika Al Taiif, Partei demokratischer Weg, Marokko
  • Shavanah Taj, Generalsekretärin der Gewerkschaft TUC/Wales, Vereinigtes Königreich
  • Meredith Tax, Schriftstellerin, USA
  •  Saadia Toor, Dozentin an der City University of New York, USA
  • Kariane Westrheim, Professorin für Erziehungswissenschaften an der Universität Bergen und Vorsitzende der EU Turkey Civic Commission (EUTCC), Norwegen
  • Debra Winger, Schauspielerin und Produzentin, USA
  • Jan Woolfe, Autorin, Mitglied im Theaterausschuss von Writers Guild, Vereinigtes Königreich
  • Frauenvereinigung Zenoobya, Nord- und Ostsyrien