Feministischer Stadtspaziergang in Hamburg

Bei hochsommerlichen Temperaturen fand diesen Freitag in Hamburg ein feministischer Stadtspaziergang statt, der auf unterschiedlichste Weise an historische und aktuelle Kämpfe anknüpfte.

Die Queerfem AG der Interventionistischen Linken (IL) und das Projekt Revolutionäre Perspektiven (PRP) organisierten am Freitag, den 1. Juni 2018, einen feministischen Stadtspaziergang, der den Hintergrund hatte, über historische und aktuelle Kämpfe zu informieren, gemeinsam gedenken, zu inspirieren und zu stärken für die Kämpfe heute, wie es in dem Aufruf heißt.

„Dicht an dicht reihen sich in Hamburg Orte aneinander, die Zeuge von Frauen*kämpfen wurden – überall in der Stadt verteidigten Hamburger*innen ihre Interessen und Bedürfnisse. Die Spuren, die sie hinterlassen haben, sind im Stadtbild kaum präsent. Wir möchten ihnen folgen.

Seit über hundert Jahren tragen Frauen* am 8. März ihre Kämpfe auf die Straße, doch auch an allen anderen Tagen des Jahres werden diese Kämpfe geführt und verdienen unsere Aufmerksamkeit. Ob als Feminist*innen in der Arbeiter*innenbewegung, Widerstandskämpfer*innen gegen Kolonialismus oder Faschismus, als arbeitende Frauen* und Mütter im Alltag oder als kämpfende Frauen* im bewaffneten Widerstand – die Probleme und Kämpfe sind vielfältig.“

Über den Besenbinderhof, wo es einen ersten Beitrag des Hamburger Bündnisses für mehr Krankenhauspersonal zu hören gab, ging es zum Steintorplatz. Dort informierte uns eine Freundin von Ragazza e.V. über die Situation der Sexarbeit in St. Georg. An der Kunsthalle machten die Guerilla Girls auf die marginale Repräsentation von Künstlerinnen im Kunstbetrieb aufmerksam. Hierbei wurde auch eine Statue mit Gemälden der Hamburger Künstlerin Anita Ree verschönert.

Am belebten Jungfernstieg ging es um das Frauen*wahlrecht, das sich bald zum 100. Mal jährt.

Besonders bewegend war der Beitrag von NINA (Frauen in Aktion), einer Gruppe von geflüchteten Frauen und ihrer Freundinnen und Unterstützerinnen, die von den Erfahrungen berichteten, die sie als Neuankommende in Hamburg machen mussten und weiterhin müssen. Im Mittelpunkt standen besonders die Umstände, die sich aufgrund fehlenden bereitgestellten Wohnraums für die Frauen* ergeben. Belästigungen, mangelnde Privatsphäre und unzureichende sanitäre Einrichtungen prägen ihren Alltag, mit dem sie zusätzlich zu sonstiger Diskriminierung und menschenfeindlicher staatlicher Flüchtlingspolitik zu kämpfen haben.

Am Gänsemarkt gab es einen Beitrag zu den antifeministischen Positionen der AfD, die diese in den vergangenen Monaten in Hamburg jeden Montag unter lautstarkem antifaschistischen Gegenprotest verkünden konnten, bis dieser sie mittlerweile zur Aufgabe bewegen konnte.

Anschließend wurde am Antikriegsdenkmal am Dammtor vom Frauenrat Rojbin die Rolle der Frauenrevolution in Rojava erläutert. Dabei wurde auch auf den Angriff des türkischen, faschistischen Staates auf Efrîn eingegangen, der unter Anderem auch direkt als Reaktion auf die Frauenbefreiung zu werten ist. Damit wurde auch eine neue Phase des Widerstandes eingeleitet, in welcher die internationale, gemeinsame Organisierung aller feministischen, emanzipatorischen Kämpfe umso erforderlicher ist.

Schließlich wurde noch an den Widerstand der Frauen gegen den Faschismus im Nationalsozialismus erinnert und mit Blumen den jüdischen Deportieren gedacht.

Den Abschluss fand der Spaziergang im Cafe Knallhart an der Universität Hamburg, wo sich bei dem sich nähernden Gewitter die meisten bei kalten Getränken zusammenfanden. Dabei fanden einzelne Unterhaltungen und Diskussionen statt, wobei auch die einzelnen Beiträge inhaltlich und kritisch diskutiert wurden.

Insgesamt nahmen etwa 40 Personen am Spaziergang teil, dessen Konzept auch für Menschen einen vereinfachten Zugang ermöglicht, die zufällig zu den einzelnen Stationen stießen und somit auch den breiter gefächerten gesellschaftlichen Austausch.