Ein in die Türkei verschlepptes ezidisches Mädchen ist von einem IS-Mitglied im Internet zum Verkauf angeboten worden. Als der Fall öffentlich bekannt wurde, ist der Täter verhaftet und anschließend wieder freigelassen worden. Das Mädchen wurde daraufhin erneut der IS-Familie ausgeliefert. Die ezidische Frauenbefreiungsbewegung TAJÊ weist auf zahlreiche ähnliche Fälle und die offenkundige Zusammenarbeit der türkischen Staatsführung mit dem „Islamischen Staat“ hin und fordert Konsequenzen. In der Erklärung der TAJÊ heißt es:
„Die ezidische Gemeinschaft war aufgrund der Zurückhaltung des irakischen Staats und der kollaborativen Politik der PDK [„Demokratische Partei Kurdistans“] am 3. August 2014 barbarischen Angriffen der IS-Banden ausgesetzt. Tausende Menschen wurden vertrieben, Tausende Frauen und Mädchen wurden verschleppt. An Tausenden Ezidinnen und Eziden wurden Massaker verübt und heilige Stätten der ezidischen Gemeinschaft wurden bombardiert und zerstört. Die vom IS entführten Mädchen wurden vergewaltigt und Tausende Frauen und Mädchen wurden auf Sklavenmärkten verkauft. Ihre Schreie hallten auf der ganzen Welt wider. Obwohl inzwischen Jahre vergangen sind, ist das Schicksal Hunderter Frauen und Mädchen immer noch unbekannt.
Nach dem Sieg über die IS-Banden und der Befreiung von Şengal begann der türkische Staat mit gezielten Angriffen auf führende Persönlichkeiten der Bevölkerung. Der türkische Staat will die ezidische Gemeinschaft und ihren Glauben vernichten. Der Fall eines ezidischen Mädchen in der Türkei zeigt ein weiteres Mal die Zusammenarbeit zwischen dem türkischen Staat und den IS-Banden auf. Ein türkisches Mitglied des IS hat versucht, das von ihm entführte Mädchen Ayşe im Internet zu verkaufen. Nachdem der Fall bekannt wurde, haben sich zivilgesellschaftliche Organisationen für das Mädchen eingesetzt. Der türkische Staat war daraufhin gezwungen, das IS-Mitglied festzunehmen. Später wurde der IS-Mann jedoch wieder freigelassen und das Mädchen erneut seiner Familie übergeben.
In der Vergangenheit hat es viele ähnliche Fälle gegeben, die jedoch nicht öffentlich gemacht wurden. Dieser letzte Vorfall zeigt ein weiteres Mal die Zusammenarbeit zwischen dem türkischen Staat und den IS-Banden auf. Zudem zeigt der türkische Staat offen eine feindliche und genozidale Haltung gegenüber der ezidischen Gemeinschaft. Wir appellieren an die Menschen in allen vier Teilen Kurdistans und an internationale Institutionen: Schweigt nicht zu dieser Haltung des türkischen Staates und prangert seine frauenfeindliche und auf einen Völkermord abzielende Politik an. Internationale Frauen- und Menschenrechtsorganisationen müssen den faschistischen türkischen Staat für seine Zusammenarbeit mit dem IS und seine Völkermordpolitik zur Rechenschaft ziehen.“