Eindrücke vom Frauenkampftag in Ankara
Der Frauenkampftag in der Türkei und Kurdistan setzte ein deutliches Zeichen gegen das AKP/MHP-Regime. Auch in der Hauptstadt Ankara versammelten sich unzählige Frauen.
Der Frauenkampftag in der Türkei und Kurdistan setzte ein deutliches Zeichen gegen das AKP/MHP-Regime. Auch in der Hauptstadt Ankara versammelten sich unzählige Frauen.
Zum 8. März versammelten sich protestierende Frauen am Sakarya-Platz in Ankara. Die Frauen kritisierten die sexistische Politik des AKP/MHP-Regimes scharf. Im ANF-Gespräch äußerten sich einige Teilnehmerinnen über ihre Motivation.
„Frauenwiderstand ist der Alptraum des Regimes“
Die Vorsitzende der Revolutionären Partei (DP), Elif Torun Öneren, erklärte: „Ich grüße alle Freundinnen, die das Feuer des Widerstands in den Kerkern, auf den Plätzen und im Hausarrest schüren. Das AKP-Regime setzt seit 19 Jahren seine Herrschaft auf der Grundlage einer frauenfeindlichen, patriarchalen Denkweise fort. Angesichts dessen wurde die wachsende Frauenrebellion und der Widerstand zum Albtraum des Regimes. Vor allem in diesem Jahr hat der 8. März eine historische Bedeutung. Mit der Pandemie, die im vergangenen März begann, hat die patriarchale Gewalt um 70 Prozent zugenommen. In diesem Prozess hat der patriarchale Kapitalismus alle Arten von Gewalt gegen Frauen gesteigert. Wir sehen diese Gewalt in Entlassungen, der Ermordung von Frauen und den Strafnachlässen bei den Tätern. Wir sehen sie in den Hausarresten und der Ernennung von Zwangsverwaltern. Wir fordern die vollständige Umsetzung der Istanbul-Konvention. Wir werden die Täter am Kragen packen, bis wir unsere Rechte erreichen. Das sollten sie nie vergessen.“
„Wir haben auch während der Pandemie nie aufgehört“
Ezgi Eylem Dağdeviren von Kadın Kurtuluşu (Frauenbefreiung) sagte: „In den letzten Jahren hat die Regierung begonnen, die Errungenschaften der Frauen immer umfassender anzugreifen. Das liegt daran, dass der feministische Kampf und die Frauenbewegung in den letzten Jahren an Dynamik gewonnen haben. Die Frauen sind auf der Straße. Auch während der Pandemie wurde gegen Femizide auf der Straße protestiert, es wurde gestreikt und für das Recht auf Schwangerschaftsabbruch gekämpft. Am 8. März gingen Frauen in Ankara und in dem ganzen Land auf die Straße. Der Widerstand von Frauen ging trotz der permanenten Angriffe des Regimes weiter und wird immer weiter gehen.“
„Wir werden ihre Angst wachsen lassen“
Dilan Mollahmetoğlu von Yeni Demokrat Kadın erklärte: „Mit der Pandemie haben auch Unterdrückung und Gewalt gegen Frauen und LGBTI+ von Tag zu Tag zugenommen. Nach dem Ausbruch wurden zuerst die Istanbul-Konvention, dann das Modell des Ko-Vorsitzes und jetzt insbesondere im Zusammenhang mit dem Widerstand an der Boğaziçi-Universität LGBTI+-Menschen vom Regime ins Visier genommen. Viele Arbeiterwiderstände wie bei SML, SINBO, Migros und PTT werden von Frauen angeführt und die Frauen werden spezifisch angegriffen. Wir waren und werden immer auf der Straße stehen und uns gegen all diese Angriffe wehren. Als unser Zug das Versammlungsgelände erreichte, wurden unsere Transparente angegriffen. Dahinter steht die Angst vor der Vielfalt und der Solidarität zwischen Frauen und LGBTI+. Wir werden diese Angst wachsen lassen. Wir werden nicht eine Frau allein lassen.“
„Trotz allem Widerstand“
Die Aktivistin Yağmur Alaz Gülveren sagt: „Wie bei jeder sozialen Krise sind Frauen am stärksten von den Folgen der Pandemie betroffen. Das wird an den Entlassungen, der Zunahme von häuslicher Gewalt, den Angriffen auf LGBTI+ und dem Hausarrest deutlich. Das zeigt, wie sehr die Regierung die Frauen fürchtet. Femizide haben massiv zugenommen, aber das Regime versucht, sie zu vertuschen. Es sah in den Kontaktbeschränkungen und Ausgangssperren seine Chance und glaubte, es könne sich keine gesellschaftliche Opposition gegen den Austritt aus der Istanbul-Konvention und die Errichtung von Frauenuniversitäten bilden. Der Frauenwiderstand hat sich niemals von den Straßen zurückgezogen. Selbst in der Pandemie sind Frauen weiterhin auf der Straße und leisten Widerstand. Wir sehen es heute am 8. März; Frauen wehren sich weiterhin und sind voller Hoffnung. Wir erlauben es nicht, auch nur eine Person zurückzulassen.“