Der 8. März war und bleibt ein Kampftag!

Wie so viele andere Phänomene im 21. Jahrhundert ist der 8. März ein Tag, dem eine allmähliche Sinnentfremdung durch das kapitalistische System und die sexistische Gesellschaft zu drohen scheint.

Viele Menschen kennen den 8. März als „Frauentag“, aber wissen immer seltener über den ursprünglichen revolutionären und sozialistischen Charakter. Wenn wir heute u.a. soziale Medien verfolgen, erscheint der 8. März dort immer mehr als ein Tag, an dem Frauen einfach „sich selbst feiern" und sich von ihren Ehemännern mit Rosen beschenken lassen sollen. Es wird getan, als gäbe es den 8. März etwa deshalb, weil Frauen so empfindliche, schöne und zarte Wesen seien, die einmal im Jahr ein bisschen extra Aufmerksamkeit brauchen. Traurigerweise sind es vor allem Frauenzeitschriften, die den 8. März instrumentalisieren und aus diesem Anlass pseudo-emanzipatorische Sprüche verbreiten wie „Wenn der Teufel selbst nichts mehr ausrichten kann, schickt er eine Frau". Dieser Umgang mit dem 8. März soll wohl irgendwie witzig wirken, aber bestätigt im Gegenteil viele Arten von Stereotypen.

Mit einem kurzen Einblick in die Geschichte des 8. März soll daran erinnert werden, dass der 8. März nicht nur ein „Feiertag" ist, sondern von Beginn bis heute vor allem eines ist und auch bleiben wird: ein Kampftag.

„Im Einvernehmen mit den klassenbewussten politischen und gewerkschaftlichen Organisationen des Proletariats in ihrem Lande veranstalten die sozialistischen Frauen aller Länder jedes Jahr einen Frauentag, der in erster Linie der Agitation für das Frauenwahlrecht dient.“ - Diesen Beschluss fassten die Teilnehmerinnen der Zweiten Internationalen Sozialistischen Frauenkonferenz im Jahr 1910 in Kopenhagen. Dies war der Beginn des feministischen Kampftages, der seither jedes Jahr am 8. März stattgefunden hat und von der Revolutionärin Clara Zetkin initiiert wurde. Clara Zetkin stand von ihrer Jugend bis zu ihrem Tod auf für den Sozialismus, Frieden und die Freiheit von Frauen. Sie war eine enge Freundin und Genossin Rosa Luxemburgs, eine der bedeutendsten Persönlichkeiten der deutschen Arbeiterbewegung. Frauen wie sie waren es, die diesen revolutionären Tag einführten und zum Weckruf Hunderttausender Menschen wurden, die auch heute für ihre Freiheit und Existenz auf die Straßen gehen.

Auch wenn im Kampf für das Frauenwahlrecht, das dabei im Zentrum stand, auch bürgerliche Frauen beteiligt waren, bildeten Sozialistinnen und Arbeiterinnen das eigentliche Fundament dieses Kampfes. Er stand nicht nur für die Emanzipation und Freiheit der Frauen, sondern vor allem auch für den Kampf des Proletariats. Der 8. März verbreitete sich in den ersten Jahren nach seiner Einführung vor allem in sozialistischen Kreisen und galt für Jahrzehnte als ein Element des sozialistischen Kampfes, weshalb der Tag u.a. zur NS-Zeit 1933-1945 verboten wurde.

Dass der 8. März bis heute jedes Jahr mit internationalen Aktionen und Protesten gefüllt wird, verdeutlicht, dass dieser Tag einen kämpferischen und emanzipatorischen Ursprung hat. Es geht nicht darum, das „Frausein zu feiern", sondern einen Kampf gegen die noch immer herrschenden sexistischen und ausbeuterischen Zustände zu führen. Morde an Frauen, Trans* und Inter* und an all jenen, die den sexistischen Normen nicht entsprechen, haben sich in den letzten Jahren mindestens verdreifacht. Tägliche Gewalt und Übergriffe, Diskriminierungen, Hausfrauisierung, Ausbeutung, Zwangsprostitution, Zwangsheirat, Genitalverstümmelungen und Vergewaltigungen sind nur einige der Folgen des patriarchalen und kapitalistischen Systems, die ein Leben in Freiheit und Frieden unmöglich und somit einen internationalen feministischen Kampftag unerlässlich machen.

In den letzten Jahren wurde dieser Tag zunehmend vereinnahmt und fast schon zu einer Mischung aus Valentins- und Muttertag gemacht, um ihn jeglichem Sinn zu entleeren und von seiner revolutionären Geschichte zu trennen. Das sind vielleicht nicht immer Prozesse, die bewusst geschehen. Aber für alle kämpfenden Feminist*innen auf dieser Welt gilt deshalb erst recht, die Ursprünge des 8. März zu verinnerlichen und weiterzugeben, wenn wir auf die Straßen gehen und mit unseren Genoss*innen auch an jedem anderen Tag für ein Leben in Würde und Freiheit kämpfen.

Mit unserem ungebrochenen Widerstand wird der 8. März das bleiben, was er immer war: internationalistisch, anti-kapitalistisch, feministisch, rebellisch.