Zum Gesundheitszustand der Hungerstreikenden in Straßburg

Seit 86 Tagen sind 14 kurdische Aktivistinnen und Aktivisten im Hungerstreik für die Aufhebung der Isolation Abdullah Öcalans. Dr. Fahrettin Gülşen hat sie gestern untersucht, die besorgniserregenden Symptome nehmen zu.

Seit Beginn des Hungerstreiks in Straßburg am 17. Dezember hat Dr. Fahrettin Gülşen die 14 Aktivistinnen und Aktivisten 13 Mal untersucht. Die negativen Entwicklungen im Gesundheitszustand lassen sich in zwei Gruppen einteilen, erklärte er gestern.

Bei der ersten Gruppe handelt es sich um systemische Beschwerden wie Übelkeit, Erbrechen, Schwierigkeiten bei der Flüssigkeitszufuhr, Schwindel, Herzrhythmusstörungen, Hypertension, Entzündungen, extreme Schmerzen und Gewichtsverlust. Laut Dr. Gülşen sind auch Entzündungen der Niere hinzugekommen.

Bei der zweiten Gruppe handelt es sich um neurologische Symptome wie Gangunsicherheit, Licht-, Geruchs- und Geräuschempfindlichkeit, vom Hinterkopf ausgehende Schmerzen, neuromuskuläre Schmerzen und Tinnitus.

Diese Symptome weisen die meisten der Hungerstreikenden auf, so Dr. Fahrettin Gülşen. Zudem leiden alle unter Schlafstörungen und extremen Gewichtsverlust.

Der betreuende Arzt bezeichnete die in den letzten Tagen auftretenden Anzeichen für bleibende Folgeschäden als besorgniserregend und unterstrich, dass die Forderung der Hungerstreikenden unverzüglich erfüllt werden müsse:

„Niemand will, dass eine negative Situation aus dem zunehmend schlechten Gesundheitszustand der Aktivistinnen und Aktivisten entsteht. Es ist eine humane Aufgabe, ihrer Forderung entgegenzukommen und diese Aktion zu beenden. Unser Volk und die politischen Institutionen müssen sich dringend in Bewegung setzen. Es kann jederzeit zu negativen Entwicklungen kommen. Es fällt mir schwer, das zu sagen, aber ich muss meiner Pflicht als Arzt nachkommen und mich dazu äußern. Es muss wahrgenommen werden, wie dringend mein Aufruf ist.“

Hungerstreik gegen Isolation

Abdullah Öcalan, Vordenker der kurdischen Freiheitsbewegung, befindet sich seit seiner Verschleppung im Februar 1999 in der Türkei in Haft. Der letzte Besuch seiner Anwälte fand vor fast acht Jahren statt. Seit Abbruch der Friedensverhandlungen mit der PKK durch die türkische Regierung im Jahr 2015 wird Öcalan von der Öffentlichkeit abgeschottet.

Mit dem von der HDP-Abgeordneten Leyla Güven am 7. November initiierten Hungerstreik werden Bedingungen für Öcalan gefordert, in denen er als Vorsitzender einer legitimen Bewegung leben und arbeiten kann, um so zur Lösung der kurdischen Frage beizutragen.

Nach dem letzten Familienbesuch im September 2016 war sein Bruder Mehmet Öcalan erstmalig wieder am 12. Januar für ein 15-minütiges Gespräch auf Imrali. Die Hungerstreikenden erklärten anschließend, dass ihre Forderung damit nicht erfüllt sei und die Aktion so lange fortgesetzt wird, bis die Isolation Öcalans vollständig aufgehoben ist.