Etwa 200 Menschen haben am Freitag gegen die Ernennung des türkischen Präsidentenberaters Yusuf Yerkel zum Handelsattaché im Generalkonsulat in Frankfurt protestiert. Die Menge versammelte sich am Nachmittag auf der Kennedyallee gegenüber dem Botschaftsgelände, um ihre Empörung über den neuen Job des Vertrauten vom türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdoğan zu bekunden. „Wir wollen diesen Menschenfeind weder in unserer Stadt Frankfurt noch in Hessen!“, hieß es im Aufruf.
Yusuf Yerkel sorgte im Mai 2014 weltweit für Schlagzeilen, als kurz nach dem schweren Gruben-Massaker von Soma mit 301 getöteten Bergarbeitern die Fotos seiner brutalen Attacke auf einen am Boden liegenden Demonstranten publik wurden. An jenem Tag hatten Bergleute in der Stadt bei Manisa gegen die prekären Zustände im türkischen Bergbau protestiert, als Erdoğan den Ort besuchte. Yerkel, der nach eigenen Angaben seine Fassung darüber verlor, dass ein „militanter Linker aus einer anderen Stadt ihn und den Minister beleidigt“ hätte, trat mehrmals auf einen der demonstrierenden Bergleute ein, der bereits von Sicherheitskräften auf den Boden gerissen worden war und festgehalten wurde. „Hätte ich da ruhig bleiben sollen?“, äußerte der Erdoğan-Vertraute damals.
Jacks: „Keine Zusammenarbeit mit diesem Regime!“
Zu der Kundgebung in Frankfurt hatte ein Aktionsbündnis aus Vereinen und Organisationen mobilisiert, viele mit Bezug zur Türkei. Zeliha Dikmen vom Türkischen Volkshaus Frankfurt e.V. trat als Rednerin auf und rief lautstark: „Ein Mensch mit inhumaner Vergangenheit darf keinen Diplomatenstatus erhalten!“ Philipp Jacks, Geschäftsführer des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) für die Region Frankfurt-Rhein-Main hob hervor, dass alle im DGB vertretenen Einzelgewerkschaften aus dem Raum sich für eine Unterstützung des Protestes gegen die Berufung von Yusuf Yerkel zum Handelsattaché ausgesprochen hätten. In seiner Rede verurteilte Jacks diese Berufung scharf, ging aber auch auf die massive Repression in der Türkei ein. Bezüglich der Rüstungslieferungen an das Land forderte er von der Bundesregierung: „Keine Zusammenarbeit mit diesem Regime!“
Kranzniederlegung wegen fehlender Erlaubnis verhindert
Auf einigen Plakaten, die die Protestierenden während der Kundgebung hochhielten, waren Fotos der Attacke von Yerkel auf den Bergarbeiter zu sehen, dessen Name Erdal Kocabıyık lautet. Die Transparente waren versehen mit dem Schriftzug „Persona non grata“ – unerwünschte Person. Die geplante Niederlegung eines schwarzen Kranzes vor die Gitter des abgesperrten Konsulats auf der anderen Straßenseite durch zwei Vertreter des Aktionsbündnisses konnte allerdings nicht stattfinden. Die Polizei verwies auf die fehlende Erlaubnis.