„Wir sollten diesen Platz nach Ate und Robert benennen“

Der Hamburger Stadtteil Ottensen hat mit einer Gedenkdemonstration Abschied von Robert Jarowoy genommen. Auch nach seinem Tod hat der langjährige Vorsitzende der Kurdistan Hilfe e.V. Hunderte Menschen mit unterschiedlichem Hintergrund zusammengeführt.

In Hamburg ist mit einer Gedenkdemonstration Robert Jarowoy gedacht worden, einem langjährigen Freund der kurdischen Bewegung, der am 29. September einem Krebsleiden erlegen ist. Die Demonstration führte durch Ottensen, wo er mit seiner Partnerin Beate Reiß seit Jahrzehnten gewohnt hatte, beide haben den Stadtteil nachhaltig geprägt.

Vor dem Rathaus Altona, wo Robert Jarowoy seit zwölf Jahren in der Bezirksversammlung für die Partei DIE LINKE saß, begann die Demonstration angeführt von seiner Schwester Maria im strömenden Regen. Rund 600 Menschen waren gekommen. Mit Guerillaliedern von Koma Berxwedan, mit roten Fahnen und Bannern der kurdischen Bewegung führte die Demonstration an zahlreichen Orten vorbei, für deren Erhalt Robert Jarowoy und Beate Reiß mit anderen gekämpft hatten. Am Bismarckbad, dem Altonaer Bahnhof, der sogenannten Bergspitze am Spritzenplatz - überall öffneten sich Fenster, Menschen lehnten sich hinaus, um zu sehen was los ist. Ob sie alle wissen, dass es diesen Stadtteil so nicht mehr geben würde, hätten Robert und Beate nicht dafür gekämpft?

„Vor ein paar Tagen war es noch so, dass wollte man Robert treffen, einfach am Samstag gegen Mittag hierherkam. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit stand Robert hier, vor so gar nicht so langer Zeit noch mit Ate“, so Dörte Schmidt-Reichard am Spritzenplatz. „Er stand hier, um Wahlkampf zu machen oder um über die unterschiedlichsten Bürgerinitiativen aus Altona zu informieren.“ Daher müsse man diesen Platz auch „Ate und Robert“-Platz nennen. Im Februar 2018, nach dem Tod von Beate Reiß, die überall als „Ate“ bekannt war, hatte schon Nilüfer Koç, die damalige Vorsitzende des Kurdistan Nationalkongress, vorgeschlagen, einen Platz zur Erinnerung an Ate in Ottensen schaffen.

Die Demonstration führte an der Wohnung von Robert und Ate in der Ottensener Hauptstraße vorbei, dem Hauptquartier vieler Küchentischgespräche. Zahlreiche Initiativen waren hier aus der Taufe gehoben und durchorganisiert worden. Blumen und Fotos erinnern im Hauseingang an Robert.

Am Kemal-Altun-Platz endete die Trauerdemonstration, hier konnten die Anwesenden noch einmal Robert selbst lauschen. Im August erst hatte Marlit Klaus ein Interview mit ihm geführt. Robert erzählte, wie er und Ate immer wieder die Bauzäune angesägt hatten, als der Platz bebaut werden sollte. Sie konnten tatsächlich durchsetzen, dass dieser Platz für die Ottensener erhalten blieb und später nach Kemal Altun, einem Aktivisten von DEV-SOL (Revolutionäre Linke), benannt wurde, der sich 1983 wegen drohender Abschiebung selbst das Leben genommen hatte.

Auf dem Platz wurde nach der Demonstration noch von vielen verschiedenen Rednerinnen und Rednern an Roberts Persönlichkeit und seinen unermüdlichen Einsatz erinnert und Abschied genommen. Çiçek Yildiz vom Dachverband des ezidischen Frauenrats erklärte, man werde an Roberts Plan für eine Delegation nach Şengal festhalten und weiter für seine Träume kämpfen.

Tatsächlich spielte hier noch Hozan Seyîdxan, einer der Musiker von Koma Berxwedan, der Musikgruppe, die Robert sehr geliebt hatte, kein trauriges Lied, sondern Kampfmusik - das hätte Robert gefallen.