„Wir kämpfen gegen die Hoffnungslosigkeit“

Der Jugendrat der HDP hat bei seinem Kongress in Amed gezeigt, dass er aller Repression zum Trotz aufrecht auf den Beinen steht. Für den Jugendaktivisten Yusuf Alış geht es vor allem um den Kampf gegen die auferlegte Hoffnungslosigkeit.

Der Jugendrat der Demokratischen Partei der Völker (HDP) hat am 26. Dezember seinen dritten Kongress unter dem Motto „Jetzt ist die Zeit der Jugend“ in Amed (tr. Diyarbakir) abgehalten. Yusuf Alış ist Mitglied des HDP-Jugendrats in Istanbul und hat sich gegenüber ANF zu dem Kongress und den Erwartungen und Forderungen der Jugendorganisation geäußert.

Yusuf Alış sagt, dass der Kongress trotz massiver Repression durchgeführt wurde und damit Hoffnung vermittelt hat: „Das gilt für uns alle. Wir haben viele junge Menschen ansprechen können. Wir alle haben die Energie und die Begeisterung auf dem Kongress gespürt. Unser Kongress hat trotz Unterdrückung, Festnahmen und Vorkontrollen stattgefunden. Die Jugend hat bewiesen, dass es sie immer noch gibt und sie ihre eigene Realität nicht vergessen hat, obwohl Kurdistan besetzt und kolonialisiert ist. Ich habe auf dem Kongress Menschen gesehen, die geweint haben, weil das erste Mal seit Jahren wieder ein derartig enthusiastische Stimmung herrschte. Als Jugend haben wir gezeigt, dass wir als führende Kraft in diesem Kampf trotz Gefängnis, Vertreibung und Massakern immer noch aufrecht auf den Beinen sind.“

Kampf gegen die Perspektivlosigkeit

Auf die Frage nach den Auswirkungen der Wirtschaftskrise, der Arbeitslosigkeit und den fehlenden demokratischen Standards auf die Jugend antwortet Yusuf Alış, dass diese Faktoren alle miteinander zusammenhängen: „Millionen junge Menschen sind wegen der staatlichen Kriegspolitik arbeitslos, damit ein Bruchteil der Gesellschaft davon profitieren kann. Das Ein-Mann-System raubt uns unsere Zukunft. Während es sich täglich mit Millionen Dollar bereichert, müssen junge Menschen neben ihres Studiums arbeiten. Arbeiterinnen und Arbeiter bekommen einen Niedriglohn und werden entlassen, weil ein Mindestlohn eingeführt wurde. In allen Bereichen des Lebens ist spürbar, dass es keine Demokratie gibt und Krieg herrscht. Aus diesem Grund muss uns klar sein, dass das System keinen Ausweg aus dieser Situation anbietet und wir als Jugend eine Alternative darstellen. Aufgrund der Krise herrscht vor allem unter Jugendlichen Hoffnungslosigkeit und Perspektivlosigkeit. Gerade deshalb müssen sie sich organisieren und das ihnen vom System aufgezwungene Leben ablehnen.“

Eine geht, Tausende kommen“

Die Jugend hat keine Erwartungen an die etablierten Parteien, sagt Yusuf Alış: „Die jungen Menschen sind sich vieler Dinge bewusst. Wir haben neue Alternativen geschaffen. Bei vielen Themen muss die Jugend sich einfach nur der Opposition außerhalb des Systems zuwenden.“

Der Jugendrat der HDP sei in der Türkei und Kurdistan in vielen Bereichen aktiv, führt Yusuf Alış weiter aus: „In diesen Bereichen entwickeln wir uns weiter und weisen gleichzeitig das Leben zurück, das uns vom System auferlegt wird. Wir kämpfen gegen Abhängigkeit, Arbeitslosigkeit, Unterdrückung und die staatliche Spezialkriegspolitik.“

Als Beispiel nennt Alış die Fußballturniere in mehreren Städten, die der Jugendrat im Gedenken an die von einem Faschisten ermordete HDP-Mitarbeiterin Deniz Poyraz unter dem Motto „Eine geht, Tausende kommen“ durchgeführt hat: „Dabei sind junge Menschen aus verschiedenen Bereichen zusammengekommen, es entsteht ein Zusammenschluss an vielen Punkten. Wir sind entschlossen, alles dafür zu tun, um die schmutzige Politik scheitern zu lassen, die sich vor allem in Kurdistan gegen junge Frauen und Männer richtet.“