„Eine kämpfende Jugend kann die Herrschenden erschüttern“

Der Jugendrat der HDP führt eine Kampagne gegen Abhängigkeit durch. Die Aktivistin Hazal Karabey erklärt: „Es soll eine vom System abhängige Jugend geschaffen werden, die ihr eigenes Wesen aufgibt, nichts hinterfragt und nicht kämpft.“

Drogen werden seit jeher von den Herrschenden weltweit auch als Aufstandsbekämpfungsmittel genutzt. Der Jugendrat der Demokratischen Partei der Völker (HDP) hat am 10. September die Kampagne „Die Abhängigkeit durchbrechen, das neue Leben aufbauen“ gestartet und führt in diesem Zusammenhang zahlreiche Aktivitäten durch. Hazal Karabey, ein Mitglied des Jugendrats, hat sich gegenüber ANF zu der Kampagne und den schmutzigen Kriegsmethoden des türkischen Staates gegen kurdische Jugendliche geäußert.

Wir kennen den Grund für den verbreiteten Drogenkonsum“

Zum Hintergrund der Kampagne sagt Hazal Karabey: „Wir sehen, dass die Angriffe auf alle Werte des Lebens tagtäglich zunehmen. Durch den Kapitalismus und das daraus hervorgegangene Ungeheuer der nationalstaatlichen Kulturlosigkeit gehen ethische Werte immer mehr verloren. Es handelt sich um einen Angriff auf höchster Ebene. Ethischen Werten wird ihr Wesen und Inhalt genommen, sie werden bedeutungslos gemacht. Damit soll die Versklavung wieder eingeführt werden. Die Gesellschaft kann nicht komplett eliminiert werden, aber sie wird vernichtet, wenn die Werte des Lebens und ihre Kultur der Degeneration ausgesetzt werden. Das geschieht momentan durch die Spezialkriegspolitik.

Es soll eine vom System abhängige Jugend geschaffen werden, die ihr eigenes Wesen aufgibt, nichts hinterfragt und nicht kämpft. In der Türkei und vor allem in den kurdischen Provinzen ist Drogenkonsum sehr verbreitet und wir kennen den Grund dafür. Es wird gegen alles interveniert, warum also nicht gegen Betäubungsmittel? Die Jugend ist der Teil der Gesellschaft, der über die größte Dynamik verfügt. Sie hat die Kraft, Dinge zu verändern und transformieren. Was sie ablehnt und was sie annimmt, ist eindeutig.

Als Jugendrat der HDP ist uns diese spezielle Form der Kriegsführung bewusst. Um dieses Bewusstsein in der gesamten Jugend und Gesellschaft zu fördern, haben wir am 10. September in Amed die Kampagne ,Die Abhängigkeit durchbrechen, das neue Leben aufbauen' ausgerufen. Wir wollen damit eine Öffentlichkeit schaffen, um diese schmutzige Politik anzuprangern und die Jugendlichen an ihre wirkliche Rolle zu erinnern.“

Keine gehorchende Jugend, sondern eine freie Jugend

Die kurdische Jugend werde ihren Kampf nicht aufgeben, betont Karabey: „Der kurdische Befreiungskampf entwickelt sich auch durch den Geist der Jugend weiter. Die Jugend wehrt sich organisiert gegen die Angriffe auf ihre Sprache, Identität und Kultur. Ihren Kampf für Freiheit wird sie trotz massiven Angriffen und Unterdrückung nicht aufgeben. Um diesen Geist zu vernichten, kommen viele verschiedene Methoden zur Anwendung. Die Jugend soll mit Folter und Repression eingeschüchtert und zum Schweigen gebracht werden. Diese Politik richtet sich systematisch insbesondere gegen junge Kurdinnen und Kurden. Das Ziel ist die Zerschlagung der Befreiungsbewegung. Die Jugend ist eine führende Kraft im kurdischen Freiheitskampf. Weil die Jugendbewegung größer geworden ist und sich entwickelt hat, ist sie heute ein Albtraum der faschistischen AKP/MHP-Regierung. Kurdische Jugendliche prangern überall die Regierungspolitik an. Sie wollen keine Jugend, die gehorcht, sondern eine, die frei ist. Eine kämpfende Jugend kann die Herrschenden ins Wanken bringen.“

Sprachkurse, Kunstwettbewerbe, Kulturzentren

Die Kampagne der HDP-Jugend beinhaltet auch kulturelle Aktivitäten. Hazal Karabey sagt, dass die eigene Muttersprache und Kultur gegen die Assimilationspolitik verteidigt werden sollen: „Jede Gesellschaft hat eigene Werte. Sie erschafft eigene Werte und gestaltet damit das Leben. Wenn die Jugend ihrer eigenen Kultur und Werte entfremdet wird, verliert die Gesellschaft ihre Werte und Kultur. Als HDP-Jugend arbeiten wir im Rahmen unserer Kampagne gegen die Assimilationspolitik auch zu den Themen Sprache und Kultur. Wir haben an allen Standorten Sprachkurse eingerichtet. Die Förderung des Gebrauchs der Muttersprache wollen wir noch ausweiten. Außerdem planen wir auf lokaler Ebene kulturelle Aktivitäten, Feiern, Konzerte, Theateraufführungen und Exkursionen zu historischen Stätten. Als Koordination der jungen Frauen in der HDP haben wir innerhalb dieser Kampagne einen Kunstwettbewerb ausgerufen: ,Junge Frauen treffen sich in der Kunst gegen Abhängigkeit und Missbrauch'. Mit Bildern, Gedichten, Erzählungen, Fotos und Folklore sollen junge Frauen ihren Blickwinkel frei widerspiegeln können. Der Wettbewerb wird mit einer großen Feier enden. Außerdem planen wir die Einrichtung von lokalen Kulturzentren als Anlaufstelle für Jugendliche.“