„Wie kann man den Tod von 50 Menschen im Wahlkampf benutzen?“

Auf einer Kundgebung in Dih hat der HDP-Vorsitzende Sezai Temelli den Wahlkampf von Staatspräsident und AKP-Chef Erdoğan kritisiert. Dieser hatte wiederholt Aufnahmen des Terrorangriffs von Neuseeland benutzt.

Am 31. März finden in der Türkei Kommunalwahlen statt. Sezai Temelli, Ko-Vorsitzender der Demokratischen Partei der Völker (HDP), hat auf seiner Wahlkampftour durch die nordkurdische Provinz Sêrt (Siirt) in der Kreisstadt Dih (Eruh) den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan, der zugleich AKP-Vorsitzender ist, für seine Wahlkampfmethoden kritisiert. „Wie kann man mit der Ermordung von 50 Menschen Wahlkampf machen?“, fragte Temelli und fuhr fort:

„In Neuseeland sind 50 unschuldige Menschen beim Gebet getötet worden. Kann man das als Material für die Wahlen benutzen? Dagegen müssen wir uns alle gemeinsam stellen. Wir werden alles tun, damit die Menschheit einen solchen Schmerz nicht noch einmal erleben muss. Wer jedoch die Religion für die Politik missbraucht, zeigt dieses Verbrechen auf großen Bildschirmen und heizt damit Feindschaft und Diskriminierung an.“

Temelli erinnerte an die tödlichen Schüsse in Utrecht und erklärte: „Wir müssen uns überall für die Werte der Menschheit einsetzen, in Eruh, in Siirt, in den Niederlanden wie in Neuseeland. Das verstehen wir unter Menschlichkeit.“

Zur den wirtschaftlichen Entwicklungen erklärte Temelli: „Die Wirtschaft ist zusammengebrochen. Früher haben wir von einer ökonomischen Krise gesprochen, aber jetzt liegt die Wirtschaft dermaßen am Boden, dass das Wort Krise nicht mehr ausreicht. Es findet ein großer Zusammenbruch statt.“

Weite Teile der Türkei seien verschuldet, so der HDP-Vorsitzende: „Es gibt fast niemanden mehr, der von sich sagt, dass er ein gute Einkommen hat und zurechtkommt. Alle sind in den Strudel der Armut geraten. Die Armut ist so tief, dass die Menschen nicht daran denken, eine Lösung für ihre Hilflosigkeit zu erarbeiten, sondern nur noch an sich selbst.“