#WeSeeYourCrimes: Demonstration in Hannover

Etwa 250 Menschen, viele aus dem internationalistischen Spektrum, haben in Hannover gegen den Einsatz von chemischen Kampfstoffen durch die Türkei in Kurdistan demonstriert.

Etwa 250 Menschen haben sich am Sonnabend in Hannover an einer größtenteils internationalistischen Demonstration beteiligt, um gegen den Einsatz von chemischen Kampfstoffen durch die Türkei in Kurdistan zu protestieren. Der Aufzug galt als Abschluss der lokalen Aktivitäten im Raum Hannover im Rahmen der globalen Kampagne gegen türkische Kriegsverbrechen #WeSeeYourCrimes.

Zu der Demonstration hatten die Ortsgruppen der Initiativen „Defend Kurdistan“ und „Women Defend Rojava“ sowie das Demokratische Gesellschaftszentrum der Kurd:innen in Hannover (Nav-Dem) und der Frauenrat Ronahî mobilisiert. Los ging es am Nachmittag vor dem Hauptbahnhof Richtung Innenstadt. Eine Aktivistin von Women Defend Rojava gab zum Auftakt eine kurze Erklärung zum Inhalt der Demonstration ab.

„Wir sind heute hier, um die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf die türkischen Giftgasangriffe gegen die kurdische Freiheitsbewegung zu lenken, um so den Druck auf die zuständigen deutschen Behörden zu erhöhen. Obwohl der türkische Staat das Übereinkommen über das Verbot chemischer Waffen unterzeichnet hat, setzt er regelmäßig geächtete Kampfstoffe im Nordirak gegen Zivilbevölkerung und Guerilla ein.“ Die Teilnehmenden riefen „We see your crimes – Stoppt den Einsatz von chemischen Waffen in Kurdistan“.


Die Polizei versuchte, die Demonstration noch während der Auftaktkundgebung zu verhindern und störte mit willkürlichen Maßnahmen den geplanten Ablauf. Zunächst kam es zu mehreren Personalienfeststellungen, dann wurde eine Teilnehmerin wegen einer angeblichen Ordnungswidrigkeit herausgefischt und auf eine Polizeiwache gebracht. Mit einer knapp einstündigen Verspätung konnte der Marsch schließlich beginnen. Es gab unter anderem einen Redebeitrag vom Forum der iranischen Demokraten und Sozialisten in Hannover und Grußworte des Aktionsbündnisses „Ende Gelände“ und weiteren Aktivist:innen der Klimagerechtigkeitsbewegung.

Im weiteren Verlauf zog der Demonstrationszug laut und kämpferisch durch die Nordstadt. Vor dem türkischen Konsulat wurden Luftballons mit den Symbolen der Volks- und Frauenverteidigungseinheiten (YPG und YPJ) in die Luft gelassen. Ein Aktivist erklärte dazu: „Die Türkei führt nicht nur einen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg in der Kurdistan-Region des Iraks, sondern auch in den Autonomiegebieten von Nord- und Ostsyrien. Dort greift sie derzeit die zivile Infrastruktur an, zerstört Krankenhäuser, Schulen, Getreidesilos und ganze Dörfer. Doch nicht nur das – die Türkei greift auch Lager wie das Camp Hol an, in dem etwa 50.000 Anhängerinnen und Anhänger des IS inhaftiert sind. Diese Angriffe verhalfen einigen IS-Mitgliedern bereits zur Flucht. Expert:innen befürchten ein Wiedererstarken des IS dadurch.“

Kurz vor dem Ende der Demonstration wurde ein Transparent mit der Aufschrift „Frauen Leben Freiheit“ von einer Hausfassade herabgelassen. Diesen Slogan skandierte dann auch die Rednerin auf der Abschlusskundgebung. Sie forderte eine internationale Ächtung der „mörderischen Politik des faschistischen türkischen Staates“, einem sofortigen Stopp von Waffenlieferungen an Ankara, sowie einer Flugverbotszone über Nord- und Ostsyrien und dem Norden des Iraks.