Weltweite Proteste gegen den Krieg in Kurdistan

In Dutzenden Städten in Europa, Kanada und Australien haben Tausende Menschen gegen den türkischen Angriffskrieg in Kurdistan protestiert und Solidarität mit der Guerilla und der Bevölkerung von Rojava demonstriert.

Weltweit sind Menschen am Samstag auf die Straßen gegangen, um gegen den türkischen Angriffskrieg in Kurdistan zu protestieren. Die Türkei hat vor einer Woche eine Invasion in den Guerillagebieten in Südkurdistan gestartet, parallel dazu sind die Angriffe im Autonomiegebiet Nord- und Ostsyrien gesteigert worden. Die kurdische Befreiungsbewegung spricht von einem „Krieg um Sein oder Nichtsein“ und erklärt, wenn das Erdogan-Regime in der Zap-Region eine Niederlage erleide, werde es auch in Ankara verlieren.

Vor diesem Hintergrund haben der Europadachverband KCDK-E und viele weitere kurdische und internationalistische Organisationen zu Demonstrationen aufgerufen. Wir dokumentieren nach den Protesten in Deutschland einen kleinen Ausschnitt der Aktionen in Europa und Australien.

 

In London hat eine Demonstration der kurdischen Jugendbewegungen TCŞ und TekoJIN (Tevgera Ciwanên Şoreşger und Jinên Ciwan ên Têkoşer) stattgefunden. Aktivist:innen hielten Schuhe der Marke Mekup in die Höhe, um ihre Solidarität mit der Guerilla zum Ausdruck zu bringen. Die Demonstration zog an einer Kundgebung gegen den Krieg in der Ukraine vorbei, die Teilnehmenden beider Veranstaltungen bezeugten ihre gegenseitige Solidarität. Im weiteren Verlauf kam es zu mindestens zwei Festnahmen, als die britische Polizei Fahnen der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) einziehen wollte. Die Menschenmenge protestierte mit einem Sitzstreik auf der Straße.


In Paris demonstrierten Tausende Menschen mit PKK-Fahnen und Bildnisses des kurdischen Vordenkers Abdullah Öcalan. Auf einem Transparent stand: „Die PKK ist eine Frauenpartei, Kurdistan verteidigen!“ Andere Banner und Schilder forderten Freiheit für Öcalan und machten auf die Kriegsverbrechen der Türkei in Kurdistan aufmerksam.


Bei einer Demonstration in Limassol auf Zypern wurde Wut auf die südkurdische Regierungspartei PDK zum Ausdruck gebracht. Die vom Barzanî-Clan dominierte Partei mit Hauptsitz in Hewlêr (Erbil) habe sich zum Vasallen des Erdogan-Regimes gemacht und mache durch ihre Kollaboration die Besatzung Südkurdistan durch die Türkei möglich, kritisierten die Demonstrant:innen.


Im australischen Melbourne fand eine Kundgebung gegen den türkischen Angriffskrieg in Kurdistan statt. Heval Herki erklärte im Namen des kurdischen Verbands NAVKURD in einer Rede, dass Erdogan sich als Friedensvermittler für die Ukraine präsentiere und gleichzeitig völkerrechtswidrige Angriffe in Syrien und Irak durchführte. Die australische Regierung wurde dazu aufgerufen, dem Krieg in Kurdistan ebenso viel Aufmerksamkeit wie dem in der Ukraine zu widmen.

 

An einer Protestkundgebung vor dem türkischen Konsulat in Oslo nahmen neben Kurd:innen auch zahlreiche Vertreter:innen norwegischer Parteien und Organisationen teil.


Eine Demonstration in Wien begann mit einer Schweigeminute im Gedenken an die Gefallenen des kurdischen Befreiungskampfes und führte zur türkischen Botschaft.


Bei einer Kundgebung in Kopenhagen forderte Søren Søndergaard, Abgeordneter der rot-grünen Koalitionspartei Enhedslisten, für Kurdistan dieselbe Solidarität wie für die Ukraine ein. Der Politiker wies darauf hin, dass die türkischen Angriffe auf Kurdistan der Terrororganisation IS („Islamischer Staat“) zu neuem Aufschwung verhelfen. Europa müsse endlich das Schweigen zu den Verbrechen des Erdogan-Regimes brechen.


An einer Protestaktion in Basel nahmen Tausende Menschen teil, darunter der SP-Politiker Marcel Colomb, die BasTa-Generalsekretärin Franziska Stier, die Theaterregisseurin Anina Jendreyko, die ehemalige HDP-Abgeordnete Besime Konca und Vertreter:innen der Parteien SYKP, MLKP und TKEP. In Redebeiträgen wurde auf die heuchlerische Politik der EU-Staaten hingewiesen und eine Umkehr in der europäischen Türkei-Politik gefordert.