Vor feministischem Nachtmarsch: Istanbuler Polizei in Panik

Seit 2003 veranstaltet das Feministische Kollektiv Istanbul am Abend des 8. März einen Nachtmarsch zum Frauentag. Die Polizei scheint schon jetzt in Panik geraten zu sein: Alle Straßen, die auf die İstiklal Caddesi führen, wurden abgeriegelt.

In der türkischen Provinzhauptstadt Istanbul findet heute Abend der „17. Feministische Nachtmarsch“ statt. Seit 2003 veranstaltet das Feministische Kollektiv Istanbul am Abend des 8. März den Nachtmarsch zum internationalen Frauenkampftag. Die Demonstration wurde mit jedem Jahr größer. Waren es vor 16 Jahren noch einige hundert Frauen, die im Stadtteil Beyoğlu auf der Haupteinkaufsmeile İstiklal Caddesi demonstrierten, beteiligten sich in den letzten Jahren sogar mehr als 10.000 Frauen an dem Nachtmarsch.

Das Motto der Veranstaltung ist klar: „Dies ist ein feministischer Aufstand“. Vor diesem Aufstand scheint sich insbesondere die Polizei zu fürchten, da bereits Stunden vor dem abendlichen Marsch alle Straßen und Wege, die auf die İstiklal Caddesi führen, abgeriegelt wurden.

Die Frauen sind dennoch entschlossen, die Demonstration durchzuführen. Der Marsch soll in wenigen Stunden vor dem französischen Kulturzentrum am Taksim-Platz starten.

Zur Geschichte des Frauentags in der Türkei

Die Wurzeln des bis in die 1970er Jahre hinein als „Dünya Emekçi Kadınlar Günü" (Weltarbeiterinnentag) bezeichneten Tages liegen in den kommunistischen Strömungen des Landes. Historische Quellen belegen, dass der internationale Frauentag in der Türkei das erste Mal 1921 von Frauen der Türkischen Kommunistischen Partei (TKP) in Ankara im Untergrund gefeiert wurde. Erst für das Jahr 1975 gibt es Belege für eine offizielle Veranstaltung anlässlich des Internationalen Frauentags. Der Fortschrittliche Frauenverein (İKD), der meist aus (ehemaligen) Mitgliedern der TKP sowie der Konföderation der revolutionären Arbeitergewerkschaften DİSK bestand, feierte den 8. März erstmals öffentlich.

Im Zuge des Militärputschs von 1980 wurde das Begehen des internationalen Frauentags in der Türkei schließlich verboten. Erst seit 1984 feierten linke Organisationen und die sich zu Beginn der 1980er Jahre neu formierende feministische Bewegung - zunächst meist getrennt - wieder offiziell den 8. März.
Initiiert von der Zeitschrift Pazartesi mit dem Slogan „Endlich organisiert!" wurde 1997 die erste große gemeinsame Aktion von Sozialistinnen, der kurdischen Frauenbewegung und Feminist*innen anlässlich des Weltfrauentags im Istanbuler Stadtteil Șişli organisiert.