Veranstaltung in Saarbrücken: „Community of squatted Prosfygika“

Im Kurdischen Gesellschaftszentrum in Saarbrücken fand ein Vortrag über die selbst-organisierte Nachbarschaft Prosfygika in Athen statt. Seit Jahren schon leben und kämpfen Hunderte in dem „Mosaik der rebellischsten und am meisten ausgebeuteten Menschen“.

In den Räumlichkeiten des Kurdischen Gesellschaftszentrums in Saarbrücken hat am Freitagabend ein Vortrag mit anschließender Diskussion über die „Community of squatted Prosfygika“ stattgefunden. Im Vorfeld gab es die Möglichkeit, sich bei Çay und einem gemeinsamen Essen auszutauschen. Für einige Gäste bot diese Veranstaltung auch die Gelegenheit, sich das erste Mal in einem solchen Rahmen die Räume des kurdischen Vereins anzuschauen.

Der knapp zweistündige Vortrag über die selbst-organisierte Nachbarschaft Prosfygika wurde von zwei Referierenden gehalten. Sie beleuchteten zuerst die spannende Historie der wahrscheinlich größten Besetzung Europas. Denn seit 1933 dient der Gebäudekomplex in Athen als Zufluchtsort für Geflüchtete, ab 1944 wurden die acht Häuserblöcke von antifaschistischen Partisan:innen im Kampf gegen den Staat genutzt und heute ist die Besetzung einer der größten politischen Orte im Zentrum von Griechenlands Hauptstadt, der noch nicht der Gentrifizierung zum Opfer gefallen ist.

Die Brücke zur kurdischen Freiheitsbewegung schlugen die beiden Referierenden, die selbst schon in der Community des besetzten Prosfygika gelebt haben, über die Verankerung in regionalen sowie internationalen Kämpfen. So gebe es beispielsweise eine enge Zusammenarbeit mit dem örtlichen kurdischen Gesellschaftszentrum oder auch die Teilnahme an der internationalistischen Kampagne „Riseup4Rojava“. Weiter gebe es auch immer wieder Menschen, die die Revolution in Rojava und Kurdistan praktisch und vor Ort unterstützten. Als Beispiel wurde der Name des isländischen Internationalisten Haukur Hilmarsson (Nom de Guerre: Shahin Hosseini) genannt, der 2018 bei der Verteidigung von Efrîn gefallen ist. Allgemein ließen sich deutliche Ähnlichkeiten in der Organisierungsidee der Community des Prosfygika mit den Ideen des in Rojava praktizierten Demokratischen Konföderalismus feststellen, so die beiden Referent:innen.

Anschließend wurde noch über die aktuelle Situation in Prosfygika und die Angriffe der Polizei im November gesprochen. 79 vorläufige Festnahmen hatte der Angriff zur Folge, eine Person befindet sich bis heute in Untersuchungshaft. Vordergründig gehe es um Strafverfolgung, tatsächlich aber handele es sich um einen staatlichen Angriff gegen ein kämpfendes Projekt, gegen einen Dorn im Auge des griechischen Staates, so die Nachbarschaft.

Abschließend wurden verschiedene Möglichkeiten aufgezeigt, wie der staatlichen Repression begegnet werden könne und wie die Unterstützung der hiesigen Community aussehen sollte. In der dem Vortrag folgenden Diskussionsrunde wurden von den etwa 25 anwesenden Zuhörenden spannende Nachfragen zu den regionalen Besonderheiten gestellt, sowie Stärken und Kritikpunkte des Projekts tiefer diskutiert. Danach konnten sich die Interessierten noch am Infotisch mit reichlich Materialien zur politischen Bildung über die kurdische Bewegung sowie des Athener Projekts eindecken.

Die Veranstaltung war kostenfrei, jedoch betonten die Vertreter:innen des Gesellschaftszentrums die Dringlichkeit einer Spende für den Kurdischen Roten Halbmond (Heyva Sor a Kurdistanê e.V.), welcher derzeit konkrete Hilfe im Katastrophengebiet des verheerenden Erdbebens in der Grenzregion zwischen der Türkei und Syrien leistet.