US-amerikanische IS-Kommandantin zu 20 Jahren Haft verurteilt
Die mutmaßliche Anführerin des IS-Frauenbataillons in Raqqa, Allison Fluke-Ekren, wurde vom Bundesgericht im US-Staat Virginia zu 20 Jahren Haft verurteilt.
Die mutmaßliche Anführerin des IS-Frauenbataillons in Raqqa, Allison Fluke-Ekren, wurde vom Bundesgericht im US-Staat Virginia zu 20 Jahren Haft verurteilt.
Allison Fluke-Ekren aus dem US-Bundesstaat Kansas leitete in Raqqa das berüchtigte IS-Frauenbataillon Khatiba Nusaybah. Vor dem Bundesgericht von Virginia erhielt die heute 42-jährige US-Amerikanerin die Höchststrafe von 20 Jahren Haft wegen ihrer Führungsrolle im IS. Zuvor hatten auch ihre Kinder gegen sie detailliert ausgesagt und von Folter und sexualisierter Gewalt berichtet.
Fluke-Ekren gab zu, dass sie die Khatiba Nusaybah kommandierte. In dem IS-Frauenbataillon waren Frauen und Mädchen - einige erst zehn Jahre alt – organisiert und wurden trainiert, Waffen zu benutzen, Granaten einzusetzen und Sprengstoffgürtel zu zünden.
Eine von Fluke-Ekrens Töchtern gehörte zu denjenigen, die eine solche Ausbildung erhielten. Sowohl die Tochter als auch der älteste Sohn forderten den Richter auf, die Höchststrafe zu verhängen. Sie gaben an, von ihrer Mutter sexualisierte Gewalt und Folter erfahren zu haben. Fluke-Ekren leugnete die Misshandlungen und sexualisierte Gewalt.
Schwere physische Gewalt
Ihre Tochter Laila Ekren erklärte bei der Anhörung, dass „Lust an Macht und Kontrolle“ ihre Mutter dazu brachte, die Familie um die halbe Welt zu schleppen, um eine terroristische Gruppe zu finden, die es Fluke-Ekren ermöglichen würde, sich zu entfalten. Sie sagte, ihre Mutter sei geschickt darin geworden, die Misshandlungen zu verbergen, die sie ihr zugefügt habe. So beschrieb sie einen Vorfall, bei dem ihre Mutter ihr zur Strafe Läusemittel ins Gesicht schüttete, was zu Blasenbildung und Verbrennungen in den Augen führte. Fluke-Ekren versuchte dann, die Chemikalien vom Gesicht ihrer Tochter abzuwaschen, aber Laila wehrte sich: „Ich wollte, dass die Leute sehen, was für ein Mensch sie war. Ich wollte, dass ich blind werde.“ Die Tochter wurde gezwungen, einen IS-Mann zu heiraten, der sie dann vergewaltigte, als sie erst 13 Jahre alt war.
Über die Türkei nach Syrien eingereist
Gerichtsdokumenten zufolge reiste Allison Fluke-Ekren, auch bekannt als Allison Ekren, alias Umm Mohammed al-Amriki und alias Umm Mohammed 2008 aus den USA aus und beteiligte sich bis 2019 an verschiedenen dschihadistischen Terrororganisationen in Ägypten, Syrien, Libyen und dem Irak.
Ende 2012 reisten Fluke-Ekren, ihr zweiter Ehemann und weitere Personen von Libyen in die Türkei - ein typischer Weg für IS-Dschihadisten, die vom türkischen Staat direkt eingeflogen wurden. Kurze Zeit später fuhren sie von der Türkei nach Syrien. Nach etwa sechs Wochen kehrte Fluke-Ekren in die Türkei zurück, während ihr zweiter Ehemann in Syrien blieb. Fluke-Ekrens zweiter Ehemann stieg in den Reihen des IS auf und wurde schließlich der „Emir“ der IS-Scharfschützen in Syrien. Etwa Mitte 2014 reisten Fluke-Ekren zurück nach Syrien. Während sie sich in Syrien aufhielt erzählte Fluke-Ekren einem Zeugen von ihrem Wunsch, einen Anschlag in den Vereinigten Staaten zu verüben. Sie erklärte, sie könne ein Einkaufszentrum in den USA aufsuchen, ein mit Sprengstoff beladenes Fahrzeug im Keller oder in der Tiefgarage des Gebäudes abstellen und die Bombe mit einem Handy-Zünder zur Explosion bringen.
Aufstieg im IS
2015 zog Fluke-Ekren mit ihrem zweiten Ehemann von Syrien nach Mosul im Irak, wo sie vorübergehend in einem von IS kontrollierten Gebäude der Universität wohnten. Dort arbeitete sie als IS-Kader in der Frauenorganisierung. Mitte 2016 leitete und organisierte sie die Bemühungen zur Einrichtung eines Frauenzentrums in Raqqa. Dort boten sie und andere Personen Frauen und jungen Mädchen medizinische Dienste, Bildungsangebote über den Islamischen Staat, Kinderbetreuung und verschiedene Schulungen an. Als Leiterin des Zentrums unterstützte Fluke-Ekren auch andere weibliche IS-Mitglieder bei der Ausbildung zahlreicher Frauen und junger Mädchen im Umgang mit automatischen AK-47-Sturmgewehren, Granaten und Sprengstoffgürteln. Ende 2016 genehmigte der IS-Gouverneur von Raqqa die Gründung der „Khatiba Nusaybah“, die ihre Tätigkeit im Namen der Terrororganisation im Februar 2017 aufnahm.
Fluke-Ekren wurde im Januar 2022 gefasst und in die USA gebracht, wo ihr nun der Prozess gemacht wurde. Über ihre Festnahme und Überstellung in die USA liegen keine genaueren Informationen vor.