Unterkunft Tegel: Islamisten greifen kurdische Geflüchtete an

In der Unterkunft für Geflüchtete in Berlin-Tegel kam es zu einem neuen schweren Übergriff auf kurdische Bewohner:innen. Unterstützt vom Wachpersonal griffen Islamisten kurdische Geflüchtete an.

In der vom DRK betriebenen Notunterkunft für Geflüchtete in Berlin-Tegel ist es am Dienstag zu einem erneuten Angriff eines islamistischen Mobs auf Kurd:innen gekommen. Die Angreifer wurden Augenzeug:innen zufolge vom Wachpersonal tätlich unterstützt.

Schwere Anschuldigungen gegen Sicherheitspersonal: „Sie haben ihnen Messer gebracht“

Wie Kurd:innen aus der Unterkunft berichteten, begann der Angriff am Dienstagabend im Essensbereich. Etwa 40 bis 50 Personen versuchten den Bereich teilweise mit Messern und Stangen bewaffnet zu stürmen und riefen dabei den islamistischen Schlachtruf „Tekbir“. Die Kurd:innen wurden als „Ungläubige“ beschimpft und bedroht. Auch Sätze wie „Wir schneiden euch die Köpfe ab“ und „Was der IS nicht geschafft hat, machen wir mit euch“ sollen gefallen sein.

Laut Augenzeug:innen wurden die Angreifer von dem mit ihnen sympathisierenden Sicherheitspersonal unterstützt. Eine der Schutzsuchenden berichtete telefonisch gegenüber ANF: „Sie [das Sicherheitspersonal] haben uns auch beschimpft. Sie sind zu ihnen [den Islamisten] gegangen und haben sie informiert. Sie haben ihnen die Messer gebracht.“ Überprüfen lässt sich diese schwere Anschuldigung im Moment nicht, da selbst Journalist:innen, Rechtsbeistände oder Abgeordnete nicht ins Lager gelassen werden. Neben Rechtswält:innen hatte auch der Linkspolitiker Ferat Koçak als Mitglied des Berliner Abgeordnetenhauses versucht, sich direkt über die Lage in der Unterkunft zu informieren. Ihnen wurde jedoch der Einlass verwehrt.

Sicherheitspersonal und Polizei gehen gegen Kurd:innen vor

Als der Angriff begann, versuchten sich die Kurd:innen dem Bericht zufolge im Essensbereich zu schützen und zu verbarrikadieren und riefen die Polizei. Auf einem ANF vorliegenden Video ist das Vorgehen des Sicherheitspersonals gegen Kurd:innen zu sehen, während hinter ihnen Islamisten unter salafistischen Parolen vorrücken. Bei dem Angriff wurde einem Kurden die Hand gebrochen, zwei weitere Kurden erlitten Schnittverletzungen am Hals. Als die Polizei eintraf, ging sie gezielt gegen die kurdischen Bewohner:innen des Lagers vor. Dies mag auch an der Politik der Lagerleitung und fehlenden vertrauenswürdigen Übersetzer:innen liegen. In einer ANF vorliegenden Hausverbotsverfügung vom 28. November gegen einen kurdischen Flüchtling aus der Türkei heißt es: „G.A. provoziert einen Konflikt zwischen größeren Gruppen von Geflüchteten und gefährdet die Sicherheit im Ankunftszentrum.“ G.A. wurde festgenommen und offenbar in ein anderes Lager gebracht, sein genauer Aufenthaltsort ist unbekannt.

Wir sind Opfer von Verfolgung und werden hier erneut zu Opfern“

Die Situation der etwa 320 kurdischen Geflüchteten im Lager in Tegel stellt sich dramatisch dar. Sie befinden sich derzeit in einem Zelt und können dieses nicht verlassen. Auch der Besuch von behördlichen Terminen ist ihnen aus Angst von Übergriffen durch Islamisten und das Wachpersonal nicht möglich. Ein Betroffener erklärte gegenüber ANF: „Wir sind als Opfer von Verfolgung hierhergekommen und nun werden wir wieder zu Opfern von Gewalt und Verfolgung.“

Sicherheitsdienst sympathisiert mit Islamisten“

Der Kurde berichtete, dass der Sicherheitsdienst größtenteils mit Personal besetzt sei, das mit den Islamisten im Camp sympathisiere. Es handelt sich um den Sicherheitsdienst des Unternehmens Team Flex. Ob ein Subunternehmen dazwischengeschaltet wurde, ist nicht bekannt, da der Sicherheitsdienst keine Embleme trägt. Bewohner:innen der Unterkunft berichten von dem Verdacht, dass als Sicherheitskräfte insbesondere nachts illegal Beschäftigte eingesetzt würden. Diese würde schnell das Weite suchten, wenn Polizei käme. Bereits im September hatten sich 130 Frauen aus der Ukraine, die im Ankunftszentrum Tegel untergebracht waren, in einem Beschwerdebrief wegen der Zustände an die Senatsverwaltung für Soziales und an das DRK als Betreiber des Lagers gewendet. Dabei ging es unter anderem darum, dass männliches Sicherheitspersonal Frauen belästige und es immer wieder zu körperlichen Angriffen auf Bewohner:innen käme. Sie forderten den sofortigen Austausch des Sicherheitspersonals.