Europaweit haben Menschen vor französischen Konsulaten für die juristische Aufarbeitung des tödlichen Attentats auf die PKK-Mitbegründerin Sakine Cansız und ihre Weggefährtinnen Fidan Doğan und Leyla Şaylemez demonstriert. Die kurdischen Revolutionärinnen sind am 9. Januar 2013 von einem Auftragsmörder des türkischen Geheimdienstes MIT in Paris erschossen worden. Bis heute ist niemand für dieses Verbrechen zur Rechenschaft gezogen worden, der Auftragsmörder Ömer Güney kam vor Prozessbeginn in einem französischen Gefängnis ums Leben. Obwohl zahlreiche Erkenntnisse über direkte Verbindungen zur türkischen Staatsführung vorliegen, hat keiner der europäischen Staaten Konsequenzen gezogen. Ein von Angehörigen der ermordeten Frauen angestrengtes Verfahren zur Aufklärung des Attentats in Frankreich verläuft schleppend und ist offensichtlich politisch nicht gewollt.
Die zentrale Forderung bei den diesjährigen Aktivitäten zum neunten Todestag der drei Kurdinnen richtet sich daher direkt an die französische Regierung und wurde vor den Konsulaten deutlich gemacht.
Düsseldorf
Eine Kundgebung kurdischer Frauenräte aus Nordrhein-Westfalen vor dem französischen Konsulat in Düsseldorf begann mit einer Schweigeminute im Gedenken an Sakine Cansız, Fidan Doğan und Leyla Şaylemez. Die Aktivist:innen trugen Bilder der ermordeten Frauen und forderten, dass die Täter vor Gericht gestellt werden. Dayika Fevzi, die selbst ein Kind im kurdischen Befreiungskampf verloren hat, berichtete in einer Ansprache von einer Begegnung mit Sakine Cansız 1992 in Aleppo. Nach weiteren Reden wurde ein schwarzer Kranz vor dem Konsulat niedergelegt. Am Samstag findet in Düsseldorf eine Demonstration mit derselben Forderung statt.
Frankfurt
Auch in Frankfurt am Main wurde ein schwarzer Kranz vor dem französischen Konsulat niederlegt. Die Aktivistin Döne Güzel (TJK-E) erklärte bei der Kundgebung: „Unser Schmerz und unsere Wut sind noch so frisch wie vor neun Jahren. Als kurdische Frauen haben wir von Sakine Cansız ein Erbe übernommen, konkretes Beispiel ist die Frauenrevolution von Rojava.“ Eine Vertreterin von „Women Defend Rojava“ zitierte in einer Erklärung die Botschaft: „Ihr könnt alle Blumen ausreißen, aber den Frühling nicht verhindern.“ Zum Abschluss wurde symbolisch drei Schuhe und Nelken niedergelegt und Kerzen angezündet.
Hamburg
In Hamburg forderte der Frauenrat Rojbîn vor dem französischen Konsulat die vollständige Aufklärung der Morde. In Reden wurde an die drei ermordeten Frauen erinnert, es wurde ein Kranz mit der Forderung nach Aufklärung am Konsulat abgelegt.
Berlin
An einer Protestaktion vor der französischen Botschaft in Berlin nahmen Aktivist:innen des Frauenrats Dest-Dan, von „Women Defend Rojava“ und „Gemeinsam Kämpfen“, des ezidischen Frauenrats und des kurdischen Vereins Nav-Berlin teil. In Redebeiträgen wurde auf die Verantwortung Frankreichs hingewiesen. Die Polizei hinderte die Aktivist:innen an einer Kranzniederlegung und löste damit Empörung aus. Eine Frau rief: „Unsere Freundinnen sind mitten in Europa ermordet worden und wir dürfen nicht einmal aus Protest einen schwarzen Kranz niederlegen.“
Weitere Proteste fanden in Kassel und Saarbrücken sowie in der Schweiz, in Frankreich, Belgien, England und den Niederlanden statt. Für Samstag sind zahlreiche Demonstrationen mit derselben Forderung angekündigt.