Der Irak hat eine Dringlichkeitssitzung des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen (UN) zur türkischen Aggression gegen das Land beantragt. Das teilte der Sprecher des irakischen Außenministeriums, Ahmed Al-Sahaf, am Samstag in Bagdad mit. Grund ist die Bombardierung einer Ferienanlage in einem Dorf bei Zaxo in der Kurdistan-Region Irak, bei der am vergangenen Mittwoch neun Menschen ums Leben gekommen sind, darunter ein einjähriges Kleinkind. Mindestens 23 weitere Personen wurden teils schwerverletzt.
Der UN-Sicherheitsrat behandelt bereits eine vorangegangene Beschwerde des Iraks wegen des Angriffs. UN-Generalsekretär Antonio Guterres hatte ebenfalls eine dringende Untersuchung des Artilleriebeschusses gefordert. Unbestätigten Angaben zufolge soll das Gremium bereits in der kommenden Woche zu einer Dringlichkeitssitzung zusammenkommen. Es wird erwartet, dass die Sitzung hinter verschlossenen Türen stattfinden wird. Es liegt an Brasilien, das im Juli den Vorsitz im Sicherheitsrat innehat, den Termin zu bestätigen.
Ebenfalls am Samstag hielt das irakische Parlament eine Dringlichkeitssitzung ab, an der Außenminister Fuad Hussein, Verteidigungsminister Juma Inad und einige hochrangige Militärkommandeure teilnahmen, um über die Bombardierung irakischer Gebiete zu beraten. Der stellvertretende Kommandant des irakischen Joint Operations Command, Generalleutnant Abdul Amir al-Shammari, legte dem Parlament einen Bericht vor, wonach die Bombardierung der Ferienanlage in Zaxo durch 155-mm-Granaten aus türkischer Produktion erfolgt sei.
Der Irak hatte bereits früh die Türkei des Artillerieangriffs beschuldigt, die Regierung in Ankara bestreitet dies. „Wir haben die Überreste der Geschosse am Boden eingesammelt und in Bagdad von Experten untersuchen lassen. Wir können mit größter Wahrscheinlichkeit sagen, dass dieser Angriff vom türkischen Staat ausgeführt worden ist. Die Abschussstelle der Granaten befindet sich in sieben Kilometern Entfernung zum Angriffsziel“, sagte al-Shammari im Parlament.
Bei der Dringlichkeitssitzung wurde auch die türkische Militärpräsenz im Irak behandelt. Nach Angaben von Generalstabschef Abdel Emir Rashid Yarallah betreibt Ankara rund hundert Stützpunkte auf irakischem Territorium beziehungsweise in der Kurdistan-Region Irak, in denen etwa 4.000 Soldaten stationiert sind. Bei fünf dieser Basen handele es sich um Luftwaffenstützpunkte und Ausgangsbasen, die größten befinden sich in Zelkan und Mosul. Bei der Sitzung ist beschlossen worden, eine gemeinsame Untersuchungskommission von Regierungsbehörden und Militär zur Aufklärung des Angriffs auf Zaxo einzusetzen.