Im Juni hatte Şiwan Dawudî, ehemaliger Abgeordnete der Patriotischen Union Kurdistans (YNK) im irakischen Parlament, bekanntgegeben, ihm lägen Dokumente vor, die belegen, dass die ITC unter dem Deckmantel eines Sicherheitsdienstes eine Gruppe von 600 bewaffneten Milizionären aufgebaut habe.
Dawudî legte dar, die Mitglieder der bewaffneten Gruppe seien beim Generalstab in Ankara ausgebildet worden und erhielten einen Lohn von 400–700 Dollar monatlich vom türkischen Staat. Dawudî betonte, dass dies dem irakischen Gesetz widerspreche und er die entsprechenden Dokumente den irakischen Behörden vorlegen werde. Şiwan Dawudîs Aussagen wurden ebenfalls vom Mitglied des Vorstandsrats der YNK und ehemaligen Abgeordneten für die Region Kerkûk, Xalit Şiwanî, bestätigt.
Diese Vorwürfe wurden zunächst von etlichen Verantwortlichen der ITC zurückgewiesen. Einer von ihnen war Aydan Maruf, der immer noch im Rahmen des turkmenischen Kontingents im Parlament in Hewlêr sitzt.
Am Sonntag kam nun die Wende. Einer der Sprecher der ITC, Ali Müfit, gab offen den Aufbau einer bewaffneten Gruppe zu. Er begründete dieses Vorgehen mit den Worten: „Die Turkmenen hatten vor den Ereignissen am 16. Oktober eine solche Forderung. Wie bekannt ist, sind die turkmenischen Mitglieder von Hashd al-Shaabi außerhalb von Kerkûk. Die Kraft, von der die Rede ist, gehört zu einer Privatfirma. Die Aufgabe dieser Firma ist es, die Turkmenen in Kerkûk zu schützen.“
Cemal Şikur vom YNK-Verband von Kerkûk reagierte scharf auf Müftis Erklärung und betonte, eine solche Kraft stelle eine Gefahr für Kerkûk dar: „Jede Sicherheitskraft außerhalb der offiziellen Streitkräfte ist eine Miliz. Solche Kräfte nützen der Stadt nicht. Deswegen müssen sich alle Kräfte in den Rahmen der Sicherheitskräfte der irakischen Regierung einordnen.“
In Kerkûk befinden sich das irakische Militär, die Antiterror- und die Bundespolizei sowie 22 Brigaden und Abteilungen von Hashd al-Shaabi. Es gibt zwei sunnitische Brigaden und drei Divisionen, wie auch drei Divisionen schiitischer Turkmenen bei Hashd al-Shaabi.
Zu den Dokumenten, die Şiwan Dawudî der Regierung übergeben hat, gibt es von ihrer Seite noch keine Erklärung. Es fällt auf, dass die Sicherheitsfirma offiziell ebenfalls nicht mit dem Ziel gegründet worden war, eine militärische Kraft aufzustellen. Nach der Erklärung des ITC-Sprechers liegt der Ball wieder bei der irakischen Regierung, deren Haltung bisher unklar ist.