Soldaten der türkischen Armee haben in Colemêrg (tr. Hakkari) auf den 23-jährigen Hirten Şahap Şendol und den 17-jährigen Celil Ekinci geschossen. Der Angriff trug sich auf der Alm bei Çemêkurk (Derindere) an der türkischen Grenze nach Südkurdistan zu. Der Hirte Şendol befand sich auf der Suche nach seinen Schafen, während Celil Ekinci im Grenzhandel mit Zigaretten unterwegs war. Ohne Warnung eröffneten die Soldaten das Feuer auf die beiden und ließen sie anschließend einfach liegen. Die Verletzten wurden von Anwohner:innen in ein Krankenhaus in Südkurdistan gebracht. Während Şendol an der Hand verletzt wurde, erlitt Ekinci durch einen Durchschuß in den Rücken Bauchverletzungen und wird weiterhin behandelt. Der HDP-Abgeordnete Sait Dede veröffentlichte Aufnahmen von dem Angriff.
Dede: „Was ist mit dem Recht auf Leben?“
Der Abgeordnete erklärte über Twitter: „Die Aufnahmen zeigen zwei unbewaffnete zivile Jugendliche, die von Soldaten an der Grenze angeschossen wurden. Ich frage die Justiz, die entsprechend ihres Vernichtungskonzepts ihre Hand über die Täter hält und diese ermutigt: Nach welchen Gesetzen geht ihr vor, was ist mit dem Recht auf Leben?”
Der Bruder von Celil Ekinci, Reşat Ekinci, äußerte sich gegenüber der Nachrichtenagentur Mezopotamya folgendermaßen: „Mein kleiner Bruder war in den frühen Morgenstunden mit seinem Pferd nach Südkurdistan aufgebrochen. Später traf er Şahap Şendol, ein Verwandter von uns, der als Hirte arbeitet. Er hatte seine Schafe verloren. Celil ging zu ihm auf die türkische Seite der Grenze. Auf dem Weg zurück ins Dorf eröffneten die Soldaten aus einem Stützpunkt heraus ohne Vorwarnung das Feuer. Die ersten Schüsse töteten das Pferd, auf dem mein Bruder saß. Meinem Bruder wurde in den Rücken geschossen, die Kugel trat vorne wieder aus.“
„Sie schossen, um zu töten“
Ekinci berichtet weiter, dass die Verletzten stundenlang ohne Hilfe im Gelände lagen: „Die Soldaten haben geschossen, um meinen Bruder und Şahap zu töten. Wir erfuhren durch einen Anruf von Verwandten von dem Vorfall. Als wir in die Gegend kamen, sahen wir, dass die beiden Pferde tot waren und mein Bruder und Şahap verletzt bei den Pferden lagen. Die beiden Verletzten wurden schließlich von Menschen aus Südkurdistan auf dem Rücken ins Krankenhaus gebracht. Mein Bruder wird dort immer noch behandelt.“