Türkische Soldaten misshandeln Schutzsuchende aus dem Iran

Schutzsuchende werden an der türkischen Grenze immer wieder misshandelt und illegal zurückgewiesen. Das betrifft insbesondere auch Menschen, die vor der Repression des iranischen Regimes fliehen.

Die mit EU-Unterstützung hochgerüstete türkische Ostgrenze trennt Nordkurdistan von Ostkurdistan. An dieser Grenze sterben regelmäßig Schutzsuchende und es werden immer neue Fälle von Misshandlungen und Folterungen bekannt. Es liegen Berichte vor, nach denen Schutzsuchende an der Grenze von Soldaten nackt ausgezogen und geschlagen werden. Oft werden Menschen bei Minusgraden tagelang im Schnee festgehalten. Anschließend kommt es meist zu illegalen Zurückweisungen in den Iran.

Die Zahl der Menschen, die aus dem Iran fliehen, ist aufgrund der wachsenden Repression des Regimes mit den Aufständen nach der Ermordung von Jina Amini gestiegen. Hunderte wurden im Iran und Rojhilat ermordet, Tausende inhaftiert und vielen droht die Todesstrafe. Daher ist Wan in Nordkurdistan häufig das erste Ziel von Menschen, die einen Weg aus den Händen des iranischen Regimes suchen. Doch aus dem Iran kommen sie vom Regen in die Traufe, vor allem wenn sie von türkischen Soldaten an der Grenze aufgegriffen werden. So wurde im Dezember eine Gruppe von Menschen aus dem Iran auf dem Weg nach Wan von türkischen Soldaten gefangen genommen, ausgezogen und gezwungen, sich nackt auf den Schnee zu legen. Die Betroffenen im Alter zwischen 15 und 30 Jahren wurde von türkischen Soldaten stundenlang schwer misshandelt.

Nach den Misshandlungen wurden die Schutzsuchenden nackt auf der iranischen Seite der Grenze zurückgelassen. Einer von ihnen hat sich zu den Geschehnissen geäußert. Aus Sicherheitsgründen ist der 35-Jährige anonymisiert. Er berichtet: „Ich lebe in Teheran. Nach der Ermordung von Jina Amini habe ich auf den Plätzen gegen das Regime gekämpft. Wir haben nie nachgegeben. Das Regime hat herausgefunden, dass ich mich dem Widerstand angeschlossen habe. Deshalb wurde fast jeden Tag meine Wohnung durchsucht. Meine Familienangehörigen wurden immer wieder verschleppt und misshandelt. Meine Familie wollte nicht, dass ich getötet werde, also schickte sie mich in die Türkei. Ich wollte das nicht, ich wollte den Widerstand fortsetzen, aber das Regime hat meiner Familie mit dem Tod gedroht. Als ich aus dem Iran nach Wan kam, nahmen türkische Soldaten mich und fünf weitere Personen, die mit mir kamen, gefangen. Sie haben uns tagelang gefoltert. Sie quälten uns stundenlang bei Minusgraden im Schnee. Wir waren mit Narben und blauen Flecken übersät. Das Militär ließ uns dann auf der iranischen Seite zurück. Um dem iranischen Staat nicht in die Hände zu fallen, bin ich auf anderem Wege auf die türkische Seite zurückgekehrt.“