Türkische Polizei greift CSD mit Plastikpatronen und Hunden an

Die 16. LGBTI+ Pride-Demonstration in Istanbul ist vom Gouverneur verboten worden. Die Polizei griff die Demonstration, die trotz des Verbots stattfand, mit Schlagstöcken, Hunden und Plastikpatronen an. Es gab viele Verletzte und Festnahmen.

Die Teilnehmer*innen der LGBTI+ Pride-Demonstration gingen trotz Verbot durch den Gouverneur auf die Straße. Da die Polizei alle Zuwege, die zur Istiklal Caddesi am Taksim führen abgesperrt hatte, versammelten sich die Aktivist*innen an der Mis Sokak. Die Polizei entschied an der Kleidung, wer auf die Istiklal Caddesi durfte und wer in ihren Augen zu sehr „nach CSD-Teilnehmer*in“ aussah.

Nach Verhandlungen erlaubte die Polizei eine Kundgebung in der Mis Sokak. Dort versammelten sich Hunderte Demonstrant*innen unter der Parole „Liebe, Liebe, Freiheit – Weg mit dem Hass“. In Redebeiträgen wurde das Verbot durch den Gouverneur scharf kritisiert: „Der Gouverneur hat sich mal wieder selbst ermächtigt und das Verbrechen, einen Teil der Gesellschaft zu diskriminieren, begangen. Die Entscheidung des Gouverneurs ist Ausdruck von Hass und nicht legitim. Genau aus diesem Grund sind die Pride-Demonstrationen wichtig und müssen stattfinden. Wir sind trotz all der vergeblichen Anstrengungen, uns zu behindern, mit unserer Würde hier und erkennen diese Verbote nicht an.“

Die Erklärung lautete weiter: „Die für die Entscheidung vom Gouverneur angegebenen Sicherheitsbedenken sind einfach nur lächerlich. Bevor diese Demonstration verboten worden ist, hat sie drei Jahre lang friedlich stattgefunden. Die Demonstrationen wurden immer größer und durch ihre Existenz bekamen wir, mit dem Hass konfrontierte LGBTI+ Menschen, Selbstvertrauen und Sicherheit. Unsere Stimme wurde auf diese Weise hörbar. Die Hassverbrechen des Staates gegen diese Demonstrationen, die Polizeigewalt, wurden unbestreitbar sichtbar. Wir sind wie jedes Jahr wieder hier auf der Straße. Unsere Klagen, unsere Rufe und unsere Parolen hallen durch diese Straßen. Wir vermissen unsere Demonstrationen, an denen Tausende teilnahmen und auf denen wir unsere Sichtbarkeit feierten, sehr. Das hat uns Würde und damit auch Kraft gegeben und wir verspotten diejenigen, die uns in die Schranken weisen wollen.“

Nach der Erklärung tanzten die Teilnehmer*innen Halay und riefen Parolen. Aus den Cafés wurde Musik gespielt und die Menschen feierten ausgelassen, als die Polizei über Lautsprecher die Auflösung befahl. Als die Teilnehmer*innen gegen diese Willkürmaßnahme protestierten, griff die Polizei mit Plastikpatronen mit Pfefferspray an. Die Teilnehmer*innen wurden mit Hunden durch die Straßen gejagt und viele Personen brutal festgenommen.

In den Abendstunden fand ein weiterer Polizeiangriff auf LGBTI+ in Cihangir statt.